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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN
Autoren: Unbekannter Autor
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finstere Qual gespürt, aber ich wusste nicht, dass sie eine Warnung vor meinem eigenen Schicksal sein sollte. Er wäre zum ersten und einzigen Male mit meinem Handeln einverstanden, wenn ich diesen Stab breche, den der König in meine zitternden Hände legt.«
    »Heilige Mutter Gottes, du weißt nicht, was du sagst, Kind!«, rief die Äbtissin entsetzt.
    »Ich weiß es nur zu gut, ehrwürdige Mutter. Ihr seht es um des Kindes willen gern, wenn diese Ehe geschlossen wird, das ist mir klar. Aber mich stellt der König vor die schreckliche Wahl zwischen dem Wohl des Kindes und dem seines Vaters. Wenn ich ihm meine Hand reiche, wird er mich auf ewig hassen, weil er denken muss, dass ich es aus niedrigen Gründen tue!«
    »Dann sag ihm endlich, dass du sein Kind trägst«, verlor die Abtissin ihre Geduld. »Wenn's nicht dein Schwager ohnehin schon getan hat.«
    »Nein«, Roselynne schüttelte den Kopf mit der weißen Haube. »Er hat mir sein Wort gegeben, und darauf kann ich mich verlassen. Justin darf nie von dem Kind erfahren. Er würde nicht glauben, dass er der Vater ist, aber er würde um der Ehre willen und ohne jedes Gefühl an meiner Seite bleiben. Denkt Ihr, das will ich ihm zumuten? Das Einzige, was ich ihm geben kann ist die Freiheit, im ehrenhaften Kampf zu fallen. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn einmal in den Tod schicken werde.«
    »Ich begreife dich nicht. Du sagst, du liebst ihn. Was ist das für eine Liebe, die ihn fortschickt?«, beschwerte sich Laurentine du Gard verbittert.
    »Eine Liebe, die nichts fordert, nichts verlangt, sondern nur gibt«, wisperte Roselynne mit erstickter Stimme. »Ist es nicht genau das, was die Bibel uns zu tun befiehlt, ehrwürdige Mutter?«
    Es missfiel der Mutter Oberin, auch noch mit solchen Argumenten zum Schweigen gebracht zu werden. Die junge Frau sah es an den verkniffenen Falten um ihren Mund und an der Weise, wie sie die Hände rang.
    »Versucht mich zu verstehen«, bat sie flehentlich. »Ihr wisst, was Justin zu dem Mann gemacht hat, der er ist. Denkt Ihr, er würde einer Frau vertrauen? Es ist zu viel zwischen uns geschehen, wir können nicht mehr zurück. Wir haben beide den Augenblick der Wahrheit verstreichen lassen und uns zu schlimm verletzt.«
    Sie griff nach dem Brief des Königs und faltete ihn sorgsam. Die Äbtissin fragte sich unwillkürlich, was sie damit tun wollte. Ihn für das Kind bewahren, von dem sie so hartnäckig behauptete, es würde ein Mädchen? Wenn ja, dann wurde es die Erbin eines Vermögens und wie seine Mutter ein machtloses Pfand in der Hand von Königen und Fürsten. Durfte man einem geliebten Menschen ein solches Los wünschen?
    »Ich benötige ein Gewand«, riss Roselynne die Klosterfrau aus ihren Überlegungen. »Am besten eine Tunika, die gerade fällt und weit geschnürt werden kann, sowie einen weiten Umhang. Ich kann nicht im Nonnenhabit vor den Altar treten.«
    »Nun, wenn du keine modischen Finessen verlangst, werden wir etwas für dich finden«, erhob sich Mutter Laurentine von ihrem Betstuhl. »Immerhin können wir dafür sorgen, dass du wie eine Gräfin d'Amonceux aussiehst und nicht wie eine Bettlerin.«
    Roselynne schwieg. Ihr ging es lediglich darum, dass die Falten dieses Gewandes ihren Zustand verbargen. Wenn sie sich wenigstens für die Zeit der Trauung schnürte, konnte sie ihr Geheimnis unter Mengen von Stoff verbergen. So wie sie ihre Gefühle für den Vater dieses Kindes in den Tiefen ihrer verletzten Seele verstecken musste.

24. Kapitel
    »Das ist nicht Euer Ernst!«
    Der Graf von d'Amonceux zügelte sein Pferd an der Wegkreuzung und warf dem Reiter an seiner Seite einen düsteren Blick zu. Sie hatten einen scharfen Ritt hinter sich und ihre Begleiter waren schon vor Stunden zurückgefallen. Sie würden sich am Ziel wieder sehen.
    Ryan of Hythe, der nur einen leichten Harnisch unter dem Waffenrock trug und dessen blonde Mähne in der Sonne glänzte, verzichtete darauf, sich ahnungslos zu stellen. Er hatte eine zu hohe Achtung vor der Intelligenz des Mannes, den er eskortierte, um mit dergleichen Zeit zu verschwenden, und wartete bereits seit ein paar Meilen auf diese verdrossene Reaktion.
    »Mit ein wenig Nachdenken hättet Ihr es von selbst herausfinden können«, erwiderte er provozierend. »Denkt Ihr, der König erlaubt, dass Ihr Roselynne zum zweiten Male entführt, ohne dafür gerade stehen zu müssen? Natürlich werdet Ihr das Mädchen heiraten.«
    »Sie hat den Schleier genommen«, zügelte Justin den
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