Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes
gefüllt. Mich erwartete ein ganzer Schamanenladen. Die Ordnung erschloss sich nur dem, der sie geschaffen hatte.
In einem Bezirk überwogen getrocknete und stark duftende Kräuter, in einem anderen Knochen, präparierte Organe sowie Häute und wieder in einem anderen gruselige Masken, Pfeile und Köcher. Jetzt machte ich mich an das vierte Regal. Dort entdeckte ich sowohl Kisten mit Pulvern als auch Kräuterpillen. – Und überall in der Schreckenskammer hingen Knoblauchzehen, bunte Federn und mit Steinchen gefüllte Muscheln. Man musste unweigerlich gegen diese stoßen, es war wie in einer Stalaktitenhöhle. Bei der Menge ließen sich Kollisionen nicht vermeiden. Das Geraschel verriet jeden Eindringling. Uropa hatte sich große Mühe gegeben.
Einzig die Medizin entdeckte ich nirgends. In dem Bereich, den ich jetzt unter die Lupe nahm, stand nur eine Flasche mit durchsichtigem Öl. Mehr Flüssigkeiten existierten hier nicht. Alle anderen Sachen befanden sich in einem trockenen Zustand.
Von Neugier angetrieben, untersuchte ich jetzt die zahlreichen großen und kleinen Kisten und vergaß dabei meine Angst. Meist verschloss sie lediglich ein Holzsplint, ich konnte sie leicht öffnen. Doch der Inhalt enttäuschte mich. Aus ihnen schauten mir weitere Pillen und Kräuter entgegen.
Wieso fand ich sie nicht? Die magische Arznei musste doch irgendwo sein … Erneut schaute ich mich um, fand jedoch wieder nichts.
War sie in einem Geheimfach verborgen? Wo würde ein Schamane hier etwas verstecken? Sicher dort, wo niemand eine Medizin vermutete. Da kam nur der Boden infrage, deswegen erforschte ich jede Holzdiele auf Besonderheiten.
Auf den ersten Blick wirkten die Latten unauffällig. Bei genauem Hinsehen fiel mir jedoch auf, dass ein Teilstück mit weniger Staub bedeckt war als die anderen. Ich drückte auf diese Stelle. Das Ende bewegte sich nach unten und auf der der anderen Seite schwang das Brett nach oben.
Erwartungsvoll blickte ich in das funkelnde Geheimversteck. Auf dem Boden lag ein Berg von Goldmünzen. Enttäuschung überkam mich, da meine Suche etwas anderem galt.
Beinahe hätte ich gewohnheitsgemäß in den Schatz hineingegriffen, doch ein siebter Sinn warnte mich. Ungewöhnliche, in das Holz gebohrte Löchlein fielen mir auf. Vorsichtig hielt ich einen verzierten Stab vor diese Öffnungen. Im gleichen Moment schnellten eiserne Spitzen heraus und bohrten sich von beiden Seiten tief in das Holz.
Vor Schreck riss ich am Stecken und brach dabei einen in ihm sitzenden Eisenzahn ab. Er hätte sich tief in das Fleisch einer Hand gebohrt oder diese ganz durchstoßen. Ein Dieb wäre an diesem Ort festgenagelt worden. Möglicherweise waren die Nadeln verseucht, inzwischen traute ich meinem Urgroßvater allerhand zu. Er hatte sogar die Hörner seiner Schamanenmaske mit Gift eingerieben.
Auch zwischen den Geldstücken war keine Medizin nicht versteckt. Wahrscheinlich diente die Falle der Ablenkung vom eigentlichen Schatz.
Vorsichtig untersuchte ich als Nächstes die gruseligen Masken. Sie verbargen jedoch kein Geheimnis, ebenso keine irdische Falle. Nun leerte ich drei Pfeilköcher voller Wurfgeschosse und schaute hinein. Selbst hier wurde ich nicht fündig.
Ich zuckte von einem Geräusch zusammen. Die Ziege meckerte laut, vielleicht verlangte sie Aufmerksamkeit. Kopfschüttelnd machte ich weiter.
Beim Zurückstellen des dritten Köchers kam mir dieser schwerer als die anderen vor. Das war seltsam. Nochmals untersuchte ich ihn gründlich von oben bis unten. Er war nicht nur größer, sondern auch um einiges länger. Doch das reichte als Erklärung für den hohen Gewichtsunterschied nicht aus.
Nach weiteren Untersuchungen fand ich die Lösung des Rätsels: Der untere Teil des Pfeilbehälters enthielt ein Geheimfach. In diesem befand sich ein kleines verkorktes Gefäß.
Das musste die geheimnisumwitterte Medizin sein! Mein Inneres jubelte. Vorsichtig beäugte ich das Fläschchen, betrachtete es von allen Seiten.
Die Ziege schrie erneut. Offenbar suchte sie Gesellschaft und fühlte sich allein. Oder wollte sie mich warnen?
Abermals drehte ich die Flasche um die eigene Achse. Dieses Wundermittel hatte sowohl den Zarewitsch als auch die Tante meiner Verehrerin geheilt. Wahrscheinlich hielt es ebenso meinen Urgroßvater jung.
Ich zog am Pfropfen, ich musste das Zeug sofort kosten! Schon meine wissenschaftliche Neugier erforderte das, wobei meine Erwartungen gewisse Grenzen nicht überschritten. Sicher war das
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