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Herzhämmern

Titel: Herzhämmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kutsche ist es dunkler als draußen, und man müsste sowieso erst einmal auf den Gedanken kommen, es könnte jemand in der Kutsche sitzen.
    Ecke dreht sich an der Haustür noch einmal um. »Bonni, wasch dir den Lehm aus deinen langen Zotteln, aber mach den Kopf oben nicht nass, klar!«
    »Weiß ich doch, Alter!«, ruft Bonni. Dann rubbelt sie die langen gelbbraunen Haare unter dem Wasserstrahl; sie werden dunkler und dunkler, bis sie überall so schwarz sind wie am Haaransatz, wo der Helm sie geschützt hat. Die Brühe fließt schmierig und milchig in einer Rinne in den Blumengarten. Mit einer kräftigen Bewegung windet Bonni die Haare aus. Sie füllt die hohlen Hände mit Wasser und taucht das Gesicht hinein. Die Dreckschicht schwimmt weg und feine, überraschend junge Züge kommen heraus - das Mädchen ist nicht älter als ich.
    Das ermutigt mich, sie anzusprechen. Ich räuspere mich in dem Moment, in dem Bonni das Flanellhemd über den Kopf zieht, weil sie an ihren schmutzigen Hals wohl nicht anders rankommt.
    Sie fährt herum, das Hemd hängt an ihren Handgelenken. Der nackte weiße Oberkörper, die Schultern, die Arme, das alles gehört - einem Jungen. Bonni ist kein Mädchen, sondern hat lediglich die langen Haare eines Mädchens.
    Ich glotze, die Arme auf dem Kutschenfenster, im Gesicht vermutlich keinen Hinweis auf meine sonst vorhandene Intelligenz.
    »Wo kommst du denn her?«, japst Bonni genauso verdutzt.
    »Ich war hier …«
    »Die ganze Zeit?«
    »Logisch.«
    »Ach.« Er widmet sich verwirrt den Knöpfen an seinen Handgelenken und kriegt sie endlich auf. Das Hemd fliegt in den Kies. Die Handgelenke sind jetzt neben dem Hals das Schmutzigste an ihm. Er hält sie unter den Wasserstrahl und reibt die Haut blank.
    »Ich hab auch an der Felswand zugesehen, wie ihr herausgekrochen seid. Sah aus wie eine Geburt. Von Erdferkeln.«
    »Was, du warst da?« Bonni überhört die Erdferkel. Wasser tropft von seinen Armen. »Ja, wo denn?«
    »In dem großen Baum.« Die Esche verkneife ich mir. Wer kennt schon eine Esche. »Ich wollte einfach mal Erdferkel auftauchen sehen. War echt spannend.«
    »Hey, hast du den Eingang gekannt?« Bonni staunt. Anscheinend kennt den Eingang nicht jeder. »Warst du schon mal drin?«
    »Nein.«
    »Eine schwierige Höhle.« Er zieht das Hemd wieder an und wickelt sich schaudernd hinein. »Wir sind leider nicht weit gekommen. Wir mussten umkehren, weil Alex nicht mehr wollte. Aber morgen versuchen wir es noch einmal.«
    Da meldet sich eine geheime Stimme in mir. Ich will mit, ruft sie. Es ist ein heftiger, plötzlicher Wunsch, und ich stelle mir einen Atemzug lang vor, dass ich gar keine Angst hätte - mit ihnen zusammen könnte ich doch keine Angst haben, oder?
    Aber Bonni ist jetzt fertig, er will weg.
    Hastig sage ich: »Wir waren heute auch in einer Höhle.«
    »In welcher?« Er bleibt stehen.
    »In der Teufelshöhle.« Allerdings kriecht mir beim Gedanken, dass Bonni mit meiner Gruppe ins Gespräch kommen könnte, eine unbehagliche Röte den Hals herauf.
    »Ach so, in einer Schauhöhle«, sagt er wegwerfend.
    »Wieso Schauhöhle?«, hake ich ein. »Wo ist der Unterschied?«
    Er kommt zurück und stützt den Arm an meine Kutsche. »Eine Schauhöhle ist sicher . Jeder kann rein. Man macht Führungen. Die Teufelshöhle, ach«, sagt er sehnsuchtsvoll, »die hätte ich entdecken wollen, ich hätte mit dabei sein wollen, als sie noch nicht sicher war! Eine gigantische Höhle.«
    »Und deine Höhle, ist die noch nicht entdeckt?« Ziemlich unlogisch, was ich da rede. Aber Hauptsache, ich rede.
    »Entdeckt schon, was denkst du denn. Es gibt aber nicht viele, die sie kennen, nur ein paar Insider. Vor zwei Jahren hat man sie gefunden, sie hat noch nicht einmal einen Namen.Wir nennen sie No-Name-Höhle. Sie ist schwierig.«
    »Wieso?«
    »O Mann«, sagt er, »das ist schwer zu erklären, wenn du bisher nur Schauhöhlen kennst!«
    »Versuch’s einfach.« Ich schaue ihn an und sehe, dass er vor Kälte zittert. »Oder können wir uns nach dem Essen treffen? - Wenn du willst«, füge ich hinzu.
    Bonni nickt und klappert mit den Zähnen. »Hier bei der Kutsche?«
    »Gern. Und dick angezogen!« Jetzt ist mir auch kalt.

3
    S ie haben sich schon Sorgen um mich gemacht. Ich sehe, wie Carsten erleichtert aufatmet. Die Wirtin stellt einen Topf mit dicker Suppe auf den Tisch. »Du hast natürlich das Essen gerochen«, witzelt Carsten.
    Kevin und die anderen mustern mich, dann beschäftigen sie sich mit

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