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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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hatte.
    Mikah war vor ihr in die Knie gegangen, den Blick stur auf ihren Rocksaum gerichtet, während Kristen einen knappen Meter hinter ihm stehen geblieben war. Die Hände nachlässig in den Hosentaschen seines maßgeschneiderten Anzugs vergraben.
    Die Art, wie er die Männer und Frauen um sich herum kühl und herablassend ansah – vor allem die Männer –, sagte eindeutig: Na los, kommt schon! Tut es.
    Anastasia Alexejewna packte ihren Enkel mit ihren gichtkrummen Fingern am Kinn und hob sein Gesicht, damit er sie anschaute. Sekundenlang musterte sie ihn, drehte seinen Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite, schnalzte schließlich mit der Zunge.
    »Der Junge ist dein Zögling?« Die Worte galten Kristen. Ohne dass sie Mikah losgelassen hätte.
    »Ja.«
    Mikah ächzte.
    Seine Urgroßmutter nickte langsam, wie nachdenklich.
    »War er ein guter Schüler?«
    Mikah wurde stocksteif.
    »Nicht in allen Dingen. Aber in vielen.«
    Wieder dieses Nicken.
    »Bist du zufrieden mit ihm?« Sie hatte seinen Kiefer noch immer fest im Griff.
    »Abgesehen davon, dass er seit kurzem zur Bockigkeit neigt und zuweilen Dinge tut, die er ausdrücklich nicht soll? – Ja.«
    Abermals ein Schnalzen, gefolgt von einem neuerlichen Nicken. »Wie sein Vater.«
    »Ich habe seinen Verlust bedauert, als ich davon gehört habe.« Kristens Worte klangen, als seien sie Teil irgendeines Protokolls.
    Die alte Frau neigte gnädig den Kopf. Eine Bewegung, die an einen Königshof gepasst hätte. »Mein Enkel braucht eine strenge Hand, die ihn führt. Dann kann einmal ein guter Wolf aus ihm werden.« Murmeln erklang. Es verstummte sofort, als sie den Kopf nur eine Winzigkeit hob. »Wie aus seinem Vater.«
    Erst jetzt ließ sie Mikahs Kinn los, tätschelte seine Wange. Die Wandlerin, die ihr am nächsten war, hastete auf ein anscheinend für Außenstehende unsichtbares Zeichen vor, um ihr den Stock abzunehmen. Mit beiden Händen griff die alte Dame ihren Urenkel bei den Schultern, beugte sich vor, während sie ihn gleichzeitig noch näher zu sich heranzog, küsste ihn rechts und links auf die Wangen, bevor sie dann die Arme um ihn schlang. »Ich bin froh, dass ich wenigstens dich wiederhabe, Mikschah.« Plötzlich klang ihre Stimme zittrig. Die anwesenden Wandler verneigten sich wie ein Mann. In dem Moment war Ella klar geworden, dass es einzig die Entscheidung der alten Frau gewesen war, ob Mikah in Ehren wieder ins Rudel zurückkehren durfte, oder ob er einfach davongejagt werden würde. – Und ob er auch seinen alten Platz in ihm wieder einnehmen würde.
    Mit einem kurzen Wink hatte die alte Dame dann ihren anwesenden Hofstaat fortgeschickt und »Tee!« befohlen, nur um im gleichen Atemzug »Setzen Sie sich!« zu nicken und Mikah neben sich auf das Sofa zu ziehen. Seine Hand fest in ihren dünnen, krummen Fingern. Den ganzen Rest des Besuches waren keine fünf Minuten vergangen, in denen sie ihm nicht die Wange tätschelte, über den Kopf strich oder seine Hand in ihre genommen hätte. Wie eine einfache alte Frau, die überglücklich ist, dass ihr totgeglaubter Enkel doch noch am Leben ist.
    Als sie schließlich gegangen waren, hatten Anastasia Alexejewna und Kristen zwei Dinge vereinbart: Kristen würde die Vormundschaft für Mikah beantragen und ihn auch weiter unter seine Fittiche nehmen, bis er einundzwanzig war. Und bis zu diesem Tag würde Anastasia Alexejewna an seiner Stelle das Rudel als Wolf führen. Erst da war Ella klar geworden, dass in den letzten beiden Stunden Politik gemacht worden war. Werwolf- und Hexer-Politik.
    »Du gehst nach Stanford, Kleiner. Ende der Diskussion.«
    »Hab ich dir’s nicht gesagt, dass er sich nicht umstimmen lässt? – Zieh nicht so ein Gesicht. Du wirst sehen, Stanford wird absolut co-ol. Ich bin ja dabei.«
    Beim Klang der weiblichen Stimme starrte Ella verblüfft auf das Handy. »Yazmin?«
    »Lass das!« Mikah.
    »Was denn? Du siehst immer so verwuschelt aus, wenn du das machst. – Yuhu, Ella. Ich soll dir Grüße von Sushi bestellen. – Sag mal Miau, Sushi! Nein?« Ella sah Kristen an, der offensichtlich mit Gelächter kämpfte. »Es geht ihr gut. Es geht uns allen gut. Und sie vermisst dich fast ga-ar nicht. Alles in Ordnung hier. Dein Gästezimmer ist absolut kla-sse. Wir sind eine richtig coole WG. Ich werde …«
    »… die Klappe halten! Was ich mit Kristen zu besprechen habe, geht dich überhaupt nichts an.« Mikah. »Gib das Handy her, Yaz!« Quietschen und Kichern. In der

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