Herzdiebstahl - legal?: 3 Cops in love (German Edition)
gewesen, eine Art Austauschprogramm, das den Beamten ermöglichen soll, etwas von der Welt zu sehen und Erfahrungen zu sammeln.
Ich weiß jetzt, dass Wien eine Reise wert ist. Insbesondere die Denkmäler – speziell die Brunnen – verdienen besondere Beachtung. Ob Calvins Kunstwerk noch besteht? Der Frost ist eingekehrt in Europa und hat auch Wien nicht verschont. Wie mag es Calvin gehen? Denkt er an mich oder bin ich schon eine verblassende Erinnerung in der Weite seiner Erfahrungen? Ich jedenfalls kann ihn nicht vergessen.
Jede Nacht denke ich an ihn, und auch noch nach vier Wochen bleiben die Bilder und Sinneseindrücke präsent. Ich würde ihn so gern wiedersehen, aber die Entfernung ist einfach zu groß.
Am Ende der Woche fünf in der Zeitrechnung a.C. (after Calvin) setze ich mich an den Computer und beginne zu suchen. Ich finde ihn schnell auf Facebook, wo ich einen Account unter falschem Namen führe. Ich logge mich ein und gehe auf Calvins Profil. Er ist es wirklich, ein Student aus – Kiel! Oh Mann, das ist ein Katzensprung von hier aus! Mein Herz beginnt zu rasen.
Ich sende ihm eine Freundschaftsanfrage weil ich sehe, dass er gerade online ist. Die Antwort kommt prompt.
„Luka Schmidt? Bist du das, Lukas?“, schreibt er.
„Ja“, tippe ich als Antwort.
„Ich würde dich gerne wiedersehen, bin aber nicht mehr in Wien“, kommt von Calvin.
„Ich auch nicht“, schreibe ich und dann dauert es eine Weile, bis er sich wieder meldet.
„Hamburg?“, tippt er. „Das ist doch gar nicht weit weg. Können wir uns sehen?“
„Ja, gerne. Wann?“, antworte ich und tippe ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte, bis seine Antwort kommt.
„Ich habe am WE Zeit.“
WE? Muss wohl Wochenende heißen. Ich frage nach seiner Telefonnummer und wir verabreden uns für Samstag fünfzehn Uhr am Mönckebergbrunnen. Danach logge ich mich aus und träume ein wenig vor mich hin. Calvin … ich mag ihn sehr, obwohl wir uns kaum kennen. Doch ich will der Sache eine Chance geben, denn jetzt stehen alle Möglichkeiten offen. Kiel ist nahe und vielleicht – ganz vielleicht kann ich dorthin wechseln oder er nach Hamburg. Oh ja, wir müssen es schaffen, denn ich will es so sehr …
Die sechs Tage vergehen quälend langsam. Ich denke jeden Tag in immer wilderen Fantasien an Calvin und wichse mich fast wund dabei. Wie kann nur diese eine Stunde, die wir in Wien zusammen in meinem Bett verbracht haben, so viel Eindruck hinterlassen haben? Ich sehe Calvin direkt vor mir, sein verschmitztes Lächeln, die Grübchen in den Wangen, die Grübchen über seinem – unheimlich geilen Hintern. Ich will ihn auffressen, mit ihm verschmelzen und mit ihm reden. Allein der Gedanke, mit ihm einen ganzen Abend auf dem Sofa zu sitzen und zwischen zarten Küssen immer wieder mit ihm zu sprechen, macht mich an. Ich muss irre geworden sein.
Der Samstag kommt endlich und ich fiebere mit der Uhr, die heute noch langsamer tickt als sonst. Dann ist es endlich soweit: Es ist zwei und ich kann es nicht mehr aushalten. Nach einer halben Stunde Fahrt (wobei fünfzehn Minuten für die Parkplatzsuche draufgehen) bin ich in Hamburgs Mitte und schlendere durch die Mönckebergstraße.
Es ist voll – voller als erwartet. Die vielen Menschen irritieren mich und ich hoffe, dass ich Calvin trotzdem finden kann. Was für eine blöde Idee: der Mönckebergbrunnen. Da hätte ich auch gleich verabreden können, dass wir uns am Hauptbahnhof treffen.
Der Brunnen ist – trotz der kühlen Jahreszeit – umlagert von Touristen und allerlei buntem Volk, das durch die Sonne an die frische Luft gelockt wurde. Ich gucke auf die Uhr, dann umher. Es sind noch zwanzig Minuten bis drei, also kann Calvin noch nicht hier sein. Trotzdem schaue ich mich immer wieder aufmerksam um, sehe mir jeden braunen Wuschelkopf ganz genau an. Kein Calvin.
Der lange Zeiger rückt auf die Zwölf und es wimmelt hier nur so von Leuten. Ich trage Zivil und überlege das erste Mal, dass mich Calvin gar nicht erkennen kann, da ich mir auch noch die Haare habe wachsen lassen. Sie reichen jetzt weit über die Ohren und ich habe sie zurückgebunden, damit ich was sehen kann. Das Handy!
Ich wähle seine Nummer, doch kaum hat er sich mit einem atemlosen ‚Ja?‘ gemeldet, versagt mein Akku. Ich bin versucht, das Gerät auf den Boden zu schmettern, allein meine Sparsamkeit hält mich davon ab. Zehn Minuten vergehen, in denen ich fieberhaft nach Calvin Ausschau halte. Weitere
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