Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
Vom Netzwerk:
fünfhundert Konzilianten gleichzeitig in der Stadt waren.
    »Was macht eigentlich Euer Ameisenbuch?«, wollte eines Tages Nikolaus Amici wissen, der vor einigen Tagen mit einigen Pariser Professoren eingetroffen war.
    Nider stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich bin froh, dass ich wenigstens das Konzept fertig habe. Jetzt soll ich nach Wien, um den dortigen Konvent zu reformieren und als Magister zu lehren. Ich habe schon von hier und aus Nürnberg einige Mitbrüder angefordert. Vielleicht habe ich unterwegs nach Wien und dort selbst etwas mehr Zeit.«
    »Wie ist die allgemeine Meinung zur Hexenfrage?«
    Nider seufzte noch einmal. »Die Ansichten gehen auseinander. Aber die Zahl derjenigen, die nicht an das Hexenwesen glauben, scheint etwas weniger zu werden. Hauptsächlich sind es die Gesandten aus Gebieten, die kaum oder noch nicht von dieser neuen Form der Zauberei betroffen sind. Anders ist es in dem deutschen Süden, der Schweiz, Frankreich und Norditalien. Da scheint es so zu sein, dass sich aus den einzelnen Mosaiksteinchen zunehmend ein Bild ergibt! Viele der Untaten haben Ähnlichkeit miteinander, gleichgültig nun, wo sie verübt wurden.«

8. KAPITEL
    N iklas lief barfuß neben der Straße. Seine Sandalen mit Sohlen aus Eselshaut warf er übermütig ein Stück nach vorne, rannte hinterher und begann das Spiel von neuem. Er genoss es, das taunasse Gras und die sich langsam erwärmende Erde unter seinen schwieligen Füßen zu spüren. Gelber Ginster blühte in großen Kugeln, die Luft schmeckte nach Kräutern und von unten drang das gleichmäßige Rauschen der Donau.
    Johannes Nider sah ihm zu und schüttelte den Kopf.
    Niklas war nun schon einige Zeit im Basler Konvent. Das Leben im Kloster war bestimmt kein Honigschlecken, das wurde Niklas schon nach ein paar Tagen bewusst und Johannes Nider führte nach der Reformation ein strenges Regiment.
    Trotzdem, er war vom Ernst und dem Glaubenseifer der Mönche zunehmend beeindruckt, auch von der Einfachheit des greisen Paters Nikolaus von Landau, der schon Prior des Basler Klosters gewesen war, aber auch als angesehener Inquisitor jahrelang über die Reinheit der Lehre gewacht hatte und nun als einfacher Mönch im Kloster lebte.
    Er hörte Geschichten vom Ordensgründer Dominikus Guzmann, der das Studium der freien Künste abbrach, die Pergamentrollen mit dem Evangelium aus dem Familienbesitz verkaufte und das Geld den Hungernden schenkte. Der Gleichgesinnte um sich scharte und sie anwies: »Zieht eure Schuhe aus! Legt Gold und Silber ab! Wandert zu zweit und tragt Kleider aus grober Wolle! Bittet demütig um Nahrung und Unterkunft! Nur die Lebensweise der Apostel wird unser Wort glaubhaft machen!« Er erfuhr von Albertus von Lauingen, den man »Albertus Magnus«, den »Großen« nannte, der schon vor fast zweihundert Jahren behauptet hatte, die Erde sei eine Kugel, der sich mit Pflanzenkunde befasste, das Nervensystem bei Krebsen entdeckte, die Verwandlung einer Raupe in einen Schmetterling beschrieb, das Phänomen der Mondfinsternis erklärte und nachwies, dass Fische hören können. Begierig lauschte er, wenn sie fast andächtig über seinen Schüler Thomas von Aquin sprachen. Dessen adligen Eltern schickten ihn zu den Benediktinern und hofften, ihn eines Tages als Abt dieses elitären Ordens zu sehen. Als er aber bei dem Bettelorden der Dominikaner eintrat, brach für seine Familie eine Welt zusammen. Als seine Mitschüler in Köln den dicken und schweigsamen Jüngling als »stummen Ochsen« verspotteten, habe Albertus geantwortet: »Dieser Ochse wird noch brüllen und die Welt der Wissenschaft wird aufhorchen!« Er hörte das erste Mal von Aristoteles, Plato, Sokrates und Ibn Ruschd. Er verstand zwar nicht immer, um was es ging, aber er sah oftmals, wie manche der Mönche zusammenzuckten, wenn sein Mentor einen dieser Namen erwähnte.
    Armut, Keuschheit und Gehorsam?
    Armut ja, diese Lebensweise hätte ihm gefallen. Mit den beiden anderen Anforderungen sah es schon anders aus. Gehorsam – das ginge noch an. Erheblichere Probleme hatte er aber mit der Keuschheit. So manches junge Mädchen ließ sein Herz schneller schlagen und wenn er mit einem sprach, rutschte ihm ein Kloß in den Hals und er lief rot an. Zuerst war es nur eine leise Stimme, die er aber versuchte, nicht zu beachten, aber je mehr er gegen sie ankämpfte, desto drängender wurde sie. Nächtelang lag Niklas im Dunkeln auf der Pritsche neben der Küche und rang mit sich selbst.
    Er und ein

Weitere Kostenlose Bücher