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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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Regungslos
    Die Angst war schon tagelang mein engster Begleiter und hatte sich wie ein bösartiger Tumor mit kleinen spitzen Zähnen in meine Eingeweide gefressen …
    »Haben Sie noch was zu sagen?«, fragte der spindeldürre Mann mit der widernatürlich roten Spritze in der Hand und dem schmierigen Lächeln im Gesicht. »Oder hat es Ihnen die Sprache verschlagen?«, grunzte er verächtlich.
    »Nein«, sagte ich, »nein, ich will nur, dass es schnell geht.«
    »Schnell? Schnell gibt es nur auf der Autobahn, aber nicht bei mir, mein Lieber«, antwortete der Dünne, während er provokativ mit seinem Zeigefinger gegen den großen Glaskolben der Spritze schnickte.
    Er freute sich sichtlich über seine dürre Rhetorik in seinem dummen Schädel und fuhr fort mich zu duzen. Das gehörte wohl zu seinem persönlichen Erniedrigungsprogramm.
    »So, hat der kleine Held etwa ein bisschen Bammel vor der Spritze?«
    Was sollte ich sagen? Man hatte mich mit dicken, breiten Lederarmbändern an das Bett gefesselt. Ich konnte meinen Kopf gerade weit genug drehen, um die fleckigen Lederbänder zu sehen, die meine Handgelenke umschlossen. Ich fragte mich kurz, woher die dunklen Flecken wohl kamen, beschloss aber gleich darauf, dass ich das gar nicht wissen wollte.
    »Also mein Junge«, drang seine Stimme schnippisch in mein Ohr, »hast Du nun Angst oder nicht?«
    »Arschloch!«, dachte ich und sagte: »Jetzt fang schon an, oder traust Du Dich nicht?!«
    Er beugte sich über mich und funkelte mich mit seinen durch die Nickelbrille unnatürlich vergrößerten Augen an. Dann fuchtelte er mit der Spritze vor meinem Gesicht herum. Er stank nach Zigaretten und roch nach irgendwelchem Zeug, das man äußerst ungern mit Essen in Verbindung brachte.
    »Ich werde Dir schon zeigen, was ich mich traue«, kicherte er und fing an, mit der Spritze meine Unterarme zu malträtieren, indem er mehr als lieblos in den Venen herumstocherte. Die Tränen schossen mir in die Augen, aber ich versuchte krampfhaft, mich nicht wegen der Schmerzen aufzubäumen. Soviel »Spaß« sollte er nicht haben.
    Er hatte die Nadel bestimmt schon ein Dutzend Mal angesetzt und sie mindestens einmal in jede Himmelsrichtung gedreht. Ich war kurz davor, wieder gläubig zu werden, um irgendeinen Gott anflehen zu können, mich zu erlösen. Ich beschloss den erstbesten zu wählen, der sich meiner annahm. Trotz meiner alles andere als gut zu bezeichnenden Situation stellte ich mir vor, wie ein Pannenwagen, der aussah wie der Pick-up-Truck der Waltons, durch die weiß geflieste Wand krachte, ein graubärtiger Gott im Blaumann ausstieg und fragte: »Na, mein Junge, wie kann ich Dir helfen?« Es kam natürlich keiner, aber immerhin half meine überdrehte Phantasie mir, für ein paar Sekunden ein Schmunzeln in meine Hirnwindungen zu zaubern und mich von den Schmerzen abzulenken.
    Die Tür wurde aufgerissen – das musste mein Gott im Blaumann sein! Dieser jemand, den ich durch den Tränenschleier nicht richtig sehen konnte, brüllte: »He, Mosquito, lass den Scheiß, bist Du denn von allen guten Geistern verlassen? Draußen steht die Presse und will sehen, wie er sanft entschlummert ist. Hast Du denn kein Gramm Hirn in Deinem knorpeligen Schädel. Deine sadistische Ader kannst Du ein andermal ausleben, aber doch nicht heute, Du Volltrottel.«
    »Ich mach doch gar nichts«, nuschelte der Angesprochene kleinlaut, »der hat nur so verdammte Rollvenen.«
    »Rollvenen!«, wiederholte die andere Stimme gereizt, riss dem Dünnen die Spritze aus der Hand und stieß ihn beiseite. Noch bevor ich etwas sagen konnte, wurde mir die Spritze in die Armbeuge gerammt.
    Soviel zu meinem persönlichen Gott! Wie eine heiße Nadel breitete sich der Spritzeninhalt in meinen Adern aus und durchströmte bald meinen ganzen Körper. Ich dachte dies wäre der schlimmste Tag in meinem Leben, sollte mich mit dieser Einschätzung jedoch gehörig täuschen …
    Die Stimme sagte: »Keine Angst, das ist wie ein kleiner Rausch, und dann ist alles vorbei.«
    »Ich will weder einen kleinen Rausch, noch dass alles vorbei ist«, dachte ich noch und verlor immer mehr die Kontrolle über mich und mein Bewusstsein. Eine kalte Schwärze empfing mich, kroch durch meinen Körper, hüllte mich ein, bis sie mich ganz auffraß und verschluckte.
    – SCHWARZ –

Gewitter
    Meine trockene Zunge rollte durch meinen Mund wie der Klöppel einer Glocke, die auf der Seite liegt. Stimmengemurmel brandete immer wieder wie dunkle Wellen an

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