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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Nachmittag wirkte, würde selbst Miss Marple ohne Zögern ins Verließ steigen. »Meine Mama hat mir beigebracht, nicht mit fremden Männern mitzugehen!«
    Jasper warf lachend den Kopf in den Nacken, kramte in seiner Jackentasche und zog einen leicht eingedrückten Marsriegel hervor. »Auch nicht, wenn der Fremde Schokolade dabeihat?«
    Ich gab mich geschlagen und ging mit, nicht ohne Helene eine kurze SMS zu schicken, damit wenigstens eine wusste, wo ich war.
    Wir gingen nur ein paar Minuten durch das bunte Univiertel, in dem zu jeder Tagesund Nachtzeit reges Leben herrschte. Kleine Restaurants neben liebevoll eingerichteten Geschäften, die alle keiner großen Kette angehörten, sondern individuell und besonders eingerichtet waren. Junge Designer in geschmackvoll renovierten Altbauten versuchten sich neben Antiquariaten, Studenten ebenso wie junge Familien waren hier zu Hause. In der Mitte der Türkenstraße schlenderte Jasper mit mir durch eine große Eingangstür in einen begrünten Innenhof. Vor einer verschnörkelten Tür aus massivem Holz mit der Nummer 8 blieben wir stehen. Während Jasper nach seinem Schlüssel kramte und die Tür aufschloss, schickte ich Helene eine Nachricht mit der Adresse, woraufhin diese mir hysterisch zurückschrieb: »Bist du jetzt völlig bekloppt oder lebensmüde? Wer ist der Typ?!?«
    »Keine Sorge, alles ganz harmlos!«, tippte ich und stellte mein Handy nach dem Absenden auf lautlos, schließlich kannte ich Helene nur zu gut, sie würde ab jetzt Telefonterror betreiben, bis ich ranging.
    Weniger harmlos war der Aufstieg durchs nicht mehr enden wollende Treppenhaus. So schön der Altbau war, gegen einen modernen Aufzug hätte ich nichts einzuwenden gehabt. Keuchend trabte ich Jasper hinterher, der um einiges fitter war als ich und federleicht die Treppen nach oben zum Dachgeschoss nahm.
    Angeber!
    »Lass dir Zeit, ich nutz den Vorsprung zum Aufräumen!«, spottete Jasper mit zwei Stockwerken Vorsprung durchs hallende Treppenhaus.
    »Ich kann auch wieder umdrehen!«, rief ich beleidigt zurück, was dazu führte, dass Jasper blitzschnell zu mir runterspurtete und mich Schritt für Schritt begleitete. Endlich oben angekommen, schloss er auf und ließ mich eintreten. Mich erwarteten zum Glück keine abgehangenen Rinderhälften und selbst gebastelte Collagen von Stalkingopfern, nein, ich trat ein in sein Atelier und war ein zweites Mal atemlos. Die Gemälde, an denen er arbeitete, waren von einer leuchtenden Farbigkeit, die zu Jaspers Ausstrahlung passte. An einer großen Staffelei und einem Tisch mit sauber aufgereihten Pinseln vorbei ging ich langsam durch die Räume und betrachtete Jaspers Bilder, die teilweise an den Wänden lehnten, teilweise provisorisch an einem Nagel mit Bindschnur befestigt an der Wand hingen. Eine Treppe führte unters Dach, wo sich Jaspers Wohnung befand. Obwohl er mich gewähren ließ und ich neugierig war, verkniff ich mir erst einmal, sein privates Reich zu erkundschaften. Es gab in den Atelierräumen allein schon genug Sehenswertes. Jasper folgte mir bei meinem Rundgang belustigt, aber ruhig und blieb dezent in einiger Entfernung stehen, damit ich mir seine Werke ungestört ansehen konnte. Nicht alle Bilder sprachen mich an, aber mindestens drei gefielen mir so gut, dass ich sie vom Fleck weg kaufen würde. Eins, das mir besonders ins Auge stach, zeigte ein kleines Mädchen, das mit einem kräftig an der Leine ziehenden Hund inmitten einer Fußgängerzone stand und versunken vor sich hin blickte und nichts von dem zerrenden Hund, dem Trubel an den Marktständen und den Fahrradfahrern mitbekam. Magischer Realismus wurde die Art zu malen genannt, ein bekannter Vertreter dafür war Neo Rauch. Das Atelier samt Wohnung musste ordentlich kosten. »Das hier finde ich wunderschön! Wer ist das Mädchen auf dem Bild?«
    »Das Mädchen ist Nele, meine Nichte. Du musst sie unbedingt mal treffen.«
    Mein lieber Herr Gesangsverein, ein Tempo hatte der drauf ... Doch hatte ich zuerst den Eindruck gehabt, Jasper könnte nicht nur entschlussfreudig, sondern auch sprunghaft sein, so empfand ich hier in seiner vertrauten Umgebung auch ein großes Maß an Konzentration und Beharrlichkeit, mit der er seiner Leidenschaft, dem Malen, nachging.
    »Hast du Lust, die Farben auszuprobieren?« Jasper hielt mir einen frischen Pinsel hin und zeigte auf eine kleine Staffelei mit weißem eingespannten Papier. Zögerlich antwortete ich: »Hm, ich habe schon ewig nicht mehr gemalt. Ich

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