Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire
Schwesterchen in meinem Bett und ich las weiter.
Bald hörten wir wieder die uns bekannten Grunzlaute und das Gekicher aus dem Zimmer meiner Mama.
Viona machte jedoch das gleiche Gesicht wie meine Mutter, als sie das Erbrochene gesehen hatte.
Da ich darauf nicht reagierte beobachtete sie meine Tätigkeit: „Alex, du kannst aber schnell lesen.“
„Ich schaue mir das nur an“, entgegnete ich bescheiden.
„ Ach so! Ich schaue auch immer, aber viel langsamer.“
Sie beobachtete mich fasziniert.
„Glaubst du auch, dass es den Tieren wehtut, wenn sie geschlachtet werden?“, fragte sie schließlich.
„ Das dürfte ihnen genauso wehtun wie uns Menschen. Sie sind so wie wir gebaut.“
„ Warum sagt aber Onkel Fleischer etwas anderes?“
„ Er will dich wohl nicht ängstigen, da du noch so ein junges Menschenkind bist.“
„ Du redest zwar komisch, aber bist eigentlich ganz nett“, entgegnete sie.
Das reichte ihr als Erklärung. Sie schlief ein.
Meine Schwester war wirklich hübsch. Ihre Haare waren sehr hell, glatt und lang und die Augen groß und blau. Die jungen Menschen sahen ohnehin viel ansehnlicher als die älteren aus.
Meine Mama und der Schlachter wickelten den Schlaf anders als Viona ab. Die Grunzlaute und das Gekicher der beiden drangen immer wieder durch die Wände.
Am Fenster des Nachbarhauses bemerkte ich wieder eine Bewegung. Bella beobachtete mich also. War das ein gutes Zeichen? Meine Gedanken und Gefühle eilten zu ihr. Es musste ein Verbindung zwischen uns geben. Wer war ich nur?
Bjelas Tagebucheintrag
Da Mama wirklich eine Wahrsagerin ist, könnte ich durchaus eine Hexe sein. Das wäre in meiner Familie auch nichts Besonderes. Ich würde damit einfach das Familienerbe antreten.
Noch nie im Leben habe ich in so kurzer Zeit so viele kuriose Sachen erlebt und es geht Stunde für Stunde weiter! Mein Leben ist nicht mehr das langweilige Leben eines Kleinstadtmädchens. Es ist inzwischen vollkommen abgedreht.
Eine entscheidende Frage bleibt: Was ist mit Alex los ist oder wer ist er? Die Begegnung mit dem Ding hat Alex eventuell zu etwas anderem gemacht.
Ich muss diese Aufzeichnungen auf jeden Fall verbergen, sonst sperrt man mich noch in die Klapsmühle ein. Auch Cassy wird mir alles nicht glauben. Das ist einfach zu verrückt.
Da Alex ärztlich bestätigt wohl kein Zombie ist, könnte es sich bei ihm um eine ganz besondere Art von Untoten handeln. Ein klassisches Schattenwesen ist er sicher nicht, auch kein Geist, eher so etwas wie ein Körperwandler.
Mit dieser besonderen Art habe ich mich noch nicht beschäftigt. Im besten Fall ist er aber nur ein stark veränderter Alex. Das muss ich alles noch genau erkunden. Was wissen wir normalen Menschen schon darüber? Gab es so etwas schon einmal? Vielleicht! Ich erzähle ja auch keinem von der ganzen Geschichte.
Nach dem Arztbesuch war ich noch ganz durch den Wind. Sogar Murka hat das gemerkt und mich ganz merkwürdig angeschaut. Mein Vater war wie immer mit seinen Berechnungen der zukünftigen Lottozahlen beschäftigt. Die sind seine letzte Hoffnung. Er glaubt inzwischen selbst nicht mehr, dass die Behörden ihm helfen. Die legen ihn nur rein.
Mama machte ebenfalls ein sehr besorgtes Gesicht. Der Versteigerungstermin unseres Hauses rückt näher und näher.
Doch wer kann schon Lottozahlen voraussagen? Ist Papa inzwischen auch verrückt? Dann trete ich vielleicht gerade mein väterliches Erbe an. Das passt dann gut mit der mütterlichen Erbschaft zusammen. Kurz: Die wahnsinnige Hexe!
Ich habe mich schon damit abgefunden, dass wir bald in irgendein Loch ziehen – es sei denn, meine Hexenkräfte entwickeln sich und ich kann etwas ändern, aber daran glaube ich nicht wirklich.
Inzwischen bin ich aber offener für alle Unheimlichkeiten, wenn man das so sagen kann. Cassy setzt ja auch alle Hoffnungen auf Halloween. Sie sammelt unentwegt Sprüche und wir haben schon ein ganzes Arsenal an Hexenutensilien auf dem Dachboden. Damit könnten wir womöglich die Weltherrschaft anstreben.
Ich soll ihr ewige Jugend und Vampirkräfte verschaffen, aber wieso nicht? Wir haben unter Umständen sogar schon Nachtwesen unter uns – und damit sind wir bei Wladimir, den ich küssen soll, und bei Alex.
Also, nachdem ich mich einige Stunden gesammelt hatte, bemerkte ich, dass wieder Licht in Alex’ Zimmer brannte. Er wohnt ja uns gegenüber und ich kann relativ gut von meinem Zimmer in sein Zimmer sehen. Wir hatten daher als kleine Kinder
Weitere Kostenlose Bücher