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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ließ sich wieder hineinsinken. »Es ist jetzt
schon schlimm«, flüsterte sie, »aber es wird noch schlimmer werden, wenn der
Arbeitsdruck stärker wird. Jeder Tag mit Proben bringt ihn näher an den Rand
des Wahnsinns. Das muß aufhören, Mr. Boyd, um seinetwillen.«
    »Hört sich an, als brauchten
Sie einen Psychiater, aber nicht mich«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dazu ist es jetzt zu spät. Die
einzige Lösung ist ein Sanatorium. Nicholas muß zu seinem eigenen Wohl fortgeschafft
werden.«
    »Dazu gibt es nur eine
Möglichkeit«, sagte ich. »Wissen Sie das?«
    Nicholas Blairs Frau nickte
ruhig. »Man muß ihn gerichtlich einweisen lassen. Deswegen bin ich hier, Mr.
Boyd. Ich möchte, daß Sie mir helfen.«
    Ich nahm eine Zigarette aus der
Packung auf dem Schreibtisch und ließ mir mit dem Anzünden reichlich Zeit. »Und
warum geht´s nicht auf dem üblichen Wege, mit Ärzten und all dem Drum und
Dran?«
    Sie begleitete ihre Antwort mit
einer guten Schau. Eine müde Hand, die über eine von Gram zerfurchte Stirn
strich. »Das ist schwierig«, sagte sie und lächelte tapfer hinter Tränen, die
ihr noch nicht in die Augen getreten waren. »Seit Jahren steht Nicholas in dem
Ruf, exzentrisch zu sein. In der ganzen Theaterwelt ist er dafür bekannt. Und
da ist das nicht einmal ungewöhnlich. Ich weiß, daß seine Exzentrizität die
Grenze überschritten hat und Wahnsinn geworden ist, weil ich so eng mit ihm
zusammen lebe. Aber kein anderer weiß es, außer Aubrey selbstverständlich.«
    »Aubrey?«
    »Sein Sohn aus seiner ersten
Ehe. Nicholas ist raffiniert. Wenn er wüßte, daß er vor einer Ärztekommission
erscheinen müßte, würde er die Rolle des normalsten Menschen auf der Welt
spielen und sie überzeugen. Ich sagte Ihnen schon, daß er ein guter
Schauspieler ist.«
    »Stimmt, ich erinnere mich.
Dann sind also nur Sie und Aubrey der Ansicht, daß Ihr Mann auf dem besten Wege
ist, die Grenze der Zurechnungsfähigkeit zu überschreiten?«
    »Wir kennen ihn viel besser als
die anderen, verstehen Sie doch«, sagte sie ernst.
    »Gewiß«, stimmte ich zu. »Aber
wie stellen Sie sich vor, soll er eingewiesen werden?«
    Wieder zuckte sie die
Schultern, aber diesmal nahm es mich zu sehr in Anspruch, ihr Gesicht zu
beobachten, um dem faszinierenden Zittern zu der Schleife hinunter zu folgen.
    »Ich weiß nicht«, antwortete
sie und bediente sich wieder ihrer erschöpften Stimme. »Das ist Ihr Problem,
Mr. Boyd. Deshalb komme ich als Klientin zu Ihnen hierher. Ich möchte, daß Sie
mir einen vertraulichen Dienst erweisen.«
    »Und für wie lange gedachten
Sie ihn einweisen zu lassen?« fragte ich.
    »Bis er sich wieder ganz erholt
hat selbstverständlich«, sagte sie. »Ich habe aber das entsetzliche Gefühl, daß
der arme Nicholas unheilbar ist.«
    »Ich habe es fast auch«, sagte
ich. »Ist Ihr Mann reich?«
    »Reich würde ich nicht sagen.«
Sie zögerte einen Augenblick. »Er hat ein Vermögen, das ihm ein gutes Einkommen
abwirft. Er sparte sein Geld, als er noch ein Star am Broadway war.«
    »Und dieser junge Aubrey«,
forschte ich, »ist er schon aus der Schule?«
    Sie hätte beinahe gelacht.
»Aubrey? Sie haben einen falschen Eindruck von ihm bekommen, Mr. Boyd, Aubrey
ist schon Ende Zwanzig.«
    »Sieht er gut aus?«
    »Fast so gut, wie Sie von sich
glauben, Mr. Boyd.« Ein Lächeln mit einem Anflug von Hohn zeigte sich einen
Augenblick lang auf ihrem Gesicht. »Warum fragen Sie?«
    Ich drückte die Zigarette in
dem neuen Aschenbecher aus und grinste sie wieder an. »Das muß die älteste
Geschichte der Welt sein«, sagte ich nachdenklich. »Ein alter Mann mit einem
jungen Sohn heiratet wieder eine junge Frau. Das Problem: Wie können der junge
Mann und die junge Frau miteinander musizieren, ohne das Geld des Alten zu
verlieren? Ich muß Ihnen zugestehen, Mrs. Blair, daß Sie auf eine originelle
Lösung gekommen sind. Die meisten anderen verfallen bei der Suche nach einer
Antwort auf nichts anderes als auf Mord.«
    Ihre Lippen preßten sich zu
einer dünnen Linie zusammen. »Das ist doch absurd, Mr. Boyd. Ich denke
ausschließlich an das Wohl von Nicholas.«
    »Hier in New York haben wir
eine ganze Insel, auf der man sich seiner annehmen kann«, antwortete ich. »Was
Sie von mir verlangen, ist unnatürlich und unmoralisch, abgesehen davon ist es
auch ein strafrechtlich verfolgtes Verbrechen. Sie müssen sich einbilden, daß
auch ich den Verstand verloren habe.«
    Sie stand mit einer abrupten
Bewegung

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