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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN
Autoren: Unbekannter Autor
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gefallen, was Ihr vorgefunden habt. Ihr dürstet nach Rache, wenngleich mich ehrlich verwundert, dass der Lord von Hawkstone noch nicht Wut schnaubend auf meiner Schwelle steht. Ich hatte angenommen, es wäre ihm ein besonderes Vergnügen, mir das Messer an die Kehle zu setzen.«
    »Er ist mit Befehlen des Königs über den Kanal nach Hause gesegelt«, entgegnete Ryan betont neutral. »Seine Majestät hat geruht, ihn und seine Männer frei zu geben. Hawkstone braucht jede Hand für Saat und Ernte. Der englische König besitzt nur ein sehr kleines stehendes Heer. Im Kriegsfall sind die normannischen Edelmänner und die sächsischen Thane verpflichtet, ihm je nach Größe ihres Lehens Bewaffnete zu stellen und dieselben auch auszurüsten. Dies ist nun jedoch kein Kriegsfall mehr.«
    »Ist diese Abreise Euer Werk? Habt Ihr ihm nichts von Eurem Besuch bei Roselynne gesagt?« Der Graf musterte ihn aus schmalen, neugierigen Augen. »Wenn ja, frage ich mich warum. Was führt Ihr im Schilde?«
    »Es gibt einen Befehl des Königs, den Ihr zu erfüllen habt, damit Ihr dieses Dokument erhaltet«, überging der Baron eine direkte Antwort. »Er hat darüber entschieden, was mit dem größten Teil Eures Vermögen und mit Eurem Lehen passieren soll. Er fordert Euer Wort, dass Ihr ohne Widerspruch tut, was er verlangt.«
    »Wenn es mit meinem christlichen Gewissen und meiner Ehre zu vereinbaren ist, so gebe ich mein Wort.«
    Der Normanne verzog keine Miene, und die kristallklaren Augen schienen bar jeden Gefühls und jeder menschlichen Regung. Leblose Glasmurmeln, mit der' schwarzen Pupille in ihrem Mittelpunkt.
    »Eure Ehre wird nicht angetastet«, versprach der Baron ebenso kühl. »Ihr habt eine Edeldame zur Gemahlin zu nehmen, die Euch der König ausgesucht hat und die Euren Namen und Euer Vermögen erhält. Euch ist indes nicht gestattet, aus dieser Ehe Vorteile zu ziehen. Ihr seht die Dame nur vor dem Altar, danach trennen sich Eure Wege für immer. Weder ist es Euch erlaubt, das Leben noch das Lager mit ihr zu teilen.«
    »Welche Edeldame?«
    »Das ist nicht von Interesse. Schwört - oder ich übergebe Euch dem Henker.«
    »Wie raffiniert von Rufus.« Ein geisterhaftes, aber anerkennendes Lächeln zuckte um die feinen Mundwinkel des Grafen. »Ich beuge mich dem Plan eines meisterlichen Strategen.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Nichts. Ich durchschaue lediglich den genialen Plan. Rufus vermeidet auf diese Weise, als Dummkopf dazustehen, der einen Spion des Bruders am eigenen Hofe empfangen und mit Freundschaft ausgezeichnet hat. Vermutlich muss ich eine seiner zahllosen Schwestern heiraten, die bereits verwitwet und vertrocknet sind. Auf diese Weise kommt er in den Genuss meiner Liegenschaften und meines Vermögens und gibt sich gleichzeitig den Anschein, ich hätte für ihn und diese fabelhafte Partie die Fronten gewechselt. Jetzt belohnt er mich und bedauert sicher in aller Öffentlichkeit, dass ich mich entschieden habe, mein Leben zum Wohl der Christenheit zu opfern. Er wird Krokodilstränen unsäglicher Erleichterung vergießen, wenn er die Nachricht erhält, dass es mir gelungen ist.«
    »Gott behüte!« Ryan fuhr sich in einer Geste durch die Haare, die seine Gemahlin auf der Stelle als Ratlosigkeit entlarvt hätte. »Sind das die verschlungenen Wege Eures Gehirnes? Ihr seht mich verblüfft!«
    »Zufrieden dürfte das geeignetere Wort sein, oder täusche ich mich?«
    »Spart Euch Euren Spott«, knurrte der Sachse unwillig. »Leistet Euren Eid, und wir reiten zu dieser Farce von einer Eheschließung. Ich kann nicht sagen, dass ich mehr erfreut darüber bin als Ihr. Müsste ich mich nicht besseren Argumenten beugen, ich sähe Euch viel lieber am Galgen als vor diesem Altar, das dürft Ihr mir glauben.«
    Justin d'Amonceux hob in spöttischer Zustimmung die Schultern, aber da ihm die Geste Schmerzen bereitete, entbehrte sie der üblichen Eleganz.
    »Reicht mir Euer Schwert, damit ich mein Wort auf das Kreuz schwören kann, das sein Schatten wirft«, fügte er sich den Befehlen. »Ich wüsste nicht, was es für einen Sinn haben sollte, gegen den Wunsch Seiner Majestät zu opponieren. Ich werde mich persönlich darum bemühen, dass er die wohlhabende und in Kürze verwitwete Dame an einen seiner Gefährten verheiraten kann.«
    Die völlige Gleichgültigkeit, mit der sich der Normanne in den Pakt fügte, verärgerte den Baron ungemein. All die Winkelzüge, die er ersonnen hatte, um den Lord von Hawkstone aus dem Weg zu
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