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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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er nach einem Stein getreten, der im hohen Bogen in die Wiese neben dem Weg flog und dabei geschrien: »Gar nichts!«
    Mürrisch war er durch die Dörfer gezogen, den Blick zu Boden gesenkt, um keinen Gruß erwidern zu müssen, und auf den Landstraßen hastete er mit einem unverständlichen Knurren an den Entgegenkommenden vorbei, von denen manche stehen blieben und dem übel gelaunten Mönch verwundert nachblickten. Einen reisenden Händler, der ihn trotzdem angesprochen und um ein Gebet für seine kranke Tochter gebeten hatte, ließ er einfach stehen und stürmte wortlos weiter.
    Nun stand er vor einer der Bücherwände in der Bibliothek des Salzburger Dominikanerklosters, das eine Zweigstelle des ältesten deutschsprachigen Dominikanerklosters Friesach in Kärnten war, und ärgerte sich. »Nichts von Vinzenz von Beauvais, nichts von Petrus de Taranthasia, von Johannes Nider zwar drei Abhandlungen über Askese und Observanz – aber kein ›Formicarius‹, auch bei Tullius, Plato und Aristoteles schaut es eher mager aus«, schimpfte er verärgert vor sich hin, »warum bin ich nicht gleich nach Augsburg gegangen!« Missmutig blätterte er bei Thomas von Aquin und griff dann nach Isidor von Sevilla, wo er hängen blieb: »… Feldgeister, die griechisch paniti, lateinisch inkubi genannt werden. Inkubi werden sie von ›Icubando‹ – darauf liegen, genannt. Denn oft erweisen sie sich als unzüchtig mit Frauen und führen mit ihnen den Beischlaf aus. Die Gallier nennen sie dusii, die Römer faunus ficarius, den Feigenfaun.«
    Er stieß auch auf einen Bezug darauf bei Horaz: »Faun, Liebkoser der scheuen Nymphen / durch meine Feldmarken und sonnigen Felder / magst du sanft einherschreiten!«
    Bei Thomas fand er einen Hinweis auf Aristoteles und seine Nikomachische Ethik, in der der Doctor meinte, es sei unverständlich, diesen Glauben zu leugnen, da schon der Grieche schrieb, was vielen richtig erscheine, könne nicht gänzlich falsch sein.
    Schon auf dem Herweg nach Salzburg waren die anfangs noch weiten Kreise seines einzigen Gedankens immer enger und enger geworden und hatten sich dann zu einem Punkt verdichtet. Das war es: Er würde sich der neuen Technik des Buchdrucks bedienen. Er wollte nicht mehr abwarten, bis eine Stadtverwaltung oder ein Fürst nach einem Hexenjäger rief. Er hatte genug davon, mühsam von Ort zu Ort zu ziehen und dort von der Kanzel gegen diese Hexen anzupredigen und sich dann noch schmählich aus dem Land werfen zu lassen.
    Was dringend notwendig war, war eine flächendeckende Verbreitung des Wissens über diese neuen und furchtbaren Sekten und was ebenso Not tat, war eine Anleitung zu deren Aufdeckung, Verfolgung und Ausrottung – und das konnte nicht mit dem mühsamen händischen Abschreiben bewerkstelligt werden.
    »Es gibt kaum einen ernsthaften Gelehrten, Philosophen oder Theologen, der sich nicht mit diesem Phänomen auseinander gesetzt hat. Nur hat sich bis heute niemand die Mühe gemacht, das verstreute Wissen und die Theorien dazu wissenschaftlich aufzuarbeiten und auszulegen«, sagte er zum Mitbruder Niklas Swartz, der ihn in der Bibliothek aufsuchte. »Wer soll das machen, wenn nicht ich? Schließlich bin ich derjenige, der in den deutschen Landen die größte Erfahrung hat! Aber wie soll ich hier arbeiten – seht selbst und sagt, ob dieser Raum den Namen Bibliothek verdient«, knurrte Institoris verächtlich und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Ich weiß«, erwiderte Swartz mit betrübtem Gesicht, »aber die Kärntner Confratres lassen es uns schon spüren, dass dieser Konvent eigentlich nur ein Anhängsel ist, und vergessen auch nicht, immer wieder auf die Bedeutung ihres Klosters mit ihren über einhundert Ordensbrüdern in Friesach hinzuweisen. Aber ich kann Euch da in meiner Eigenschaft als Domprediger sicher weiterhelfen, die erzbischöfliche Bibliothek ist ganz gut ausgestattet und Bischof Johann Beckenschlager hat bestimmt nichts dagegen einzuwenden, wenn Ihr Euch dort bedient. Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm und könnte Euch vorstellen!«
    Institoris nickte. »Ja, das würde mir wahrscheinlich weiterhelfen.«
    »Allerdings wird er nicht viel Zeit haben, da er mit der Bautätigkeit an der Festung Hohensalzburg alle Hände voll zu tun hat. Ich bin mit ihm in der neuen Waffenkammer verabredet, die gerade vor der Fertigstellung steht. Ihm scheint in seiner Haut nicht sonderlich wohl zu sein. Wie Ihr wahrscheinlich wisst, war er Erzbischof in Ungarn, ist dann

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