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Herzhämmern

Titel: Herzhämmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Beine stocksteif, weil ich glaubte, dann hört es auf. Aber als ich die Knie fest durchdrückte und die Schulter gegen die eisige Höhlenwand presste, wurde das Zittern im Gegenteil so schlimm, dass die anderen es merkten.
    »Hey, was ist mit dir los? Was hast du denn?«, fragten die in meiner Nähe.
    »Nichts«, sagte ich, wobei meine Zähne aufeinanderschlugen.
    »Hast du Schiss?«, wollte jemand wissen. Ein anderer sagte: »Die schlottert ja!« Woraufhin mein niederträchtiger Cousin gemein grinste und mich Martina Schlotterbein nannte.
    »Du blöder Arsch!«, zischte ich. »Vielleicht muss ich mal oder ist das zu hoch für dich?«
    »Ein Klo für Martina Schlotterbein!«, krähte jemand, den ich nicht einmal sehen konnte. Jetzt interessierten sich auch noch die für mich, die bisher nichts mitgekriegt hatten; es gab Gelächter und Vorschläge.
    Von meiner Klasse sind nur drei Jungs mitgekommen und aus der Parallelklasse zwei Mädchen, die auch in der Schule immer zusammenstecken. Alle anderen Jungen und Mädchen sind jünger, ich kenne sie nicht. Es erboste mich maßlos, dass sie es wagten zu lachen. Doch was mich am meisten schaffte, waren die Senioren, die man vor dem Höhleneingang in unsere Gruppe gesteckt hatte: Es machte ihnen überhaupt nichts aus, durch die langen, feuchtkalten Gänge zu laufen, sie bejubelten Stalaktiten und Stalakmiten, sie achteten schön auf ihre Füße und hielten sich am Absperrseil fest, und keinem von ihnen schlotterte etwas.
    Nur bei mir trat diese Peinlichkeit auf.
    Carsten Siebert, unser Jugendleiter, kämpfte sich zu mir durch und sagte besorgt: »Wir stecken jetzt mittendrin, zurück dauert es vielleicht ebenso lang wie vorwärts, hältst du noch durch?«
    »Nein!«, knirschte ich. Meine Knie schlugen aneinander.
    »Aber hier drin gibt’s doch kein Klo, Martina!«
    »Ich will raus, ich muss sofort raus!«, sagte ich.
    Carsten unterbrach daraufhin den Redefluss unseres Höhlenführers. Der machte kein langes Theater, sondern nahm mich am Arm. Er brachte mich in einen dunklen, engen Seitengang. Er hatte kaum Zeit zu murmeln: »Du hast einfach nur Höhlenangst, das kommt vor«, da standen wir schon an einer kleinen Holztür. Er richtete seine Taschenlampe auf ein Vorhängeschloss und steckte einen Schlüssel hinein.
    Und dann fluteten Tageslicht und warme Luft herein.
    »Geh einfach den Pfad lang«, sagte der Mann, »dann kommst du zum Höhleneingang. Dort wartest du auf deine Gruppe.«
    Hinter mir schlug die Tür zu und das Vorhängeschloss polterte gegen Holz.
    Im hellen Tageslicht sah ich, wie meine Knie wackelten. Das war heute Mittag.
     
    Der Buchenstamm ist kühl. Doch lange nicht so kalt wie die Höhlenwand. Und nicht so nass, nicht so hart und nicht so kantig. Und nicht so schwarz und tot. Er lebt.
    Ich möchte so stehen bleiben, die Arme um den Baum geschlungen. Aber es ist unbequem. Die anderen sind jetzt in der Herberge. Sie gammeln in den Zimmern herum oder machen Spiele oder sind auf dem Abenteuerplatz. Sie haben mich weglaufen sehen. Carsten Siebert hat mir nachgerufen: »Geh nicht zu weit, Martina! Und sei zum Abendbrot zurück!«
    »Martina Schlotterbein«, habe ich noch gehört. Das war natürlich nicht Carsten Siebert. Trotzdem regt der Typ mich auf. Denn als gleich nach dem Höhlenbesuch immer mehr Idioten schlotterten und kicherten und prusteten - es war hoch ansteckend -, nahm er mich im Bus an seine Seite. »Hör einfach nicht hin, dann wird’s ihnen bald langweilig«, sagte er. Anstatt dass er ihnen die Köpfe zusammengeknallt oder sie mit Reißnägeln gefüttert hätte.
    Ich saß neben ihm, hatte heiße Ohren und erzählte die Story von meiner schwachen Blase. Ich weiß nicht, was eine schwache Blase ist. Aber sie hat mir schon oft geholfen.
    Immerhin lässt mich Carsten allein weggehen. Gestern Nachmittag hat er es bereits erlaubt, nach unserer Ankunft in der Jugendherberge. Weil ich die Älteste bin und weil ich versprochen habe, beim Blättersammeln in der Nähe zu bleiben. Am Abend hat Carsten sich dann sogar für meine Blätter interessiert. Aber nicht richtig. Bei paarig gefiedert und unpaarig gefiedert schaltete er schon ab. Ich hatte es nicht anders erwartet.
    Martin, mein Vater, wollte Biologe werden. Oder Stuntman. Er ist keines von beiden geworden.
     
    Ich wirble wieder Laub auf, das jetzt spärlicher wird. Der hohe Mischwald endet an einem verwitterten Felsen. So weit bin ich gestern schon gekommen. Ein Pfad führt um den Felsen herum, und

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