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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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und mich schließlich auf die ledergepolsterte Bank niederließ. Eingerollt daliegend wollte ich meinen vorhin begonnen Gedankengang über die Zukunft weiterführen, musste jedoch feststellen, dass ich meinem ermatteten Verstand jetzt keinen klaren Gedanken mehr abfordern konnte. Nicht mal böse darüber, verschob ich diese Denkarbeit auf morgen, und schon fielen mir neuerlich die Augen zu.

    N achdenken konnte ich tags drauf jedoch kaum, da mich das Kutschieren auf der brettharten Bank und mit meinen unablässig tränenden Allergie-Augen vollauf in Anspruch nahm. War ich zunächst auch erfreulich rasch vorangekommen, so war die Fahrt während der kommenden Stunden in den zunehmend höheren Bergen immer anstrengender geworden. Ich hielt weiterhin die nordwestliche Richtung ein, in der vagen, schon wahnwitzigen Hoffnung, vielleicht noch die Händlerkarawane einzuholen.
Nach einer ausgedehnten Weidepause mühten sich die Pferde am Nachmittag einen schmalen, bergauf führenden Waldweg hoch, der sich streckenweise so verengte, dass die Büsche rechts und links die Kutsche schrammten. Ich fragte mich, wie lange ich meinen zwei Rappen eine derartige Strapaze noch zumuten kann, und ich fragte mich außerdem, wie lange ein Mensch solch eine Beanspruchung ohne Nahrung durchsteht, mein Magen war seit zwei Tagen leer. Wenigstens rieselten hier unzählige Quellen, an denen die Pferde und ich uns so oft wie möglich erlabten, und ich fand hier und da genießbare Kräuter für mich.
Der Weg weitete sich zunehmend, und plötzlich breitete sich vor meinen Augen ein licht mit Bäumen bewachsenes Plateau aus - wir hatten den Bergesgipfel erreicht. Und Pferdefutter gedieh hier. Ich lenkte meine zwei tapferen Gefährten zu der am üppigsten bewachsenen Stelle, wo sie sogleich ihre Mäuler in das saftige Grün tauchten. Wenigstens sie konnten ihren Hunger stillen.
Während sie genüsslich grasten, kletterte ich in meinem unbequemen Kleid auf einen einsam hier hochragenden Felsbrocken. Mit der linken Hand die Röcke anhebend und mit der rechten am Gestein Halt suchend, arbeitete ich mich Schritt für Schritt höher. Endlich auf der Spitze angelangt, bot sich mir durch die Baumwipfel ein Mut auffrischender Anblick - am Fuß dieses Berges zog sich von Ost nach West ein breites, besiedeltes Tal hin, einladend anzuschauen. Das wird mein heutiges Ziel.
Zunächst aber gönnte ich auch mir eine Pause, ich streckte mich der Länge nach ins Gras. Eine Wohltat.
Leider wurden bald meine Augenlider schwer, und um nicht wieder unbemerkt in Schlaf zu sinken, setzte ich mich auf, schüttelte meinen Kopf wach und beschäftigte mich mit meiner derzeitigen Situation. So weltunerfahren ich auch war, hatte ich mich dennoch bis hierher durchgeschlagen, ich ganz alleine. Und ich werde auch weiterhin alle Schwierigkeiten meistern, redete ich mir zu, wobei mir gewiss mein reges Unterbewusstsein Hilfe leistet. Außerdem, hatte mich die Äbtissin nicht eindringlich darauf hingewiesen, ich sei bald eine erwachsene Frau? - Ja, in gut zwei Wochen bin ich das und werde es mir schon jetzt selbst beweisen.

    W ieder auf dem brettharten Kutschbock, ging es nun stetig abwärts. Zum Glück nicht allzu steil, da der Weg in weiten Serpentinen verlief. Dafür traten nach einiger Zeit wieder die früheren Schwierigkeiten auf, noch hartnäckiger als bei der Aufwärtsfahrt. Der Weg wies Engpassagen auf, durch die sich die Kutsche kaum lenken ließ. Nicht selten musste ich absteigen, um besonders widerspenstige Zweige abzubrechen, wobei ich mir die Hände blutig aufratschte und sie anschließend stets mit Taschentüchern umwickeln musste, um noch die Zügel halten zu können. Auch kostete mich all dies solche Kraft, dass mein ausgehungerter Leib vor Erschöpfung zu zittern begann und mich meine Beine kaum noch die Kutschenstufen hochtragen wollten, und zudem quälten mich mein brennendes Gesicht und die tränenden Augen.
Doch all diese Widrigkeiten machten mir weniger zu schaffen als die Erkenntnis, dass ich wegen des immer langsameren Vorwärtskommens unsere Karawane nicht mehr erreichen kann. Ich kann mich ihr nicht mehr anschließen, damit musste ich mich abfinden. Da mich diese Tatsache lähmte, verbot ich mir bald jeden weiteren Gedanken daran. Wir müssen diese elendige Abwärtsfahrt bemeistern, nur das zählte momentan.
Vom westlichen Himmel her leuchtete es bereits kupferrot durch die Baumkronen, als sich die Beschwernisse endlich auflösten. Der Wald wurde lichter, der

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