Hexen: Vier historische Romane (German Edition)
Soldaten verschlug der prompte Gesinnungswandel ihrer Frauen die Sprache - was weder ihnen noch Ritter Richard gelungen war, hatte der kurze Auftritt Fürst Waldurs bewirkt, die Furcht ihrer Frauen war verflogen.
Das zeigte dann überraschend schnell seine Folgen, denn im Laufe der nächsten Tage sagte eine jede ihrem Mann zu, baldigst mit den Kindern zu ihm in das zauberhafte Frowang zu übersiedeln.
D och während der kommenden Monde machten es die Frowanger den Soldatenfrauen, die sich alle nacheinander freudig hier umsahen, sich auch bereits Wohnungen aussuchten, wieder schwer. Auf Waldurs Anraten besorgten sich die Händler nur zögerlich ihre neuen Waren, und die Bauern erschienen mit ihren Ständen überhaupt noch nicht auf dem Markt. Der Grund, die Soldatenfamilien waren noch nicht erwünscht in Frowang. Für Besichtigungen und Wohnungsaussuchen wohl, doch hier einziehen sollen sie nicht vor dem kommenden Frühjahr, da erst dann auf den Festplätzen der volle Jahreszyklus der Naturfeiern mit allen noch notwendigen priesterlichen Ritualen vollzogen ist.
Die von alledem nichts ahnenden Soldaten wurden darüber immer ungeduldiger. Obgleich Wiltrud und Siglind ihnen wiederholt erklärten, ihre Gattinnen brauchten eben Zeit für ihre Vorbereitungen, außerdem gründe keine Frau mit Kindern gerne im Winter einen neuen Hausstand. Der Frühling stehe doch vor der Tür, redeten sie ihnen zu, also nur noch wenige Wochen, bis sie ihre Familien für immer bei sich hätten.
E ndlich hielt Jüngling Lenz Einkehr, und mit ihm nach und nach die fränkischen Frauen und Kinder. Jeden Tag neue, alle mit lachenden Gesichtern und Planwagen voller Hausrat.
Über drei Monde herrschte helle Aufregung in Frowang: Winkende Hände, Empfangsmusik, freudige Zurufe, umarmende Ehepaare, und Väter, die überglücklich ihre Kinder an sich drückten. Dazwischen kutschierten Wiltrud, Waldur und Segimund mit fähnchengeschmückten und beladenen Pferdegespannen durch die Stadt, hielten bei jeder fränkischen Familie an und wünschten mit einem Laib Brot und einem Beutel Salz Glück im neuen Heim. Auch packten die Frowanger beim Möbelschleppen mit an und brachten den Franken anschließend noch jedwede Hilfe dar.
W ie von Chlodwig verhießen und von Waldur bedachtsam vorbereitet, fühlten sich die Frankenfamilien vom ersten Tag an wohl hier.
Wäre auch anders nicht zu verstehen gewesen, denn endlich waren sie wieder vereint, und das in diesen anheimelnden Fachwerkwohnungen, die im steinernen Köln gänzlich unbekannt waren. Auch von ärmlichen Warenangeboten konnte keine Rede mehr sein, non, die Fränkinnen staunten, überall lachten sie jetzt vollbestückte Verkaufsläden und Marktstände an. Bon, Delikatessen befanden sich kaum darunter und ausländische Gewürze nie, war eben alles ländlicher hier. Aber machte nichts, denn dafür waren die Marktangebote umso frischer, wobei ihnen die Bauern auf Wunsch sogar allmorgendlich Milch, Butter und Eier bis vor die Haustür lieferten.
Ein feudales Leben hier, fanden die Franken. Besonders die Männer, die sich bald fragten, ob sie eigentlich noch Soldaten seien, denn sie verbrachten jetzt ihre Dienststunden mit Bootsregatten, Turnierspielen oder Angeln, oder aber - worüber sich Richard ergötzte - schaufelnd, rupfend und zupfend in ihren Hausgärten. Gartenarbeit, oh je, ein Problem für sie, hatten sie ja in ihrem eng bebauten Köln ohne jegliches Grün nie gelernt, und hier waren nun rings um ihre Häuser Gärten angelegt.
„Hört auf, hört auf, ihr schippt doch hier keinen Schutt ab“, entsetzten sich die Frowanger, wenn sie die Franken graben sahen und zeigten ihnen, wie man mit Gartenerde umzugehen hat. „Die Erde lebt doch, sie ist voller Lebensäther und Alben“, erklärten sie ihnen, „und entsprechend müsst ihr sie behandeln. Immer gedanklich mit den Alben reden, ganz freundlich natürlich, auch wenn ihr sie nicht seht, die verstehen euch trotzdem. Ihr werdet Augen machen, wie großartig dann eure Gärten grünen und blühen.“
Die Soldaten lernten es langsam, zumindest die Anfänge.
Umgekehrt brachten gleichzeitig ihre Gattinnen den biederen Frowangerinnen Erfreuliches bei - mehr Pep in ihre Kochtöpfe, doch vornehmlich mehr Schick in ihre Aufmachung. Durch ihr langjähriges Eingesperrtsein sei die Mode ja völlig an ihnen vorbeigegangen, sagten sie ihnen taktvoll, wiewohl sie längst erkannt hatten, dass den Frowangern Mode seit jeher ein Fremdbegriff war.
„Ihr tragt alle
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