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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Messers aufgeschlitzt
worden. Die Schnitte zogen sich in gleichmäßigen Abständen von vier Zoll mitten
über den Lederbezug der drei Sessel. Die Schreibtischplatte war in der gleichen
effektvollen Weise behandelt worden.
    Ich zog die Schreibtischschublade
auf und sah, daß aus Adele Blairs Scheck ein Häufchen Konfetti geworden war,
saubere, quadratzentimetergroße Papierfetzchen. Das brachte mich auf den
Gedanken, ob es sich bei Konfuzius nicht um den Verrückten handelte und ob er
nicht derjenige wäre, der eingewiesen werden sollte.
    Ich hoffte, ihm wieder zu
begegnen. Ich würde ihn nicht einweisen lassen, ich würde ihn umbringen.
     
     
     

2
     
    »Was ist mit den Möbeln in
Ihrem Büro passiert, Mr. Boyd?« fragte Mrs. Blair.
    »Ich habe sie zum Reinigen geschickt«,
sagte ich. »Sie waren schließlich schon einen Tag alt, und Sie wissen ja, wie
schnell dieses moderne Zeug verschmutzt. Ihren Scheck habe ich übrigens auch
verloren.«
    »Ich werde Ihnen einen neuen
ausstellen«, sagte sie gleichgültig, »selbstverständlich erst, nachdem ich den
andern habe sperren lassen. Dies ist Aubrey.«
    Aubrey war groß und dicklich.
Er hatte braunes welliges Haar, braune Augen und einen dichten braunen
Schnurrbart. Er lächelte und legte dabei gleichzeitig gute Zähne und eine gewisse
Verlegenheit an den Tag. »Guten Morgen, Mr. Boyd«, sagte er. Sein Händedruck
war kräftig und sicher. »Adele glaubt, daß Sie unser Problem auf taktvolle
Weise lösen können, und seien Sie versichert, ich werde Ihnen dankbar sein.«
    »Sie wird mir ihre Dankbarkeit
durch neuntausend Dollar beweisen«, antwortete ich. »Das ist in meinen Augen
Dankbarkeit.«
    Aubrey jaulte scharf auf wie
ein Hund, und ich glaubte, er habe Schmerzen, so wie ich sie im Kopf hatte.
Dann merkte ich, daß er auf diese Weise lachte.
    Mrs. Blair sah auf ihre Uhr.
»Wir sind schon spät dran«, sagte sie lebhaft. »Wenn wir rechtzeitig zu der
Probe kommen wollen, müssen wir los, und wir brauchen irgendeine Geschichte,
die Ihre Freundschaft mit Aubrey erklärt, Mr. Boyd, für den Fall, daß jemand neugierig
werden sollte.«
    »Gute Idee.« Aubrey nickte.
    »Aubrey kommt von Yale. Dort
hat er studiert«, sagte sie. »Wo haben Sie Ihre Ausbildung abgeschlossen, Mr.
Boyd?«
    »Bei der
Kruger=Detektiv=Agentur«, antwortete ich. »Und wenn wir alte Freunde sein
sollen, ist es das beste, wenn Aubrey sich gleich daran gewöhnt, mich Danny zu
nennen.«
    »Gern.« Er nickte. »Also gut,
Danny. Letztes Jahr verbrachte ich meinen Urlaub in Palm Springs. Dort können
wir uns kennengelernt haben.«
    »Warum nicht«, stimmte ich zu.
»Aber Urlaub wovon?«
    »Von New York.« Er runzelte
leicht die Stirn. »Was wollen Sie denn damit sagen, alter Junge?«
    »Ich dachte, daß Sie vielleicht
irgend etwas arbeiten«, antwortete ich.
    Er stieß wieder das scharfe
Jaulen aus. »Bis dahin hat´s noch reichlich Zeit, alter Junge. Ich habe ein
paar Aktien und spekuliere ein bißchen an der Börse. Das hält mich in Atem.«
    Ich sah Mrs. Blair an. »Glaube
ich gern«, sagte ich.
    »Dann ist das also geklärt«,
sagte sie lebhaft. »Palm Springs im vergangenen Jahr. Und jetzt machen wir uns
wohl auf den Weg zum Lagerhaus.«
    Mit vorsichtigen Fingern
betastete ich die Schramme auf meiner Stirn.
    »Immer mit der Ruhe«, verwies
ich sie. »Ich habe heute morgen einen Kopf wie ein Ballon.«
    »Mir kommt er nicht größer vor
als gestern nachmittag «, erwiderte sie kühl.
    »Das war gut.« Aubrey bekundete
seine Bewunderung mit dem Ausdruck eines liebeskranken Bluthundes.
    »Also fahren wir schon zu dem
Lagerhaus«, sagte ich und knirschte mit den Zähnen. »Wenn wir schon
Geständnisse hören müssen, dann lieber nicht in meinem Büro.«
    Etwa dreißig Minuten später
kamen wir in Aubreys Cadillac vor dem Lagerhaus an. Es lag in der unteren East
Side und sah aus, als wäre es sehr geeignet, Leichen darin aufzustapeln. Nach
der verbrauchten Luft darin zu schließen, war bereits jemand auf die Idee
gekommen.
    In der Mitte des staubbedeckten
Zementbodens standen ein Mann und eine Frau. Ein weiterer Mann und eine weitere
Frau saßen auf alten Holzkisten und beobachteten sie. Wir gingen auf die Gruppe
zu. Der weite Raum wurde vom Widerhall unserer Schritte erfüllt.
    »Die schöne Ophelia, Nymphe in
deiner...« Der Mann wandte den Kopf und sah in unsere Richtung. »Doch da wir
gerade von Nymphen reden«, fuhr er ohne Unterbrechung fort, »dies hier ist
meine Frau, die dunkle Adele, und

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