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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Handgelenken hing die Haut in Fetzen.
    Greyerz betrachtete ihn zufrieden, während der Bauer auf den Stuhl gebunden wurde. Wenn ihn sein Gefühl nicht täuschte, würde er heute sein Geständnis bekommen.
    »Willst du gestehen?«
    »Nein!«, murmelte Stadelin.
    »Das alles hast du dir mit deiner Verstocktheit selbst zuzuschreiben. Wir müssen es tun, auch wenn es uns nicht leicht fällt!«
    Er wandte sich an den Zahnlosen. »Fang an!«
    Stadelins Hemd lag am Boden, seine Hosenbeine waren hochgekrempelt.
    Mit einer großen Zange, wie sie von den Schmieden verwendet wurde, näherte sich der Büttel. Entsetzt sah Stadelin auf die glühenden Backen. Der Gestank war so fürchterlich, dass sich alle mit Ausnahme des Vogtes und des Zahnlosen die Nase zuhielten, während sich das Eisen zischend in Stadelins Wade bohrte.
    Nachdem sie ihm aus dem rechten Oberarm ein Stück Fleisch gerissen und in die Brust ein faustgroßes Loch gesengt hatten, gestand Stadelin.
    Er gab zu, mit von Hoppo mitgeteilten geheimen Formeln Satan selbst angerufen zu haben und ihn um den Beistand eines Unterteufels gebeten zu haben. Wenn dieser erschienen sei, hätte er ihm auf einer Wegkreuzung ein schwarzes Huhn opfern müssen, das er in die Luft geworfen habe. Der Unterteufel hätte dann für den gewünschten Schaden gesorgt.
    Auch gestand er, unter der Türschwelle der Knutys eine Eidechse vergraben zu haben, die alles Lebendige auf dem Hof unfruchtbar machen sollte.
    Am nächsten Tag ließ Greyerz den vor Schmerzen halb Wahnsinnigen in den Vernehmungsraum schleppen.
    »Wir haben nach der Eidechse unter der Schwelle gesucht, haben aber keine gefunden! Hast du sie weggezaubert?«
    »Nein!«, ächzte Stadelin.
    »Wo ist sie dann?«
    »Vielleicht ist sie schon vermodert, es ist ja schon einige Jahre her!
    Greyerz überlegte. Für den Unfruchtbarkeitszauber mit der Eidechse musste man nicht selbst zaubern können. Das war allgemein bekannt. Es genügte, diese, während man Verwünschungen sprach, unter der Hausschwelle des Feindes zu verstecken.
    »Also gut«, sagte er nach einer Weile, »du gibst also ohne Folter zu, mit dem Teufel im Bunde zu sein und Schadenszauber verübt zu haben?«
    Stadelin nickte matt.
    »Kannst du mir das auch sagen? Ja oder nein!«
    »Ja«, flüsterte Stadelin leise.
    Greyerz blieb vor Stadelin stehen und sah ihn lächelnd an. »Du gestehst es also!« Immer noch lächelnd sprach er weiter: »Auf Grund der von dir selbst eingestandenen Hexentaten verurteile ich dich zum Tode durch Verbrennen bei lebendigem Leibe. Das Urteil wird morgen vollstreckt!« Er drehte sich zu den Zeugen um: »Ihr habt alles gehört?«
    Die Schöffen nickten.
    Die Nachricht von der Verurteilung sprach sich in Windeseile herum. Am nächsten Vormittag war bereits eine große Menschenmenge zu dem Feld vor Boltigen geströmt, auf dem schon der Scheiterhaufen loderte.
    Auf einem Karren liegend zogen sie den Stadelin durch die gaffende Menge und viele versuchten, noch einen Blick auf den überführten Zauberer, der sogar mit Satan im Bunde war, zu erhaschen.
    Sie banden ihn auf einer Leiter fest, zwei der Büttel fassten deren Enden und warfen den Stadelin mit Schwung ins prasselnde Feuer. Stadelin schrie auf, brüllte eine Zeit lang, fing dann an zu stöhnen und zu wimmern und verstummte bald ganz.
    Eine kleine Maus, die unter dem Holzstapel Zuflucht gefunden hatte und der es nun zu heiß wurde, schoss unter dem Scheiterhaufen hervor, huschte über die zertrampelte Wiese und verschwand dann im hohen Gras. Entsetzt wichen einige der Umstehenden zurück. »Er ist entkommen. Er ist entwischt!«, riefen sie aufgeregt und im Nu verdichtete es sich zur Gewissheit, dass sich der Stadelin in eine Maus verwandelt hatte, wie es ja schon auch der »Räudige« gemacht hatte.

BUCH I
    FORMICARIUS

I. KAPITEL
    J ohannes Nider war ein gebildeter Mann. Der Sohn eines armen Schuhmachers aus der oberschwäbischen Reichsstadt Isny hatte es weit gebracht. Sein Vater war schon früh gestorben, schon als kleiner Bub konnte er sich nur noch schemenhaft an ihn erinnern. Auch die Großeltern kannte er nur aus Erzählungen, sie wurden von der Pest 1350 hinweggerafft, als in einem Jahr über fünftausend Einwohner Isnys den Schwarzen Tod starben. Schuld an der Pestilenz sei eine Dreierkonstellation aus Saturn, Jupiter und Mars gewesen, die am 20. März 1345 in einen 40-Grad-Winkel zu Aquarius getreten sei, das hätten hochgelehrte Doctores in Paris herausgefunden.
    Seine resolute und

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