Heute morgen und fuer immer - Roman
bekommen!«
Mit gerunzelter Stirn drehte ich mich zur Seite, um zu sehen, von wem diese freche Bemerkung kam, und sah in ein Paar blitzender hellgrauer Augen, die sich verschmitzt über meine Aufmerksamkeit freuten. Mit einem jungenhaften Lachen stellte sich der Typ vor, den ich auf Anfang dreißig schätzte und den ich, was seinen Klamottenstil anging, einem kreativen Beruf zuordnete.
»Jasper, freut mich!« Mit einem sympathischen Grinsen hielt er mir erwartungsvoll die Hand hin. Kurz zögerte ich, aber Jaspers fröhliche Art überzeugte.
»Clara ... Und wie kommst du bitte auf die Idee, dass Kinderkriegen nicht wehtut?«
Jasper schien erfreut, dass ich mich auf ein Gespräch einließ. »Das ist komplett gelogen und diente einzig und allein dazu, mit dir ins Gespräch zu kommen. Natürlich hätte ich es auch mit einem ganz üblen Anmachspruch versuchen können, aber das schien mir nicht passend.«
So, so. Ein Mann, der ins Museum ging, Anfang dreißig war, aber noch Anmachsprüche draufhatte. Eine interessante Mischung ... »Wie würde denn so ein Anmachspruch klingen?«, fragte ich interessiert nach.
Jasper überlegte keine Sekunde. Gespielt pathetisch legte er mir eine Hand auf die Schulter und sah mir gekonnt schmachtend in die Augen. »Glaubst du an die Liebe auf den ersten Blick, oder soll ich noch mal reinkommen?«
Sehr witzig! Wider Willen musste ich lachen, was Jasper sehr freute. Gemeinsam gingen wir weiter durch die Ausstellung. Mir gefiel die Architektur des Brandhorst Museums fast besser als die Kunstwerke, die es zu sehen gab, aber Jasper kommentierte jedes noch so abstruse Bild unheimlich lustig und zudem auch passend. »Warum kannst du denn so gut Bilder interpretieren? Bist du Kunsthistoriker oder Galerist?« Ich tippte insgeheim auf Galerist.
Jasper verzog übertrieben das Gesicht. »Nee, weder noch. Der Galerist ist mein Dealer, und der Kunsthistoriker wird zu Lebzeiten leider nie über mich schreiben, denn ich bin Künstler und male selbst leidenschaftlich gerne.«
Na gut, so schlecht lag ich nun auch nicht, zumindest, dass er einen kreativen Beruf haben musste, war mir gleich in den Kopf gekommen. Wir bummelten gemeinsam von Raum zu Raum weiter, und je näher wir dem Ende der Ausstellung kamen, verlangsamten sich unsere Schritte ... als ob wir es hinauszögern wollten. Aber Jasper schien die Zeit genutzt zu haben, einen Plan zu schmieden.
»So, Clara, wir wären hiermit am Ende unserer heutigen Führung angelangt. Als Künstler verzichte ich auf schnöde Bezahlung und lasse mich in Naturalien für mein Wissen bezahlen. Schau nicht so verstört, was denkst du denn, bitte? Ich meine natürlich in Form von Kaffee und Kuchen im Gartenpavillon um die Ecke.« In mir machten sich ein Kribbeln in der Magengegend und eine Leichtigkeit breit, die sich ungewohnt, aber gut anfühlten. Normalerweise würde ich eine Ausrede vorschieben: Keine Zeit, bereits verabredet ... Aber warum sollte ich nicht einmal gegen meine Prinzipien handeln? Mein Leben bestand zu Genüge aus Disziplin und Plänen, die genau eingehalten werden mussten - anders war mein Job auf Dauer nicht zu bewältigen. Für Spontaneität gab es wenig Raum, vielleicht war es gerade das, was Jasper für mich anziehend machte ... Kurz entschlossen und über mich selbst überrascht willigte ich in Jaspers Vorschlag ein und fühlte mich für meine Verhältnisse extrem verwegen.
Auf dem kurzen Weg zum Gartenpavillon nahm er mich ins Kreuzverhör und wollte alles Mögliche über mich wissen. Von der Schuhgröße bis zum Lieblingsessen, jedes noch so nebensächliche Detail schien ihn brennend zu interessieren.
»Das ist jetzt aber kein Rekrutierungsgespräch für den BND oder so?«, flehte ich lachend um eine Pause.
»Sorry, wenn mich jemand begeistert, bin ich sehr neugierig, sag einfach stopp, wenn's zu viel ist.«
Das war eine gute Vorlage.
»Stopp!«, rief ich theatralisch und musste noch mehr lachen. Dieser Jasper ließ einen wirklich schweben, Humor war einfach sexy, wobei sein Aussehen mit diesem gepflegten Dreitagebart und den leicht verwuschelten Haaren ebenfalls einen gewissen Charme hatte.
Nach unserem Besuch im Gartenpavillon nahm Jasper mich an die Hand, was sich überhaupt nicht fremd oder übergriffig anfühlte. »Hast du noch kurz Zeit? Ich möchte dir was zeigen!«
Falls Jasper ein gestörter Serientäter sein sollte, war er der beste seines Fachs, denn so vertrauensvoll, wie er nach nur einem gemeinsam verbrachten
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