Hexenfluch: Roman (German Edition)
Tonlage zu hoch, als dass es von Mikah kommen könnte. Geräusche wie von einer Rangelei. Abgesehen von dem Zucken um seinen Mund war Kristens Miene wieder absolut unbewegt. Erneutes Quietschen und Kichern. Grummeln und Knurren, das diesmal eindeutig von Mikah stammte, dann seine Stimme: »Kristen, ich …«
»Sie hat recht, weißt du. Ich lasse mich nicht umstimmen.«
»Kristen …«
»Muss ich zurückkommen und dir persönlich beim Packen helfen, Kleiner?«
»Nein, das mach ich schon!« Wieder Yazmin. »Genießt ihr eure Flitterwochen in Europa und habt Spa-aß.« Quieken. Was auch immer Mikah hatte sagen wollen, war nicht mehr zu verstehen. Yazmin hatte zu schnell aufgelegt.
Ella starrte noch immer auf das Handy. »Wusstest du davon? Ich meine, dass sie zu ihm in unsere Wohnung gezogen ist?« 250 Quadratmeter. Eine ›Übergangslösung‹, bis sie etwas ›Richtiges‹ gefunden hatten. Wenn es nach Kristen ging, ein altes Weingut irgendwo im Napa Valley. Er würde sich aber auch zu einem kleinen Anwesen am Rande von L.A. überreden lassen. Damit sie weiter im Krankenhaus arbeiten konnte, wenn sie darauf bestand.
»Sie hat mich angerufen, da waren wir noch nicht mal gestartet, und hat gefragt, ob es okay ist, wenn sie sich im Gästezimmer einquartiert.« Das war also das Telefonat gewesen, das er auf der Rollbahn geführt hatte. »Man könnte doch – ich zitiere! – ›den Wolf und die Katze nicht so lange so vollkommen sich selbst überlassen. Das gibt eine Ka-ta-stro-phe.‹ – Und wegen der fehlenden Streicheleinheiten.«
»Streicheleinheiten?« Noch immer verdattert, schüttelte Ella den Kopf.
»Streicheleinheiten.« Kristen gab ihr das Handy zurück. »Für die Katze. – Und den Wolf.«
»Und sie geht mit nach Stanford?«
»Sie geht mit nach Stanford.«
»Darf ich fragen, wessen Idee das war?« Sie ließ es wieder in ihre Tasche gleiten.
»Ihre.«
»Ihre. – Aha.« Ella legte den Kopf in den Nacken, schaute einen Moment in den nahezu wolkenlosen Himmel hinauf, bevor sie Kristen wieder ansah. »Hab ich was verpasst? – Was läuft da zwischen den beiden?« Nicht, dass sie sich ernsthaft vorstellen konnte, dass da tatsächlich etwas zwischen Yazmin und Mikah war.
»Noch nichts. – Betonung auf ›noch‹.« Er schob die Hände in die Manteltaschen.
»Muss ich das verstehen?«
» Sie will ihn. « Diesmal konnte er das Grinsen nicht ganz unterdrücken. »Er hat es nur noch nicht gemerkt.«
»Sicher? Du weißt, wie Mikah immer noch auf alles reagiert, was weiblich ist und auch nur ansatzweise ein sexuelles Interesse an ihm haben könnte. Spätestens in dem Moment, wenn er es merkt …«
»… ergreift er die Flucht?« Halb nachdenklich und halb spöttisch verzog er den Mund. »Wenn du mich fragst, hat Yazmin eine gute Chance, dass er das nicht tun wird. Einfach aus dem Grund, weil sie …« Eine Sekunde schien er nach Worten zu suchen, hob dann die Schultern. »Es gibt keinen Filter zwischen Yazmins Gehirn und ihrem Mundwerk. Die meiste Zeit zumindest anscheinend nicht und vor allem dann nicht, wenn es um Sex und Beziehungen geht. Deshalb wird er bei ihr immer wissen, woran er ist. Keine Spielchen, keine Intrigen.« Er lachte leise. »Und wenn es soweit ist, lässt sie ihm garantiert keine Zeit zurückzuzucken. – Weil sie selbst keine Sekunde nachdenken wird.« Ein amüsierter Blick aus dem Augenwinkel. »Seine Urgroßmutter wird absolut nicht begeistert sein.«
»Du meinst, sie wird dir die Hölle heißmachen?« Ella gab den Blick zurück. Diesmal ihrerseits vollkommen unschuldig.
»Darauf kannst du wetten. – Ihr Urenkel, der nächste Wolf, und ausgerechnet diese Hexe. Ich möchte nicht in der Nähe sein, wenn sie es erfährt. Oder Yazmin zum ersten Mal zu Gesicht bekommt. – Jemand sollte Mikah sagen, dass er dann dafür sorgt, dass sie wenigstens den Kaugummi aus dem Mund genommen hat.« Er trat ganz dicht vor Ella, legte die Arme um ihre Mitte und zog sie an sich. Die Stirn gerunzelt, schaute er auf sie hinab. Sekundenlang.
»Was ist?« Ella lehnte sich in seinen Armen ein wenig zurück.
»Warum reden wir eigentlich über Mikah und Yazmin?«
»Keine Ahnung.« Sie konnte sich das Lächeln nicht verbeißen. »Sag du’s mir.«
»Ich weiß es auch nicht.« In seinen Augen saß ein gefährliches Glitzern. »Themenwechsel?« Er beugte sich vor, ganz nah.
Von einer Sekunde zur nächsten hatte sie Herzklopfen. »Was schwebt dir vor?« Sie sah ihm dabei zu, wie er
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