Hexenkatze - Roman
faszinierendste G. I., der mir mit achtzehn über den Weg gelaufen war.
Mit zwanzig zeigte sich dann, dass das Kind einer glatthaarigen, blonden Weißen mit grünen Augen und eines faszinierend dunkelhäutigen G. I.s blonde Löckchen, braune Augen und eine milchkaffeefarbene Haut hatte.
Jetzt, dreizehn Jahre später, wuchs sich dieses Kind zu einer unbeschreiblichen Jugendlichen heraus mit einer noch zu schlaksigen Figur, aber unbestreitbaren Anmut. Meine Tochter Michaela eben.
Vater Jerry hatte aber nach sechs Jahren Army und einigen Jahren Ehe mit mir so seine eigenen Probleme bekommen, die schließlich dazu führten, dass er zurück zu den Magnolienblüten des Südens wanderte. Wohin es mich nicht unbedingt zog. Ich wollte in Deutschland bleiben. Punktum. Und da setzte dann eben der größte Streit an.
Na, jedenfalls hatte ich in den letzten Jahren hart gearbeitet und inzwischen ein regelmäßiges Einkommen als freiberufliche Übersetzerin, so dass die Vergleichsrechnung zwischen Miete und Hypothekenabtrag endlich aufging. Außerdem hatte ich meinen Stolz hinuntergeschluckt und eine Unterstützung von meinem Vater angenommen. Sohatten wir dieses kleine Doppelhaus gefunden, dessen rechte Hälfte zum Verkauf stand. Groß war es nicht, Küche, Wohn- und Essbereich unten, zwei Zimmer im ersten Stock und ein Atelier ganz oben, das zu meinem Arbeitszimmer deklariert wurde. Gegen Mickis Wünsche. Aber nicht alle bekommt sie erfüllt.
Bei den zwei Kätzchen war es geblieben, was uns der Verantwortung enthob, in die Tierkindervermittlung einzusteigen. Beide Kleinen waren per Definition Mädchen und schwarz, zumindest am Anfang. Und die graugetigerte Mutter der beiden hatte offensichtlich beschlossen, ihr Streunerleben aufzugeben, um unter unserer Adresse sesshaft zu werden. Vielleicht wusste sie, dass sie zu alt geworden war, um die Jungen in der Wildnis aufzuziehen. Wir tauften sie Freia, weil ich den Namen Omen für sie strikt ablehnte. Der Katze schien es recht zu sein, und insbesondere in Verbindung mit wohlgefüllten Futterschalen akzeptierte sie Freia als ihren Namen. Bei den beiden Kätzchen bestand Micki auf Holy und Mystery, was ich etwas überzogen fand. Aber manche Wünsche bekommt meine Tochter eben doch erfüllt.
Nun hatte ich zwar schon oft mit Katzen zu tun, allerdings noch nie mit derartigen Winzlingen. Vermutlich gab es da gewisse Prozeduren, die man zu beachten hatte, auch wenn Micki mit der ganzen mütterlichen Weisheit ihrer dreizehn – pardon, fast vierzehn – Jahre behauptete, das könneman alles der Mutterkatze überlassen. Ich neigte dazu, mir professionellen Rat einzuholen. Aber es ergab sich erst gut zwei Wochen später, dass ich genau die Frau traf, die mir Auskunft geben konnte.
Ich bin eine Schreibtisch-Arbeiterin. Seitenweise produziere ich für ein paar Unternehmen technische Übersetzungen in den mir geläufigen Fremdsprachen, vornehmlich Amerikanisch und Spanisch. Da ich das zu Hause mache, kann ich mir die Zeit ganz gut einteilen, sonst hätte ich wahrscheinlich Micki doch an ihren Vater abgeben müssen. Außerdem erlaubt mir diese Tätigkeit, dass ich an meinen Vormittagen, wenn Micki sich in der Schule aufhält und hässliche Ausdrücke lernt, meinem Hobby nachzugehen. Ich bin nämlich Trainerin in einem Fitness-Studio, was mir nicht nur ungeheuren Spaß macht, sondern meine Figur auch mal die etwas üppiger belegte Pizza verzeihen lässt.
Diese Figur kleidete ich in einen weißen Trainingsanzug mit pink und roten Sternen und der Aufschrift »Move Your Body«. Das war Studio-Design und ein Geschenk vom Besitzer desselben.
Dieses Studio »Move Your Body« lag günstig für mich. Es waren nur wenige Minuten mit dem Auto zu fahren. Mit dem Fahrrad schaffte ich es in einer Viertelstunde und mit den Skates etwas darunter.
Die Sonne schien strahlend, aber nicht zu heiß an diesemSeptembermorgen, die Straße war trocken und der Berufsverkehr vorbei. Ich wuchtete mir den Rucksack auf den Rücken und zog mir auf den Stufen vor der Haustür sitzend die Inline-Skates an. Dabei konnte ich feststellen, dass auch der Wagen des Herrn Nachbar inzwischen wieder glattgebügelt war. In dem schnittigen Coupé lag sein gelber Helm mit dem Logo einer großen Baugesellschaft und seinem Namen. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, herauszufinden, was der werte Herr von Beruf war. Vermutlich war er über den Status des gemeinen Maurers hinausgekommen, sonst hätte er sich die Nobelkiste
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