Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut
war es denn?“
„Ein Kissen mit Gänsedaunen.“
„Das finde ich jetzt nicht wirklich schlimm.“
„Ich schon, weil ich vermute, dass die Daunen von meinem Ganter Emil sind, der kurz zuvor verschwand.“
„Ok. Was waren die anderen Geschenke?“
„Beim ersten Mord, dem von Pfarrer Fraas, hatte ich eine tote Ratte vor der Tür liegen. Mit der Entdeckung von Bennos Leichnam, der schon einige Zeit in der Eulenburg hing, fand ich einen Topf mit verdorbenem Schweinegulasch vor der Haustür, in dem sich – wie auf Benno – schon Maden tummelten. Siehst du nun den Zusammenhang?“
„Lass mich mal kombinieren: Hameln, Kastrieren, Ertränken, Ratte. Rinteln, Kastrieren, Hängen, Schwein, Maden. Aber Kissen, Frau, Geköpft, Daunen??? Mehr wissen wir noch nicht. Also beim ersten würde ich meinen, man hat das Opfer ertränkt wie damals die Ratten in Hameln. Vielleicht auch ins Wasser gelockt?“
„Das ist ein interessanter Aspekt, Bernhard!“
„Aber bei dem Eulenburg-Schwein fällt mir irgendwie nichts ein…“
„Ich habe mir überlegt, dass jemand Benno als Politiker oder als Menschen für ein Schwein gehalten haben kann und alle umgebracht werden wie die Tiere, die sie gewesen sind.“
„Ah, interessant. Kissen, Daunen, Gans, Köpfen! Als du das Kissen gefunden hast, konntest du davon ausgehen, dass jemand wie eine Gans geköpft wurde.“
„Noch nicht direkt, denn ich hatte mir täglich die Vermisstenfälle melden lassen. Ich suchte jedoch einen Mann, der infrage kommen konnte, ein Opfer zu werden. Aber da gab es niemanden. Nachdem ich das Kissen gefunden habe, habe ich die Spusi angerufen und die musste abrücken, weil eine kopflose Frauenleiche gefunden worden war. Da hat es natürlich ,Klick’ gemacht. Wir sind sofort mit hierher.“
„Das ist wirklich krass, Hetzer. Falls du recht hast. Weißt du was, ich rufe mal Mica an. Die wird zwar nicht begeistert sein, aber vielleicht hat sie am nackten Rumpf schon etwas entdeckt, was uns weiterhilft.“
„Currywurst, Pommes, Bückeburger. Schlagt zu!“ Ulf Hofmann betrat mit zwei Tüten den Raum.
„Jau, jetzt etwas Herzhaftes!“, rief Peter, der den Teller mit Lebkuchenherzen längst geleert hatte.
„Na gut“, sagte Dickmann, „kalt schmeckt das nicht. Die zehn Minuten Ruhe müssen sein. Ich glaube, wir sitzen noch länger hier.“
Nach und nach verschwanden die Pommes frites und Burger in den Mägen der hungrigen Kommissare. Mit der Nahrung kam auch ein Stück Lebensgeist zurück. Während des Essens erklärten sie Ulf Hofmann, was sie bisher besprochen hatten.
„Ich bin gespannt, was Mica uns noch zu sagen hat. Womit rechnet ihr denn?“
„Tja, schwer zu sagen“, antwortete Hetzer „da die Tote kein Mann ist, brauchen wir nicht mit einer Kastration zu rechnen. Und vielleicht müssen wir uns von der Vorstellung der Entmannung komplett verabschieden. Wir waren nämlich davon ausgegangen, dass der Täter die Opfer ihrer Männlichkeit berauben will. Sie sind ja nicht nur kastriert worden, ihnen ist auch der Adamsapfel entfernt worden – auch ein Männlichkeitsattribut. Es ist also alles entfernt worden, was diejenigen zum Mann gemacht hat. Hoden, Schwanz und Adamsapfel.“
„Dann sind sie eigentlich zum Neutrum geworden.“
„Könnte man so sagen, ja.“
„Zu einem Nichts“, dachte Dickmann laut.
„Die Gesichtszüge sind noch männlich, aber du hast recht, geschlechtlich sind sie zu einem Neutrum geworden.“
„Ich rufe jetzt Mica an.“
In der Rechtsmedizin nahm jemand den Hörer ab, den Dickmann nicht kannte und der nur schwer dazu zu bewegen war, Mica zu stören.
„Ich krieg so was von auf den Deckel, wenn ich sie störe!“
„Das ist mir egal. Es ist wichtig. Sie nehmen jetzt sofort das Mobilteil und gehen in den Sektionssaal.“
„Bernhard, was soll das? Du weißt doch genau, dass ich bei der Arbeit nicht gestört werden will. Ich rufe euch immer sofort hinterher an.“
„Nur eine Frage: Ist am nackten Körper der Leiche irgendetwas Auffälliges?“
„Das kann man wohl sagen. Ich weiß ja nicht, was sie mal für Brüste hatte, auf jeden Fall hat sie jetzt minus Doppel-A.“
„Was heißt das?“
„Sie hat nur noch Brustwarzen. Das Brustdrüsengewebe wurde komplett entfernt und je nachdem wohl auch reichlich Haut. Außerdem hat sie noch einen y-förmigen Bauchschnitt – ziemlich frisch, aber was das zu bedeuten hat, kann ich euch echt noch nicht sagen. Ich arbeite wie immer nach Vorschrift und jetzt bin
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