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Das große Zeitabenteuer

Das große Zeitabenteuer

Titel: Das große Zeitabenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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1
     
    Lafayette O'Leary ging über zerborstene Steinplatten auf Mrs. MacClints Saubere Zimmer mit Verpflegung zu und machte Pläne für den Abend: eine Kleinigkeit essen, das Plastikexperiment überprüfen, einen Blick auf die Kultur NRRL-1249/B21 (penicillium notatum) werfen und dann… Er wog das Buch prüfend in der Hand. Professor Hans Joseph Schimmerkopfs Werk über Mesmerismus würde für einige Abende genügen.
    Als O'Leary eben nach der Klinke griff, wurde die Tür von innen aufgerissen; eine einsachtzig große Walküre erschien auf der Schwelle.
    »Mister O'Leary! Was brauen Sie auf der Kochplatte in meinem drittbesten Westzimmer zusammen?«
    Lafayette trat einen Schritt zurück. »Habe ich meine Polymere weiterkochen lassen, Mrs. MacGlint? Ich dachte, ich hätte die Platte abgeschaltet…«
    »Der Dampf hat die Tapete völlig ausgebleicht! Und die Stromrechnung ist dadurch nicht niedriger geworden! Das setze ich auf Ihre Rechnung, Mister O'Leary!«
    »Aber…«
    »Und diese nächtelange Leserei! Glühbirnen kosten schließlich auch Geld! Meine anderen Mieter bleiben nicht die ganze Nacht auf, um in irgendwelchen unchristlichen Büchern zu studieren!« Sie betrachtete den dicken Band unter O'Learys Arm unverhohlen feindselig.
    »Hören Sie, Mrs. MacGlint«, sagte O'Leary und kam wieder näher, »ich wollte Ihnen noch etwas erzählen. Gestern abend sind mir bei einem Versuch ein paar Stahlkugeln vom Tisch gefallen und geradewegs in die nordwestliche Ecke des Zimmers gerollt…«
    »Wahrscheinlich sind jetzt Druckstellen in meinem Linoleum! Ich…«
    »Ich habe schon immer gewußt, daß der Fußboden schief ist, aber es war mir nie so aufgefallen.« Lafayette kam noch einen Schritt näher. »Inzwischen habe ich einige Messungen vorgenommen und kann sagen, daß der Unterschied von Wand zu Wand etwa fünf Zentimeter beträgt. Das interessiert Sie natürlich, denn Abschnitt vier, Artikel neunzehn der Gebäudeverordnung – er betrifft Gefährdung durch Absinken der Fundamente – ist ganz eindeutig. Sobald die Mieter aus dem für baufällig erklärten Haus ausgezogen sind, kann es vielleicht durch Zementeinspritzungen vor dem Abbruch gerettet werden. Das ist ziemlich teuer, aber immer noch besser, als das Gesetz zu brechen, nicht wahr, Mrs. MacGlint?«
    »Gesetz?« Die Stimme der Vermieterin überschlug sich fast. »Gebäudeverordnung? So einen Unsinn habe ich noch nie…«
    »Wollen Sie Meldung machen – oder soll ich Ihnen die Mühe abnehmen? Sie sind natürlich sehr beschäftigt, weil Sie sich um alles und jeden kümmern müssen, deshalb…«
    »Nein, nein, Mister O'Leary, bemühen Sie sich nur nicht…« Mrs. MacGlint trat zurück, und Lafayette folgte ihr in den düsteren Flur, in dem es nach Kohl roch. »Ich weiß, daß Sie an Ihren Experimenten arbeiten wollen, deshalb möchte ich Sie nicht länger aufhalten.« Sie drehte sich um und stapfte in Richtung Küche davon. O'Leary atmete auf und ging nach oben.
    Nach einem leichten Abendessen aus Nudelsuppe, Knäckebrot mit Sardinen und einer Dose Bier nahm O'Leary das staubige Buch zur Hand und schlug die erste Seite auf. Das Titelblatt verkündete:
     
    MESMERISMUS
    Studium und Anwendung
    oder
    DIE GEHEIMNISSE DES ALTERTUMS ENTHÜLLT
    Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Hans Joseph Schimmerkopf,
    a.o. Professor für Geisteswissenschaften und Naturphilosophie
    Wien, 1888
     
    O'Leary blätterte das Dünndruckpapier vorsichtig um; ziemlich trockenes Zeug, wenn man es recht überlegte. Aber dies war das letzte Buch über Hypnose in der Leihbücherei, das er noch nicht gelesen hatte – und was sollte er sonst tun? Er sah aus dem Fenster, wo eben die Sonne unterging. Er konnte sich eine Zeitung kaufen; er konnte sogar einen Spaziergang um den Block machen. Er konnte in die Elite-Bar gehen und ein Bier trinken. Ein junger, gesunder, armer Schreiberling konnte in einer Stadt wie Colby Corners einen Abend seiner sonnigen Jugend auf vielerlei Arten verbringen.
    Draußen klopfte es, dann schlüpfte ein hagerer Mann mit schütterem Haar und Charlie-Chaplin-Bart ins Zimmer.
    »Hallo, Laff, wie geht's immer?« Der Neuankömmling rieb sich die knochigen Hände. Er trug ein purpurrotes Hemd, von dem sich weiße Hosenträger deutlich abhoben.
    »Hallo, Spender«, begrüßte O'Leary ihn ohne Begeisterung.
    »Hör zu, Laff, du kannst mir nicht bis Donnerstag einen Fünfer pumpen?«
    »Ich bin abgebrannt, Spender. Außerdem schuldest du mir noch fünf.«
    »He, was liest du da?«

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