Hexe Lilli - 02 - Hexe Lilli macht Zauberquatsch
entschlossener geht er schließlich zur Tür und klingelt erneut.
Auch Lilli ist der Anblick des riesigen Pferdes richtig in die Glieder gefahren.
Geistesgegenwärtig hat sie den Zauberspruch schnell wiederholt und auf diese Weise dem Pferdespuk ein Ende bereitet. Da klingelt es auch schon.
„Wer da?“, ruft Lilli scheinheilig, gerade so, als ob sie absolut keine Ahnung hätte, wer da vor der Tür stehen könnte. „Ich bin's, Herr Glück, wer sonst. Mach bitte sofort auf!“
Lilli öffnet die Tür, so weit die Sicherungskette es zulässt.
„Ja bitte? Kann ich Ihnen helfen?“, stellt sie sich ganz dumm.
„Wo ist das Pferd?“
„Ach, Sie möchten ein Pferd. Hab ich mir's doch gedacht. Sie möchten es tauschen gegen einen Goldklumpen, stimmt's?“
„Papperlapapp!“ Jetzt platzt Herr Glück fast vor Wut. „Lass das Pferd heraus! Sofort!“
„Das ist nicht so einfach“, sagt Lilli freundlich und macht gute Miene zu ihrem bösen Spiel. „Für gewöhnlich tauschen wir die Pferde nämlich gegen Goldklumpen. Eben genau wie im Märchen von Hans im Glück, wissen Sie, wo... „
“So eine Dreistigkeit - das geht ja wohl auf keine Kuhhaut“, fällt Herr Glück Lilli ins Wort und ereifert sich weiter: „Du machst jetzt sofort auf und lässt das Pferd aus der Wohnung.
Sonst... „ Weiter kommt er nicht, denn was der arme Mann jetzt
zu sehen bekommt, verschlägt ihm vollends die Sprache. Aus Omas Wohnung glotzt ihm eine hübsche, schwarzweiß gefleckte Kuh entgegen.
„Möchten Sie vielleicht etwas gegen eine märchenhafte Kuh tauschen, Herr Glück?“, fragt Lilli ihn, als ob es das Normalste von der Welt wäre, eine Kuh in der Wohnung zu haben.
Herr Glück bringt kaum einen Ton heraus.
„Eine Kuh“, stammelt er mit krächzender Stimme. „Eine Kuh, im dritten Stock.“
„Was ist denn daran Besonderes?“, fragt Lilli schnippisch.
„Sie ist nicht einmal lila.“
„Eine... eine Kuh“, stottert Herr Glück, immer noch völlig verdattert, und diesmal ist er so durcheinander, dass er den Arm durch den Türspalt schiebt und der Kuh über den Kopf zu streicheln beginnt. „Eine Kuh, na, wo ist denn die Kuh? Eine richtige Muhkuh haben wir hier. Brav. Kannst du auch muh
machen? Na, wo ist denn das Pferd........ die Kuh? Puß, puß, puß, du Stinkemops...
„Möchten Sie vielleicht noch etwas anderes tauschen?“, unterbricht ihn Lilli. Aber der Ärmste ist von Lillis Hexereien so durcheinander gebracht, dass er gar nicht mehr richtig zuhören kann.
„Wie wär's, wenn ich Ihnen noch etwas anderes zum Tauschen anbiete?“, versucht es Lilli noch einmal. Und weil Herr Glück nicht reagiert, schreitet sie kurzerhand zur Tat.
Nach einem kurzen Blick auf ihre Hexennotizen murmelt sie einige unverständliche Silben - und schon löst sich die glotzende Zauberkuh direkt vor Herrn Glück in Luft auf. Der schaut dabei genauso dumm drein wie die Kuh selber.
Und dann setzt Lilli noch eins drauf: Sie lässt ein quieklebendiges Schweinchen durch die Wohnung flitzen!
Es grunzt und schnüffelt an Lillis Füßen herum, als ob es auf der Suche nach etwas Fressbarem wäre. Gerade will Lilli das Schweinchen streicheln, da geschieht etwas, womit auch sie nicht gerechnet hat. Das Ferkel springt zur Seite, saust direkt auf Herrn Glück zu und flutscht ihm mitten zwischen den Beinen hindurch geradewegs in den Hausflur.
Das wiederum wirkt bei Herrn Glück wie ein Alarmsignal.
Schlagartig hat er seine sieben Sinne wieder beisammen. Mit großen Sprüngen jagt er dem Schwein hinterher, immer drei Stufen auf einmal springt er treppab.
„Die Sau ist los! Die Sau ist los!“, brüllt er dabei.
Lilli steht vor Schreck wie angewurzelt in der Tür. Endlich hat sie sich aufgerappelt und nimmt die Verfolgung auf. Weg mit der Sicherungskette, und in Windeseile stürmt sie nach unten. Dummerweise rutscht ihr bei der wilden Hetzerei der Hexennotizzettel aus der Hand und segelt im Treppenhaus langsam in Richtung Keller. Auch das noch!
Und was muss Lilli da hören? Unten fällt die Haustür ins Schloss. Sollte es dem Schweinchen etwa gelungen sein, ins Freie zu entwischen? Herrje! Nur schnell hinaus auf die Straße!
Dort versucht Herr Glück inzwischen sein Jagdglück. Er fuchtelt wild mit den Armen und macht großes Geschrei. Lilli will hinterhersprinten, verliert ihn aber gleich aus den Augen, weil er um die nächste Straßenecke biegt. Sie hört bloß noch seinen Jagdruf: „Haltet das Schwein!“
Dann sind beide, das
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