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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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es nicht gern sieht, daß ein Mann in seinem
Sprechzimmer in Tränen ausbricht. Außerdem schadet es den Möbeln.«
    Vernon Clyde stützte sich von
der Kiste hoch und stellte sich widerwillig auf seine Füße. »Wenn wir schon für
heute aufhören«, sagte er, »warum gehen wir dann nicht irgendwo einen trinken?«
    »Großartiger Gedanke«, erklärte
Nicholas. »Wir wollen in meine Wohnung zurück. Hier riecht es nach Tod und
Verfall. Ich brauche einen kräftigen Schluck, um den Gestank aus meiner Nase zu
vertreiben.«
    »Sie trugen ihn auf der Bahre
bloß«, sang Charity plötzlich mit bittersüßer Stimme.
    Nicholas schauderte. »Es langt
für heute, Charity«, flehte er, »wir wollen Hamlet bis morgen auf seinem
Friedhof am Eastriver ruhen lassen.«
    Sie schüttelte ernst den Kopf.
»Du solltest so etwas nicht sagen. Du mußt ständig mit ihm leben, du mußt es
spüren.« Sie legte eine Hand unter ihre linke Brust. »Hier!«
    »Meine Liebe«, sagte Loise Lee leicht amüsiert, »du solltest so etwas nicht in
aller Öffentlichkeit zu einem Mann sagen. Du könntest ihn verwirren.«
    »Charity ist eine Schülerin von Stanislawskij «, erklärte mir Nicholas in
verzweifeltem Ton. »Sie kennen die >Methoden<, Daniel. Sie gehört zur
Schule der ungewaschenen Nuschler , die Lederjacken trägt
und bekennt: Wir wollen alles in der Welt sein, nur keine Schauspieler. Dem
Himmel sei Dank, daß der arme alte Will Shakespeare es nicht erleben mußte, wie
sie versuchen, ihn in ihre Methode zu zwingen.«
    »Mir werden die Füße lahm«,
beklagte sich Vernon Clyde erbittert. »Was muß man hier tun, um endlich etwas
zu trinken zu bekommen? Sich den Blaukreuzlern anschließen?«
    »Ich wußte, ich würde vom Thema
abkommen«, sagte Nicholas. »Begeben wir uns zu unseren Gefährten.«
    »Ohne mich, mein Lieber.« Loise Lee schüttelte ablehnend den Kopf. »Ich bin mit
meinem Friseur verabredet, und heute wird er etwas höchst Amüsantes tun. Er
wird mir das Haar machen.«
    Aubrey stieß mir den Ellbogen
scharf gegen die Rippen. »Sind sie nicht großartig?« flüsterte er heiser. »So
sind Schauspieler. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber irgendwie sind sie
anders, alter Junge.«
    »Anders als was?« grunzte ich.
»Als Rauschgifthändler?«
     
    Die Wohnung der Blairs befand
sich in den East Seventies , und es war die Sorte
Apartment, wie ich gern eines hätte, falls ich aus Adele Blair genug Geld
herauspressen konnte, um es bezahlen zu können.
    In einer Ecke des Wohnraumes
befand sich eine Bar. Nicholas postierte sich hinter ihr und begann Drinks zu
mixen. An den Wänden hingen ein Dutzend Ölporträts von ihm, vielleicht waren es
auch mehr. Aus dem nächsten Rahmen starrte Nicholas Lear, vom Wahnsinn gepackt,
auf mich herab, während aus dem daneben Nicholas Macbeth mich zweifelnd
anblickte. Und so weiter, ringsum durch das ganze Zimmer. Mit einem schnellen
Blick stellte ich fest, daß die einzige Shakespeare=Gestalt, die er noch nicht
dargestellt hatte, Kleopatra war. Doch früher oder später würde er sich sicher
die Haare auf der Brust rasieren und sich auch daranmachen. Das stand außer
Zweifel.
    Charity Adam brachte mir Gin
mit Tonicwasser durchs Zimmer und reichte es mir.
»Sind Sie Schauspieler, Danny?« fragte sie mit leiser Stimme.
    »Nein«, informierte ich sie,
und damit verlor sie sofort jedes Interesse an mir und ging zur Bar zurück. Ich
sah den gehetzten Ausdruck, der in Vernon Clydes Augen kam, als ich mich neben
ihn setzte.
    »Einen Trinkspruch«, rief
Nicholas laut, »auf Aubreys ersten Sieg im Kampf ums Dasein. Er hat einen
Freund gefunden. Daniel Boyd, wir erheben unsere Gläser auf Ihr Wohl.«
    Aubrey verzog die Lippen zur
schlechten Imitation eines Lächelns. »Laß das doch, Vater«, murmelte er
verlegen, »Danny wird nur glauben, du wolltest ihn zum Narren halten.«
    »Was einem die Natur gab, kann
man nicht verbessern, mein Junge.« Nicholas strahlte mich an. »Habe ich nicht
recht, Daniel?«
    »Da bin ich nicht ganz sicher«,
antwortete ich. »Mit Ihren Zähnen hat irgendeiner glänzende Arbeit geleistet, Nickyboy .«
    Im Zimmer war es plötzlich
still. Ich sah, wie Aubreys Hände zu zittern anfingen, dann brach Nicholas in ein
dröhnendes Gelächter aus, und das Schweigen war gebrochen. Vielleicht hatte ich
den Auftrag, den Adele Blair mir angetragen hatte, doch nicht ganz richtig
eingeschätzt — Nicholas Blair ins Irrenhaus einweisen zu lassen, würde ein
Vergnügen sein.
    »Sie sind kein

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