Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
genügend Respekt entgegen.«
»Bitte, Wal …«
Rally hob die Hand. Sir Wally, so nannten ihn alle – aber nur hinter seinem Rücken. »Ich habe eine bessere Idee«, sagte er. »Ihr kornischen Bergleute seid ein zäher Haufen. Ich bin alt genug, um mich daran zu erinnern, dass ihr – nur so zum Spaß – Steinwurfkämpfe zwischen rivalisierenden Dörfern ausgetragen habt. Einmal habe ich eine Bande aus der South-Crofty-Mine dabei beobachtet, wie sie einen Haushund tötete, um ihre Flagge mit Blut zu tränken, damit das andere Dorf wusste, was es zu erwarten hatte.«
Er ging langsam auf Jack zu. Jetzt war er so nahe, dass er ihn berühren konnte. Jack starrte das glänzende graue Haar des Buchmachers an, das er sich sorgfältig aus der hohen Stirn gekämmt hatte. Er nahm den Geruch der Pomade wahr, der von Rallys Kopf aufstieg und sich mit dem Duft von Kölnischwasser vermischte. Sein Vater hätte Rally, der stets wie eine Frau roch, als Dandy bezeichnet. Das einzelne Grübchen in der Wange des Buchmachers vertiefte sich, als er lächelte. Sir Wally hatte jedoch nichts Freundliches an sich, als er Jack mit schmalen Augen und verkniffenen Lippen einen leichten Klaps ins Gesicht gab.
»Wenn Warnungen keine Wirkung zeigen, Jack Bryant junior, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als an deine niederen Instinkte zu appellieren. Ihr Zinn-Jungs versteht offenbar nur die Sprache der Brutalität.«
Rally nickte seinen Männern zu, die Jack daraufhin losließen. Dieser widerstand dem Drang, sich die schmerzenden Arme zu reiben, und dem noch stärkeren Drang, einfach davonzulaufen. Obwohl er ein geborener Optimist war, war Jack sich darüber im Klaren, dass er nicht einmal bis zur Tür kommen würde.
»Du kriegst das Geld, Walter«, sagte er und versuchte, mit ruhiger, fester Stimme zu sprechen.
»Oh, das weiß ich. Ich will nur nicht länger darauf warten müssen. Du gehörst einem neuen Schlag an, Jack. Du hast kein Verantwortungsgefühl – im Gegensatz zur Generation deines Vaters. Diese Männer haben hart gearbeitet, haben ihre Miete bezahlt und sich um ihre Familie gekümmert. Und Schulden, egal, welcher Art, haben sie immer beglichen.«
»Vielleicht könnte ich …«
Sir Wally versetzte ihm einen weiteren Klaps auf die Wange. Heiße Wut stieg in Jack auf, aber er hielt sich zurück. »Es tut mir leid«, sagte er und sah zu Boden.
»Das weiß ich, Junge. Versteh mich nicht falsch«, fuhr Rally fort. »Ich mag dich irgendwie. Du erinnerst mich an mich selbst, als ich in deinem Alter war. Aber du bist unzuverlässig. Du gehst zu sorglos mit dem Geld anderer Leute um. Ich bin mir sicher, das würde deinem Vater überhaupt nicht gefallen.«
Jack schwieg, was Walter Rally zu schätzen schien.
»Du gehst zu leichtfertig mit dem um, was dir nicht gehört. Stimmt es, dass gleich zwei Mädchen ein Kind von dir erwarten? Ich habe gehört, der alte Pearce will dein Blut sehen … oder einen Trauring.« Er kicherte leise in sich hinein. »Hoffentlich ist es die Kleine auch wert, Jackie. Hübsch ist sie jedenfalls. Was man von Vivian Harris übrigens nicht behaupten kann.«
Jack öffnete stumm den Mund und klappte ihn dann wieder zu.
»Schau mich nicht so entgeistert an. Ich habe es mir zum Grundsatz gemacht, über diejenigen, die mir Geld schulden, so viel in Erfahrung zu bringen wie möglich. Es ist mir ehrlich gesagt völlig egal, wen du vögelst … aber wenn du mich verarschst, dann ist mir das nicht egal.«
»Wally, ich habe das Geld im Augenblick noch nicht zusammen, aber ich werde es …«
Der Buchmacher ignorierte seine Worte. »Meiner Erfahrung nach erreicht man mit nichts mehr als mit dem, was ich dir gleich zeigen werde. Ich bin sogar zutiefst davon überzeugt«, Sir Wally brachte sein Gesicht ganz nah an das von Jack heran, »dass du auf der Stelle nach Hause gehen wirst, dir die Perlenkette deiner Mutter, den silbernen Flachmann deines Vaters oder was auch immer den Wert von vierzehn Pfund hat, schnappst und auf dem schnellsten Weg ins nächste Pfandhaus rennst. Vermutlich werden wir nie wieder Geschäfte miteinander machen, aber du wirst deine Schulden bei mir bezahlen. Außerdem werde ich dir eine wertvolle Lektion fürs Leben erteilen. Du hast genau eine Woche Zeit, mein Junge.«
Er wandte sich dem fast nackten Mann zu. »Nun, derjenige, der hier so geduldig sitzt, ist George. Er hat unten am Ufer ein paar Fangkörbe. Das erklärt auch, warum es hier drinnen so fürchterlich nach Sardinen
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