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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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nach dem Nachsitzen geradeheraus gefragt, und er hat nur irgendetwas davon gestammelt, dass er nicht darüber reden möchte.
    Immerhin bin ich nicht die Einzige, der Veränderung schwerfällt.
    Am Samstag wird im Mom and Pop Basset Hound Theater mein Lieblingsfilm von Sofia Coppola gezeigt, Lost in Translation . Ich begrüße den würdevollen Besitzer und Pouce und schlüpfe auf meinen üblichen Platz. Seit ich hier wohne, sehe ich diesen Film zum ersten Mal. Die Ähnlichkeiten zwischen der Story und meinem eigenen Leben sind mir durchaus bewusst.
    Es geht um zwei Amerikaner, einen Mann in mittlerem Alter und eine junge Frau. Beide sind allein in Tokio. Sie haben Schwierigkeiten, ihre fremde Umgebung, aber auch ihre jeweilige Beziehung mit ihrem Partner zu verstehen, die auseinanderzubrechen droht. Als sie sich begegnen, entsteht ein neues Problem – sie fühlen sich zunehmend zueinander hingezogen und wissen aber beide genau, dass eine solche Beziehung unmöglich ist.
    Es geht um Isolation und Einsamkeit, aber auch um Freundschaft. Darum, genau das zu sein, was der andere braucht. Einmal fragt das Mädchen den Mann: »Wird das Leben einfacher?« Seine erste Antwort lautet »Nein.« und dann »Doch.« und dann »Es wird einfacher.«. Und dann sagt er ihr: »Je mehr man über sich selbst und über das, was man will, weiß, desto weniger lässt man an sich ran.«
    Und mir wird klar … es ist okay. Es ist okay, falls St. Clair und ich nie mehr als Freunde sein werden. Allein seine Freundschaft hat mir auf eine Art und Weise Kraft gegeben, wie es noch nie eine Freundschaft vorher getan hat. Er hat mich aus meinem Zimmer geholt und mir Selbstständigkeit gezeigt. Anders ausgedrückt: Er war genau das, was ich brauchte. Das werde ich ihm nie vergessen. Und ich möchte es auf keinen Fall verlieren.
    Als der Film zu Ende ist, werfe ich auf der Toilette einen Blick auf mein Spiegelbild. Meine Haarsträhne ist nicht mehr gefärbt worden, seit sie mir meine Mutter zu Weihnachten blondiert hat. Noch so etwas, was ich allmählich selbst können müsste. Was ich selbst können möchte . Ich springe kurz in den Monoprix-Supermarkt nebenan, um mir eine Blondierung zu kaufen. Als ich wieder herauskomme, entdecke ich auf der anderen Seite der Straße jemand Bekanntes.
    Ich fasse es nicht. St. Clair.
    Er hat die Hände in den Taschen und schaut sich um, als würde er auf jemanden warten. Mein Herz macht einen Sprung. Er weiß, dass Sofia meine Lieblingsregisseurin ist. Er wusste, dass ich hier sein würde, und wartet jetzt auf mich. Endlich haben wir Zeit zum Reden. Ich schwebe förmlich über den Zebrastreifen auf seine Straßenseite. So euphorisch war ich schon lange nicht mehr. Und ich will gerade seinen Namen rufen, als ich merke, dass er nicht mehr allein ist.
    Ein älterer Herr ist bei ihm. Der Mann sieht ziemlich gut aus und hat eine Körperhaltung, die mir irgendwie bekannt vorkommt. St. Clair spricht französisch. Ich kann ihn nicht hören, aber er bewegt die Lippen anders, wenn er französisch spricht. Seine Gestik und seine Körpersprache ändern sich dann, sie werden flüssiger. Eine Gruppe von Geschäftsmännern geht vorbei, sodass ich ihn zeitweise nicht sehen kann, weil er kleiner ist als sie.
    Moment mal. Der Mann ist ebenso klein.
    Erschrocken begreife ich, dass das St. Clairs Vater ist. Ich sehe genauer hin. Er ist tadellos gekleidet, sehr pariserisch. Ihre Haare haben die gleiche Farbe, nur dass die seines Vaters silbern meliert, kürzer und ordentlicher sind. Vater und Sohn haben das gleiche selbstbewusste Auftreten, obwohl St. Clair im Moment sehr unruhig wirkt.
    Ich schäme mich. Ich habe es schon wieder getan. Es dreht sich nicht alles nur um mich. Ich verstecke mich hinter einem Metroschild und habe mich damit jedoch unwissentlich in Hörweite positioniert. Das schlechte Gewissen nagt wieder an mir. Ich sollte einfach weggehen, aber … das hier ist St. Clairs größtes Geheimnis. Direkt vor meiner Nase.
    »Warum hast du dich nicht eingeschrieben?«, fragt sein Vater gerade. »Das hättest du schon vor drei Wochen tun müssen. Du machst es mir schwer, sie zu überzeugen, dass sie dich noch nehmen sollen.«
    »Ich will aber nicht hierbleiben«, entgegnet St. Clair. »Ich will nach Kalifornien zurück.«
    »Du hasst Kalifornien.«
    »Ich will nach Berkeley!«
    »Du weißt doch gar nicht, was du willst! Du bist genau wie sie. Faul und egozentrisch. Du kannst einfach keine Entscheidungen treffen. Du brauchst

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