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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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Wütend kniff sie die Lippen zusammen, dann schnappte sie sich meine Reisetasche und stapfte mit energischen Schritten den schmalen, grob gepflasterten Weg entlang auf das hintere Cottage zu.
    Das Herz klopfte mir bis zum Hals, und ich spürte, wie sich in meinem Nacken feine Schweißperlen bildeten. Konnte es möglich sein, dass die Geschichte mit Mam etwas mit Javen Spinx zu tun hatte? Es war nicht mehr als eine Ahnung und eigentlich auch ein ziemlich verrückter Gedanke, doch ich würde mir auf der Stelle Gewissheit verschaffen.
    Mit zitternden Fingern ertastete ich das Handy, zog es heraus und schaltete es ein. Es dauerte viel zu lange, bis ich meine Pin eingeben konnte und unsere Telefonnummer auf dem Display erschien. Das Tuten sprang auf meinem Trommelfell herum wie auf einem Trampolin und wurde von Mal zu Mal lauter, sodass es einer Wohltat gleichkam, als es endlich unterbrochen wurde.
    Â»Saller«, meldete sich meine Mutter. »Bist du das, mein Schatz?«
    Â»Ja, Mam, ich bin angekommen«, sagte ich gepresst.
    Â»Oje, du klingst aber gar nicht gut!«, rief sie. »War es wirklich so schlimm?«
    Â»Es war okay«, erwiderte ich, und dann sprach ich es aus, bevor ich es mir womöglich doch wieder anders überlegte. »Ich habe Javen Spinx kennengelernt.«
    Ich hörte meine Mutter keuchen. Offenbar rang sie um Fassung. Ich lag also richtig, mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht.
    Â»Das ist wirklich verrückt«, sagte sie schließlich, und es hörte sich weniger gehetzt an, als ich erwartet hatte. »Wo hast du ihn getroffen?«
    Â»In Lübeck.«
    Â»Was?«, stieß sie hervor. »Er war hier? Aber …« Sie brach ab.
    Â»Mam, wer ist er? Woher kennst du ihn?«
    Â»Hat er dir das nicht erzählt?«, äußerte sie verwundert. »Oder Grace?«
    Â»Nein, sie hat gesagt, ich soll dich fragen.«
    Â»Wie bitte? Hat sie das wirklich?« Meine Mutter lachte. Es klang allerdings nicht besonders fröhlich. Trotzdem sparte ich mir, ihr zu erläutern, dass Tante Grace es so direkt eigentlich nicht gesagt hatte. »Und er … Javen?«, fuhr sie nach einer kleinen Pause fort. »Was hat er dir …«
    Â»Gar nichts«, unterbrach ich sie. »Er hatte doch überhaupt keine Ahnung, wer ich bin.«
    Â»Ach so.« Wieder musste sie lachen, und ich bildete mir ein, eine gewisse Erleichterung herauszuhören.
    Â»Mam, jetzt rede endlich!«, forderte ich sie auf, selbst überrascht von meiner Ungeduld. »Wer ist dieser Typ?«
    Â»Wie soll ich das sagen?«, entgegnete sie. »So etwas wie ein Freund vielleicht.«
    Ich war nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden hatte, deshalb hakte ich noch mal nach. » So etwas und vielleicht? «
    Â»Na ja, mein Schatz. Ich war damals ja schon mit deinem Vater verheiratet«, meinte sie stockend. »Und auf so einer überschaubaren Insel zerreißt man sich schnell das Maul. Ich wollte nicht, dass Thomas aus irgendwelchem dummen Gerede die falschen Schlüsse zieht.«
    Â»Okay«, sagte ich gedehnt. »Und welche Schlüsse sollte ich jetzt ziehen?«
    Mam seufzte tief und theatralisch. »Gar keine«, erwiderte sie. »Javen und ich haben damals viel Zeit miteinander verbracht. Wir haben uns sehr gut verstanden. Das ist alles.«
    Â»Aha«, sagte ich. »Und trotzdem hast du beschlossen, nie wieder hierherzukommen?«
    Â»Hat sie das behauptet? Tante Grace?«
    Â»Nicht direkt.«
    Â»Na, siehst du«, sagte sie und dann: »Ach, Elodie, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich dich beneide! Ich hätte ihn wirklich gerne wiedergesehen. Weißt du, er ist ein ganz besonderer Mensch. Oder findest du nicht?«
    Â»Doch, er sieht gut aus«, bemerkte ich zögernd. »Seine Augen sind ziemlich magisch und sein Gang …«
    Wieder lachte sie. »Ja, der war damals schon sehr speziell.«
    Â»Du hast dich aber nicht in ihn verliebt?«
    Â»Elodie, er war doch erst siebzehn.«
    Â»Und du?«
    Â»Einundzwanzig?«, rätselte sie und atmete auf eine Weise ein und wieder aus, als ob sie an einer Zigarette zog und den Rauch sofort zurück in die Luft blies. »Ich weiß es nicht mehr genau. Auf jeden Fall war Javen viel zu jung für mich. Und selbst wenn es vom Alter her gepasst hätte …«, fügte sie bedeutungsvoll hinzu, führte den Satz aber nicht zu Ende. Ich ahnte natürlich auch so, was

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