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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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die sie auf ihn ausstrahlte. Die weißblonden Haare wie gemeißelt, nein: modelliert, er sollte es freundlicher sagen. Eine perfekte Damenfrisur, die jede andere nur mit einer Perücke erreicht hätte. Bevor sie überhaupt eine Antwort gab, machte sie stets eine wohldosierte Pause. Schaute aus grauen Augen spöttisch in die Runde, als überlege sie, ob dieses Publikum wirklich ihrer würdig war oder ob sie vielleicht doch wieder gehen solle. Als Ausgleich bezauberte sie mit einem lasziven Dauerlächeln. Ich bin Verführerin, sagte dieses Lächeln, immer und in jeder Sekunde.
    Ah, man sollte diese Dame mal flach legen, durchrütteln, bis die Formfrisur und auch alles andere außer Fasson geriet … Danzik grinste über sich selbst. Er war zu intelligent, um nicht zu erkennen, dass auch er wie viele andere auf den Typ der coolen Hitchcock-Blondine abfuhr. Frauen, die man aufknacken musste, um sie – als Lohn – beherrschen zu dürfen. Ja, wie die Osswald auch das spielte: runde, weiße, schimmernde Schultern, Brustansatz raffiniert bemessen. Leidenschaft erregend, aber immer geschmackvoll.
    Mein Gott, ich hab wohl Entzugserscheinungen. Zurück zur Sache, mein Lieber. Also: Wie sah ihr Umfeld aus? Nach einer gescheiterten Ehe ein Lebensabschnittsgefährte. Oder sagte man, nach acht Jahren Zusammensein, bereits Lebensgefährte? Wie auch immer, Marco Steinmann war ihr ständiger Begleiter. Ein großes, bäriges, hellhäutiges Mannsbild, vibrierend vor Kraft. Smart und athletisch zugleich. Früher war er Gastronom gewesen, jetzt fungierte er als Celia Osswalds Manager. Kümmerte sich nicht nur um sie, sondern auch um ihre Millionen. Die Pressefotos dokumentierten ihr Liebesglück: nein, kein aufschauender Blick, kein mädchenhaft schiefes Kopfhalten. Ihr Blick geradeaus, voller Besitzerstolz, die Hand fest um sein Handgelenk, während seine Tatze auf ihrer Schulter lag. Er hatte ihr sogar mit einem Buch gehuldigt. ›Celia‹ hieß es schlicht und war gerade dann erschienen, als sie die erste Zeit nach der Herztransplantation ein wenig weg vom Fenster geraten war. Ein nützlicher Wellenschlag, wahrscheinlich das Werk einer befreundeten Journalistin.
    Wen würde er noch unter die Lupe nehmen müssen, überlegte Danzik. Ihren Sohn natürlich. Ergebnis ihrer kurzen stürmischen Ehe mit dem Schauspieler Claus Saalbach. Einem Charmeur, der sie mit seiner chronischen Untreue immer wieder enttäuscht und gedemütigt hatte. Sie hatte dafür gesorgt, dass er keine Rollen mehr bekam und jetzt ein vergessenes Dasein als Synchronsprecher fristete. Wie sie belebte auch der Sohn die Gazetten: Alexander, ein Sensibelchen. Immer ein unruhiger Blick, weiche volle Lippen, ein Frauenmund. Als Jung-Regisseur besetzte er die Hauptrollen seiner ersten TV-Filme mit seiner Mutter, und es war nicht ganz klar, wer von beiden mehr profitierte …
    Werner Danzik schaltete den Fernseher ab. Er musste wieder an das herausgeschnittene Herz denken. Eine symbolträchtige, beziehungsreiche Angelegenheit. War es vielleicht ein Racheakt? Wieso hatte Celia Osswald eigentlich so schnell ein fremdes Herz bekommen? Von wegen Warteliste. Das sah doch eher nach Promi-Bonus aus bzw. nach dem Muster ›Der Scheck heiligt die Mittel‹. So was kam ja durchaus vor. Dieser Fürst aus Süddeutschland zum Beispiel, der hatte in kurzer Zeit drei frische Herzen verschlissen und war dann doch gestorben. Herz und Schmerz, Liebesschmerz – bevor seine Gedanken das magische Organ noch weiter umranken konnten, war Werner Danzik eingeschlafen.
     
    Die Come-together-Party der Spenderfamilien und Organempfänger fand in der rauchblau gestalteten ›Orangerie‹ des Hotels ›Esplanade‹ statt. Geladen hatte die DSO, die ›Deutsche Stiftung Organtransplantation‹. Einesteils, um die Angehörigen der Toten im Glauben an ihre christliche Tat zu bestärken und weitere Spenderausweise unters Volk zu bringen, andernteils, um ihrer prominentesten Schirmherrin die Ehre zu geben: Celia Osswald, die große Schauspielerin, würde heute ihren zweiten Geburtstag feiern. Vor zwei Jahren hatte ihr Professor Korte in der Uni-Klinik das fremde Herz eingepflanzt, das seither unbeschadet schlug und schlug, und heute würde Celia allen vorbildhaft beweisen, dass das zweite Leben ein Leben voller Power war. Dazu hatte sie auch finanziell ihr Scherflein beigetragen – die Partygäste durften sich auf Musik, Tanz und eine Tombola freuen.
    Der Hoteldirektor, der selbst mit einer

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