Herzensruhe
beschäftigt und uns in Beschlag nimmt. Wir schauen es von Gott her an. Und da sieht es sich ganz anders an. Von dieser gesunden Distanz her können wir uns befreien aus dem Sog der Grübeleien und Sorgen. Gebet als heilsame Unterbrechung führt uns mitten in der Hektik wieder zur Ruhe. Das tägliche Gebet gibt uns die Gewißheit, daß wir uns nie länger als acht Stunden in die Hetze treiben lassen, daß wir jeden Tag Ruhepunkte haben, an denen wir einen Schritt zurücktreten, um unser Leben wieder in Gott zu verankern und in Gott zur Ruhe zu bringen.
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Die heilsame Unterbrechung der Religion zeigt sich aber nicht nur im Gebet, sondern vor allem im Fest. Im Fest bricht Gottes Ewigkeit in unsere Zeit. Fest ist Unterbrechung der Arbeit, des Nutzbringenden, des Kalkulierbaren. Fest ist zeitlos, und Fest ist zweckfrei. Im Fest werden wir herausgenommen aus dem bloßen Funktionieren, aus der hektischen Tretmühle des Alltags.
Das Fest ist gezeichnet von „Mühelosigkeit und Leichtigkeit“.
Pieper meint, die Mensche n unserer Zeit seien häufig unfähig, ein wirkliches Fest zu feiern. Der Grund liegt darin, daß sie die Beziehung des Festes zum Kult und zur Muße nicht mehr sehen.“ Ein Fest feiern heißt, die Zustimmung zur Welt im Ganzen auf unalltägliche Weise zum Ausdruck zu bringen.“ Nur wenn ich ja sage zu dieser Welt und wenn ich sie als die Schöpfung Gottes sehe und Gott dafür lobe, kann ich ein Fest feiern, das den Alltag unterbricht und mir Anteil schenkt am Eigentlichen. Plato meint, die Götter hätten sich der Menschen erbarmt und ihnen in ihrer Mühe „als Atempause die wiederkehrenden kultischen Feiertage gegeben und als Festgenossen die Musen und ihre Anführer Apollon und Dionysos“. Wenn diese Zustimmung zur Welt, das Einverstandensein mit dem Leben, wie es Gott mir zumutet, nicht gegeben ist, dann wird die Gestaltung der künstlichen Feiertage, die man sich schafft, der „Pseudofeste“, wie Pieper sie nennt, „nur eine noch atemlosere Form der Arbeit“.
Fest kommt vom lateinischen Wort „festus“. Festus und festivus bedeuten festlich, feierlich, aber auch angenehm, lieb, schön. Ein Festtag (dies festus) ist etwas anderes als „feriae“, freie Tage, an denen keine Geschäfte üblich sind. Der Festtag ist geprägt von einer klaren Gestaltung der Zeit, von kultischen Feiern, von feierlichem Mahl, von Spiel und Musik. Feste bedeuten Unterbrechung des Alltags, Erhebung über den Alltag, Steigerung des Lebens, weil Gott selbst einbricht in unser Leben. Das Fest verbindet uns mit dem Ursprung unseres Lebens und ist zugleich Vorwegnahme der Zukunft. Wir feiern
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Gottes Möglichkeiten mit uns. Wir feiern die ewige Sabbatruhe Gottes. Aber diese Sabbatruhe ist nicht Nichtstun, sondern Genießen der Welt, Feiern der Welt, Feiern unseres Lebens, weil unser Leben lebenswert ist, weil es von Gott berührt, geheilt, erhoben, von Gott durchdrungen und verwandelt ist.
Gerade weil wir im Fest Anteil haben an Gottes Wirklichkeit, finden wir darin mehr Erholung und Rekreation als in der oft allzu betriebsamen Freizeit. Clemens von Alexandrien meint allerdings, da unser Leben ein dauerndes Fest sei, brauchten wir keine extra Festtage. Wenn unser Leben ein dauerndes Fest ist, das wir mit Gott feiern, wenn wir uns täglich bewußt werden, daß wir in Gottes heilender und liebender Nähe leben und daß wir aus seiner Gnade heraus wirksam werden, dann sind wir bei allem, was wir tun, geborgen bei Gott, dann feiern wir auch unsere Arbeit als Fest der Schöpfung. Dann ist die Arbeit keine Last, sondern Lust an dem Fest, das wir immer mit Gott feiern.
Dann ist unser Alltag nicht geprägt von Hektik und Hetze, sondern von der Ruhe, die aus dem Wirken Gottes kommt.
Das Fest, das uns in die Ruhe führt, feiert immer Gottes Tun an uns. Das wahre Fest besteht daher im Lobpreis Gottes. Im Lob Gottes kommt das menschliche Herz zur Ruhe. Wir sind sowohl spirituell wie psychologisch ständig auf der Suche, unsere Probleme zu lösen. Wir möchten unsere Angst in Griff bekommen, wir möchten unsere depressiven Verstimmungen überwinden. Aber immer wenn wir etwas in Griff bekommen möchten, kommen wir nie zur Ruhe. Immer muß ich Angst haben, daß das, was ich da im Griff habe, wieder mächtig wird, sobald ich die Hand loslasse. Es geht nicht darum, unsere Ängste und Depressionen, unsere Leidenschaften und Emotionen in Griff zu bekommen. Vielmehr geht es darum, sich mit ihnen auszusöhnen und aus ihnen
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