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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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noch die Hauptstadt der Exilkubaner und aßen in der Calle Ocho in einem schnuckeligen kubanischen Restaurant zu Abend.
    Am nächsten Morgen hatte ich noch vorgeschlagen, uns die Everglades samt Alligatoren vorzunehmen. Nach acht Stunden Schlaf strotzte ich schon wieder vor Tatendrang.
    Â»Spar dir das für einen Urlaub mit Inka auf.« Mum hatte mich kopfschüttelnd aus dem Hotel geschoben. Plötzlich war sie kein bisschen mehr an Bildung auf Reisen interessiert gewesen. Oder vielleicht hatte sie einfach Angst vor Alligatoren.

Ich erwachte aus meinem Tagtraum und konzentrierte mich wieder auf das, was nun vor uns lag. So spannend Miami auch war, ich konnte es kaum erwarten, an Bord der MSC Harmony zu gehen. Ferien auf einem Fünf-Sterne-Kreuzfahrtschiff, das waren einfach grandiose Aussichten!
    Mum griff nach ihrer Handtasche, der Kamera und der Einkaufstüte, in der sich ihre Last-Minute-Kosmetik befand. Gleich würde sie einen letzten Blick in ihren Taschenspiegel werfen, um ihr Aussehen zu überprüfen, und dann stünden wir schon am Pier. Bereit, die Gangway zu erklimmen.
    Â»Jetzt, wo der eigentliche Beginn unserer Reise zum Greifen nah ist, sollte ich dich vermutlich über De- und Embarkation aufklären. Und über ein paar andere Kleinigkeiten, die du wissen solltest, bevor wir an Bord gehen«, sagte Mum in einem Ton, der die Chefhostess in ihr zum Vorschein kommen ließ. Sie klappte zufrieden ihren Taschenspiegel zusammen – alles okay in ihrem Gesicht – und setzte zu einer ausführlichen Erklärung an, doch ich fiel ihr ins Wort.
    Â»Du meinst das Aus- und Einsteigen von Gästen und Crew?« Ich sah sie mit schelmischem Lächeln an. »Die, für die die Reise heute zu Ende gegangen ist, mussten schon um Punkt acht von Bord und wir, für die sie beginnt, checken lässig um vier ein«, referierte ich.
    Â»Sieh an, da kennt sich jemand richtig gut aus.« Mum schenkte mir einen Blick, in dem stille Anerkennung lag.
    Â»Man geht schließlich nicht jeden Tag auf Karibikkreuzfahrt«, erwiderte ich. »Außerdem fühlte ich mich als deine Tochter dazu verpflichtet, mich einzulesen.«
    Â»Warum ziehst du mich ständig damit auf, dass ich mich ein bisschen informiere?«, fragte Mum kopfschüttelnd.
    Ich lachte auf. »Ein bisschen informieren ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts!«
    Ich stopfte die Neon in meine Tasche und Mum schob sich die Riemchen ihrer Sandalen hoch. Startklar!
    Als unser Taxi am Pier hielt, entdeckte ich ein Transparent vor der Gangway: The world ist waiting. Get out there!
    Â»Nette Aufforderung«, murmelte ich, während ich meine Siebensachen zusammensuchte.
    Ein Shuttlebus überholte uns und öffnete dann seine Türen. Ein Schwung Menschen stieg drängelnd und schubsend aus. Die Stimmung war lebhaft bis aufgekratzt.
    Ich tippte Mum aufgeregt an die Schulter und deutete auf all die Menschen. »Ich finde, die sehen wie kleine krabbelnde Käfer aus. Hoffentlich beißen die nicht!«
    Â»Dann beißen wir eben zurück.« Mum zeigte ihre Zähne und fauchte, und ich lachte, weil ihr aufgerissener Mund und ihre kleinen Augenschlitze zu komisch aussahen.
    Doch dann wurde der Ausdruck meiner Mutter wieder ge schäftsmäßig. »Hast du die Rufumleitung aktiviert und die Mailbox ausgeschaltet?«, wollte sie wissen, während sie in ihrem Portemonnaie nach Scheinen für den Taxifahrer suchte.
    Ich nickte bekümmert und warf einen sehnsüchtigen Blick auf mein Smartphone in der Tasche. »Du bist zurzeit leider nur nette Dekoration«, klagte ich seufzend. Die Sache mit dem Handy war der Knackpunkt meiner Traumreise. Telefonieren war an Bord so teuer, dass man verrückt wäre, sein Handy zu benutzen. Doch immerhin wäre es möglich, zu mailen und zu skypen.
    Mum war inzwischen aus dem Taxi gestiegen und sprach wild gestikulierend mit dem Fahrer, während ich wie festgewachsen auf der Rückbank saß und mich kaum vom Treiben draußen losreißen konnte.
    Nach einer Weile klopfte Mum energisch gegen die Scheibe. »Träumen geht am besten auf einer Karibikinsel, Katja.«
    Mein Kopf ruckte nach links. »Komme schon!«
    Rasch griff ich nach meinen Taschen und stieg aus dem Wagen. Kaum draußen, spürte ich, wie die Hitze des Nachmittags mir mit voller Wucht entgegenschlug. Es fühlte sich an wie unter einem Heizstrahler.
    Ich atmete

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