Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
fieberhaft nach einem Grund, wie die Streifen auf seine Hände gelangt sein könnten. Es fiel ihm aber trotz aller Anstrengung keiner ein.
Das Feuer war endlich gelöscht, die Kette hatte sich aufgelöst und die Mönche standen alle ratlos und mutmaßend beisammen. Nur Niklas bemerkte, wie sich Bruder Paul in die Dunkelheit davon stahl.
7. KAPITEL
I m Kloster hatte man Bruder Paul schon fast vergessen. Paul Segenser hatte in Niklas’ Anwesenheit gestanden, dass er aus Wut über das strenge Reglement den Konvent niederbrennen wollte und wurde dafür auf Befehl Niders für neun Monate ins Gefängnis geworfen. Vor seiner Entlassung schwor er die Urfehde, in der er eidesstattlich versprach, an keiner der beteiligten Personen Rache zu nehmen. Seither war er verschwunden und niemand hatte mehr von ihm gehört.
Im Konvent hatte man inzwischen andere Sorgen. Johannes von Ragusio hatte bereits vor vielen Jahren bei Nider angefragt, ob Basel als Ort für ein großes Kirchenkonzil geeignet sei und auch die Bürger einem solchen Ansinnen positiv gegenüber stehen würden. Als die Ratsherren Zustimmung bekundet hatten, wurde er dann gebeten, bei den Vorbereitungen behilflich zu sein. Hauptziele des Konzils sollten das Ende der Häresien, vornehmlich der Hussiten, Frieden in der Christenheit und die Reformierung der Kirche sein.
In der ganzen Stadt wurde nun renoviert, die Straßen gepflastert, bei Birsfelden wurde eine neue Brücke gebaut, eine Münzstätte eingerichtet und die Stadtbefestigung ausgebaut. Am Spalentor erwarb die Stadtgemeinde zwei Häuser zur Absonderung der Huren, die sicher wie schon beim Konstanzer Konzil in hellen Scharen hierher strömen würden. Der Stadtschreiber Johannes Zwinger wurde in Erwartung des einfallenden Gesindels beauftragt, ein Fahndungsbuch zu erstellen, anhand dessen die verschiedenen Gauner- und Bettlertypen erkannt und festgesetzt werden konnten. Im Anhang sollte dazu noch ein Glossar der Gaunersprache mit angefügt werden. Auch der Konvent der Dominikaner erstrahlte in neuem Glanz, da ihn Nider als einen der Tagungsorte angeboten hatte.
Als Erster traf der Benediktinerabt Alexander von Vézeley ein und manche hielten das Konzil schon für gescheitert, da der Abt über sechs Wochen der einzige Teilnehmer blieb. Erst dann kamen auch die Delegierten der Pariser Universität, Johannes von Ragusio als Stellvertreter des päpstlichen Legaten Julian Cesarini sowie Juan de Palomar als Kaplan Eugens IV.
Nider wurde gebeten, die Eröffnungspredigt zu halten. »Es gibt Würdigere und Gebildetere als mich!«, wehrte er sich immer wieder dagegen, aber als er immer stärker bestürmt wurde, gab er dann doch nach.
Immer noch war nur ein Bruchteil der erwarteten Geistlichkeit und Gelehrten eingetroffen. Zwar war das Münster bis auf den letzten Platz gefüllt, aber es waren auch viele Basler Bürger gekommen und Nider entschloss sich daher, die Predigt in deutscher Sprache zu halten.
Nicht nur sein Rat, sondern auch seine Tatkraft waren zunehmend gefragt und bald wusste er nicht mehr, wo ihm der Kopf stand: Mit dem Prior von Chambéry, Guido Flamochetti, wurde er vom Generalkapitel beauftragt, die Statuten des Ordens zu sichten, Widersprüche zu beseitigen und eine einheitliche Fassung auszuarbeiten.
Die Hussitenfrage brannte allen auf den Nägeln, gerade hatten sie wieder dem Kreuzzugsheer bei Taus eine empfindliche Niederlage beigebracht. Osterreich und Burgund kämpften gegeneinander und auch hier wurde um seine diplomatische Vermittlung gebeten.
Zusammen mit dem berühmten Pariser Theologen Nikolaus Amici und Ritter Arnold von Rotberg erreichte er einen Waffenstillstand zwischen Philipp von Burgund und Friedrich IV. von Österreich.
Mit Johannes von Maulbronn wurde er vom Konzil beauftragt, mit den Hussiten eine Vereinbarung über die Teilnahme auszuhandeln, die in Eger unterzeichnet wurde und die den Ketzern freies Geleit zusicherte.
Dazwischen wurde er noch als Delegierter des Ordens ins Konzil berufen und auch noch mit der Visitation der Basler Weltgeistlichen betraut. Einige in der hussitischen Abordnung hatten noch nicht vergessen, dass er vor nicht allzu langer Zeit noch ihre vollständige Vernichtung gepredigt hatte und lehnten weitere Disputationen mit ihm ab, worüber er aber insgeheim ganz froh war.
Nach und nach erhielt das Konzil Zulauf aus ganz Europa und entwickelte sich zum theologischen, gelehrten und politischen Treffpunkt. Elf Orden, neun Universitäten, zehn Könige
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