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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Seitenwand trat.
    Irgendwann näherten sich Schritte und erleichtert stellte er fest, dass es nur eine einzelne Person war. Wie schon gestern wurde die Türe nur einen Spalt breit geöffnet und eine Hand schob hastig einen Krug und zwei Brotscheiben in die Zelle. Mit großen Zügen leerte er das kalte Wasser in seine trockene Kehle, riss das Brot mit den gesunden Fingern und abgespreizten Daumen über den Handballen in den Mund. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie unbeholfen ein Mensch ohne diese beiden Finger war.
    Als er die beinahe schon vertrauten Stimmen der beiden Büttel vernahm, empfand er dies beinahe als Erleichterung. »Bringen wir es hinter uns«, murmelte er und erhob sich von der Einstreue. Angewidert wandte er sein Gesicht ab, als ihm während des Fesselns der Schnapsatem des Dünneren entgegenschlug.
    Oben im Zimmer saß der Landvogt mit den beiden Zeugen bereits hinter dem Tisch.
    Die Magd räumte das Geschirr beiseite und kam mit einer Karaffe Wein zurück.
    Greyerz sah den Stadelin mürrisch an.
    »Wie ist es, legst du jetzt ein Geständnis ab oder müssen wir dort weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben?«
    Der Stadelin wich seinem Blick nicht aus und spürte plötzlich, wie eine sonderbare Ruhe über ihn kam. »Nein!«, kam seine Antwort mit fester Stimme. »Heiliger Herr Jesus und Heilige Mutter Maria, lasst mich stark bleiben!«, betete er so inbrünstig, wie er noch nie in seinem ganzen Leben gebetet hatte.
    Greyerz schüttelte mitleidig den Kopf: »Der Teufel hält dich noch immer fest in seiner Hand. Ich werde es dir beweisen, du Unglücklicher. Kannst du das Vaterunser beten?«
    Stadelin nickte.
    »Also, dann fang an!«
    »Vater unser, der du oben bist im Himmel, geheiliget sei dein Name …« Er ließ den Vogt nicht aus den Augen, so lange, bis dieser es nicht mehr ertragen konnte und sich abwenden musste, als der Stadelin bei »… und führe uns nicht in Versuchung« angekommen war.
    »Habt ihr seinen Blick gesehen? Habt ihr ihn gesehen?«, schrie Greyerz. »Verhexen wollte er mich. Es war der Leibhaftige selbst, der aus ihm herausgeschaut hat. Ich musste mich umdrehen, weil er versucht hat, auch über mich Macht zu bekommen. Der Teufel hat den Menschen Stadelin benutzt, an seiner Stelle das Vaterunser zu sprechen, da er das selbst ja nicht kann!« Der Vogt war außer sich und felsenfest davon überzeugt, dass sich Satan seiner bemächtigen wollte. »Aber wie ihr selbst gesehen habt, ist er machtlos, weil er sich in der gerichtlichen Ordnung befindet!«, rief er triumphierend. »Stimmt das, Satan?«, schrie er den Stadelin an.
    Wenn er jetzt »ja« sagte, war er verloren, wenn er »nein« sagte, würde er es ihm als Einflüsterung des Teufels auslegen. Stadelin schwieg.
    Greyerz tobte, schrie und brüllte.
    Aber der Bauer stand völlig teilnahmslos da und gab ihm keinen Anlass zu einer neuen Anschuldigung.
    »Schafft ihn hinunter in den Hof!«, herrschte er die Büttel an.
    Über dem Scheunentor ragte ein Balken ins Freie, an dessen Ende eine Rolle befestigt war, über die ein Seil auf beiden Seiten zu Boden hing. In der Hofmitte kniete der jüngere Gehilfe, den er seit seiner Festnahme nicht mehr gesehen hatte, vor einem eisernen Gefäß, aus dem dunkler Rauch aufstieg.
    »Bist du so weit?«, wollte der dicke Büttel wissen.
    »Ich habe die Kohlen erst vor ein paar Tagen im Schwarzenmatt geholt. Sie sind noch feucht und brennen schlecht.«
    »Nimm halt Holz dazu!«
    Sie verknoteten das Seil mit den Fesseln.
    »Zieht ihn hoch!«, befahl Greyerz.
    Zu zweit hängten sich die beiden Büttel an das Seil und zogen den Stadelin so weit nach oben, bis seine Zehenspitzen nur ganz knapp über dem Boden schwebten. Der Vogt lief um ihn herum, nickte zufrieden und wandte sich den beiden Zeugen zu, mit denen er ein Gespräch über das Wetter anfing. Erst als der Stadelin immer häufiger aufstöhnte und verzweifelt versuchte, mit den Füßen den Boden zu erreichen, drehte er sich scheinbar verwundert um, ganz so, als ob er ihn vergessen hätte.
    »Ach, tut es weh?«, fragte er zynisch.
    Stadelin sah ihn wortlos an.
    »Noch nicht genug, wie ich sehe. Der Teufel in dir scheint immer noch stärker zu sein als du selbst und wir alle zusammen!«
    »Was macht das Feuer?«
    »Es müsste reichen!«, gab der jüngere Gehilfe zurück.
    Greyerz machte eine Handbewegung nach oben, stellte sich vor den Stadelin und sagte »Halt!«, als dessen Füße auf seiner Brusthöhe baumelten.
    Zu zweit schleppten sie den

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