Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire
Menge eigenartigster Regungen auslösten.
Um nicht aufzufallen, ging ich zuweilen auf die Toilette oder in die Küche, wie die anderen es auch taten. Manchmal begegnete ich dabei den anderen Familienmitgliedern.
Der Bella-Hund wurde schnell meine Freundin. Zuerst knurrte sie mich noch an, ich gab ihr aber jedes Mal ein Stückchen leckerster Wurst.
Das verbesserte die Situation rasch. Einen kleinen Vorrat dieser Leckerei hatte ich in meiner Hose griffbereit aufbewahrt. Das gefiel Bella außerordentlich. Ihre Augen sahen mich immer zufriedener und bald sogar mit Zuneigung an.
Bei meiner Schwester funktionierte die Methode nicht so gut. Auch sie verwöhnte ich anfangs mit Wurststückchen, denn auch Menschen mochten diese sehr gern. Deswegen steckte ich ihr bei jeder Begegnung einige in den Mund.
Sie mochte das aber nicht und weinte sogar ein wenig.
Meine Mutter und ein mir noch unbekanntes männliches Menschenwesen traten aus einem der Zimmer und fragten mich, was denn los wäre.
Auf diese Weise erfuhr ich, woher diese merkwürdigen Grunzlaute gekommen waren. Sie stammten von diesem Menschen. Es war der Onkel Schlachter.
„Alex steckt mir immer Wurst in den Mund“, beschwerte sich Viona.
„ Ich mag aber kein Fleisch!“
„ Alex, sie mag doch keine Wurst! Warum tust du das?“
Meine Mutter schaute mich unzufrieden an.
„Das habe ich wohl vergessen, liebe Mama“, sagte ich entschuldigend. „Das muss an dem Hitzschlag liegen.“
„ Na ja“, mischte sich nun der füllige Mann mit dem rundlichen Kopf und den sehr kurzen, aufstehenden Haaren ein. „Ein Stückchen Wurst hat noch keinem geschadet. Das machst du gar nicht so schlecht, Alex. Ein bisschen Druck hat noch keinem geschadet. Sonst wird die Kleine noch Vegetarierin!“
Er amüsierte sich darüber. Ich lachte vorsichtig mit.
Meine Schwester machte ein böses Gesicht. „Ich mag nicht, dass die Tiere geschlachtet werden und man Wurst aus ihnen macht. Das tut ihnen sehr weh!“
Onkel Schlachter schaute meine kleine Schwester liebevoll an. Diese tiefe Zuneigung zu Viona bildete einen Gegensatz zu seinem groben Aussehen. Man sah, dass er sie wirklich mochte. Inzwischen konnte ich Mimik und Blicke besser einschätzen. Mich dagegen betrachtete er deutlich gleichgültiger. Was war die Ursache?
Äußerst zuvorkommend kniete er sich vor meine Schwester und griff sogar mit einer Hand liebevoll an ihre Schulter. Mit zärtlicher, säuselnder Stimme sagte er dann: „Ach, Quatsch! Du solltest das mal in der Wirklichkeit sehen. Die Schweine kriegen vor der Schlachtung eine schöne warme Dusche. Da fühlen die sich wie im siebenten Himmel und quietschen vor Vergnügen – quiek, quiek quiek! – Und peng, ehe sie es merken, sind sie schon ein Kotelett oder eine Wurst!“
Zur Demonstration schnappte er sich ein Stück Wurst aus dem Kühlschrank und biss kräftig hinein. „Und die schmeckt richtig gut!“
Meine Schwester schwankte zwischen Protest und Unschlüssigkeit hin und her.
Sollte das den Tieren wirklich so gut gefallen? Ich hatte so meine Zweifel.
Meiner Mutter war dieses Gespräch sichtlich unangenehm.
„ Schwester, ich gebe dir keine Wurst mehr.“
Meine Worte hatten ihr gefallen, da sie mich nun anlächelte.
„Ach, lasst bloß diese Gute-Mensch-Tuerei!“, warf der Tierschlachter mit einer abwertenden Handbewegung ein. „Dann wären ja alle Fleischer böse Menschen und habe ich dich nicht soooooo lieb, Viona?“
Er hob sie in die Luft, schwenkte sie wild umher und drückte dabei seine fleischigen Lippen an ihr Gesicht. Viona quietschte vergnügt.
Zum Abschluss biss er nochmals ordentlich in seine Wurst, ergriff dann die Hand meiner Mutter und zog sie wieder in Richtung des Zimmers.
„ Zeit für die Nachtruhe!“, scherzte er.
Meiner Schwester gefiel das scheinbar nicht.
„Mama, ich habe Angst. Kannst du heute Nacht nicht bei mir schlafen?“ Sie machte ganz große, ängstliche Augen.
Unsere Mutter verdrehte ihre Augen ein wenig und sah zum Schlachter. Das, was dieser mit ihr vorhatte, schien ihr deutlich besser zu gefallen, als bei Viona zu schlafen.
Hier konnte ich ein paar Punkte bei allen sammeln.
„ Komm doch zu mir! Du kannst dich ruhig in mein Bett legen, ich habe noch viel zu tun.“
Jetzt strahlte die Kleine mich richtig an. Auch meine Mutter und der Onkel Schlachter wirkten sehr zufrieden mit meiner Antwort und lächelten dankbar. Na also, ich kam langsam mit meiner Familie und den Menschen voran!
So landete das
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