Herz im Spiel (German Edition)
Nachricht gegeben, sie möge Marianne unterstützen und dafür sorgen, dass sie zum ersten September nach Reading reise. Er hatte ihr eine Unterkunft in der Stadt besorgt, im Hause einer Witwe, die ein Zimmer an eine „anständige junge Dame“ zu vergeben hatte.
Aber sie musste den Umzug von Kingsbrook nach Reading selbst bewerkstelligen, allein – wenn man Candy nicht mitzählte, James oder Mrs Rawlins, die ihr einen Korb mit Speisen und Getränken mitgab, sodass Marianne auf ihrem gefahrvollen Weg in die Stadt bei Kräften blieb. Oder Rickers und die allgegenwärtige, besorgte Mrs River.
„Haben Sie Ihre Tasche? Ihre Handschuhe? Wo hat James nur Mrs Rawlins’ Korb hingestellt? Ach, dort auf den Boden. Rickers wird Sie direkt zum Haus dieser Mrs Simmons’ fahren. Mrs Desmond hat genaue Anweisungen hinterlassen. Wirklich, ich verstehe einfach nicht, warum er nicht selbst kommen konnte.“
„Ich werde ihm sagen, dass Sie sehr aufgebracht waren“, versicherte Marianne Mrs River, die in heller Aufregung um die wartende Kutsche herumlief.
„Rickers, ist dieser Koffer richtig festgeschnallt? Ich möchte nicht, dass Miss Mariannes Kleider auf der Fahrt hinter dem Wagen herflattern.“
„Hab’ ihn selbst festgemacht, Mrs River“, brummte Rickers. „Und alle Riemen nachgezogen. Falls wir jemals aufbrechen können, wird er bestimmt unversehrt in Reading ankommen.“
„Vermutlich. Es sieht so aus, als wäre alles bereit. Und schreiben Sie mir, Miss Trenton. Ich bin überzeugt, dass Mr Desmond sich um Ihr Wohlergehen kümmern wird, aber Sie wissen ja, dass wir alle hier uns Sorgen um Sie machen“, sagte Mrs River und nickte zögernd.
„Ich weiß“, meinte Marianne lächelnd. „Aber Rickers wird mich sicher zur Witwe Simmons bringen, und nach deren Brief zu urteilen, wird sie mindestens so gut auf mich aufpassen wie Sie. Also brauchen Sie keine Angst zu haben. Der Weg ist doch nur halb so weit wie zur Akademie nach Farnham.“
„Ja, aber die Akademie war ein ruhiges Institut für junge Damen. Jetzt fahren Sie in eine große Stadt, an eine Universität für Männer . Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass ich da keinen Grund zur Aufregung habe.“
„Das würde mir nie einfallen. Selbst wenn ich ins Kloster ginge, würden Sie noch etwas finden, worüber Sie sich sorgen könnten“, neckte Marianne die Wirtschafterin.
„Zweifellos würde ich das.“ Mrs River lächelte und tätschelte Marianne die Wange. „Geben Sie auf sich acht“, riet sie.
Marianne und Rickers fuhren nach Reading hinein, als die Sonne bereits sank und Bäume und Gebäude lange Schatten warfen. Nachdem er sich in den Wohnstraßen zweimal verfahren hatte, fand Rickers endlich das kleine Haus der Witwe Simmons’. Auf der Straße vor dem Häuschen wartete ein Fremder, genau die Art finsterer Gestalt, vor der Mrs River Marianne gewarnt hatte.
„Miss Trenton?“ Bevor Rickers vom Kutschbock klettern konnte, hatte der Jüngling schon den Schlag aufgerissen, spähte hinein und versuchte, in dem dunklen Inneren etwas zu erkennen.
„Ja?“, fragte Marianne zurück.
„Der Professor hat mich geschickt, damit ich Ihnen helfe, sich einzurichten.“
„Der Professor?“
„So ist es, Miss. Ach, tut mir leid. Mein Name ist Bernie Brewster. Kommen Sie, ich nehme diesen Korb. Auf geht’s. Ganz vorsichtig jetzt. Wie war Ihre Fahrt? Lassen Sie sich heraushelfen.“
Marianne lächelte, nahm die Hand, die er ihr entgegenstreckte, und stieg aus der Kutsche. Nicht nur die roten Wangen des jungen Mannes wirkten rund und gesund, sondern auch seine ganze Statur. In seinen mittleren Jahren würde er wahrscheinlich einen ordentlichen Bauch entwickeln. Sein Haar war rotbraun und sein Gesicht reichlich mit Sommersprossen übersät.
„Ich danke Ihnen, Sir“, sagte Marianne. „Und ich bin sicher, Rickers wird sich freuen, wenn Sie ihm helfen, meine Sachen hineinzutragen, falls Ihnen das nichts ausmacht.“
„Dazu bin ich ja hier“, erwiderte Brewster fröhlich.
Marianne überließ es Rickers und ihrem zur rechten Zeit aufgetauchten Helfer, ihre Taschen zu holen und den großen Koffer von der Rückwand des Wagens loszuschnallen. Sie ging zur Tür und klopfte, obwohl sie am Fenster ein neugieriges Gesicht gesehen hatte und nicht glauben konnte, dass ihr Kommen eine Überraschung darstellte.
Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet.
„Mrs Simmons? Ich bin Miss Marianne Trenton.“
„Und wen haben Sie da bei sich?“
Die Tür stand
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