Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz im Spiel (German Edition)

Herz im Spiel (German Edition)

Titel: Herz im Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
Vom Netzwerk:
der Straße war, kehrte Marianne wieder in Mrs Simmons’ Haus zurück.
    „Sie wollen sich jetzt sicher einrichten“, meinte die Witwe, sobald Marianne die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Eigentlich hätte Marianne viel lieber etwas Gesellschaft gehabt, aber was blieb ihr übrig? So ging sie die Treppe hinauf und in ihr Zimmer.
    In dieser Nacht schlief Marianne schlecht. Sie konnte in dem schmalen Bett, in dem unbekannten Raum nicht zur Ruhe kommen, und als es Morgen wurde, waren ihre Lider so schwer, dass sie kaum die Kraft hatte, die Augen zu öffnen.
    Aber sie behalf sich mit einer reichlich bemessenen Menge kalten Wassers aus Mrs Simmons’ Pumpe, und um acht Uhr war sie für ihren ersten Tag an der Universität gewaschen, gekämmt und angekleidet.
    Marianne straffte tapfer die Schultern, eine Bewegung, die so typisch für sie war, und schickte sich an, allein und zu Fuß zur Universität zu gehen. Sie fühlte sich aufgeregt und ängstlich zugleich. Als sie gerade den Schal um die Schultern legte, hämmerte jemand an die Vordertür. Marianne fuhr zusammen, und Mrs Simmons kam schimpfend aus der Küche, um dem flegelhaften Besucher zu öffnen.
    Vor der Tür stand fröhlich und strahlend Mr Brewster. „Morgen, Ma’am. Ich wollte Miss Trenton abholen.“
    Mrs Simmons runzelte leicht die Stirn, doch Marianne eilte zur Tür. Vor Erleichterung zitterten ihr die Knie. „Oh, vielen Dank, Mr Brewster“, rief sie, und falls Bernie der Empfang unangenehm gewesen war, wurde er durch ihr dankbares Lächeln großzügig entschädigt.
    Sobald sie in dem kleinen zweirädrigen Wagen saßen, plauderte Brewster munter drauflos. „Ich bin noch nie mit einem Mädchen in einem Seminar gewesen“, begann er. „Das wird ein Spaß, meinen Sie nicht auch? Nicht, dass Sie normalerweise die gleichen Vorlesungen wie ich besuchen. Sie müssen wissen, dass ich im zweiten Studienjahr bin. Aber Sie haben sich für mein Literaturseminar qualifiziert. Die anderen Kommilitonen waren beeindruckt. Und dabei haben sie Sie noch nicht mal gesehen.“ Brewster grinste so verwegen, wie es ihm möglich war, und Marianne gab sich geschlagen und erwiderte sein Lächeln.
    Offenkundig war sie Gegenstand allgemeinen Interesses, und ihre gesamte schulischeLaufbahn war an der Universität Gesprächsthema gewesen. Aber wenn alle Studenten so harmlos waren wie der junge Mr Brewster, konnte das nur von Vorteil sein.
    „Wir befinden uns übrigens auf dem Weg zum Seminar für klassische Literatur“, bemerkte der junge Mann. Er wurde von der Turmuhr unterbrochen, die Viertel vor acht schlug. „Tatsächlich“, fuhr er fort, nachdem das Läuten aufgehört hatte, „kommen wir sehr wahrscheinlich zu spät zu unserer ersten Unterrichtsstunde.“
    Er ließ die Zügel knallen und trieb das Pferd zur Eile. Das fiel zwar in einen schnelleren Trab, wollte sich aber nicht zum Galopp nötigen lassen.
    Marianne klammerte sich an den Rand des Wagens, der die Straße entlangholperte. Bei Brewsters Worten war ihr fast das Herz stehen geblieben. Sie hatte wahrhaftig keine Lust, bei dieser ersten Unterrichtsstunde verspätet zu erscheinen, und das vor einem Publikum aus einem Dutzend neugieriger junger Männer und einem missbilligenden Dozenten.
    Brewster schien entschlossen, diesen misslichen Fall zu verhindern, der angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit fast mit Sicherheit eintreten würde. Dennoch steuerte der junge Mann das Pferd ohne Rücksicht auf Verluste über die schmalen Wege des Universitätsgeländes und verfehlte mehr als einmal einen verspäteten Studenten, der zur Vorlesung eilte, nur um Zentimeter. Die Wege waren jedoch verlassen, als er endlich das Pferd vor einem der alten Backsteingebäude zum Stehen brachte, absprang und das Tier an dem Pfosten festband.
    Der junge Mann zog Marianne aus dem Wagen. Dann nahm er ihre Hand, rannte mit Marianne die Treppe hinauf und stieß die Tür auf.
    Die Halle war kühl und dunkel. Die Decke war hoch, was jeden Laut verstärkte. Diese Hallen waren dazu da, auf leisen Sohlen und mit nachdenklich gesenktem Haupt betreten zu werden. Brewster indessen fuhr fort, Marianne eilig hinter sich herzuzerren, sodass ihre Schritte laut durch die Gewölbe hallten.
    Endlich blieb Bernie vor einer Tür stehen. Als er sie öffnete, stellte Marianne fest, dass sie sich am rückwärtigen Ende eines Raums befanden, indem zehn oder fünfzehn junge Männer saßen. Diejenigen, die sich bei ihrem Eintreten nicht umgewandt hatten, sahen

Weitere Kostenlose Bücher