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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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würde er den Gefangenen vielleicht nicht den Gerichten übergeben haben; denn der Günstling, der die Sache schon für ganz abgemacht hielt, mußte jetzt von neuem in die Fragen und Antworten eingehn. Er dachte es indes durch seine Stellung und die Gunst des Herzoges durchzusetzen, und hielt es nicht für schwer, seinen ehemaligen Vertrauten einem ewigen Gefängnis überliefern zu können. Jetzt wendete sich Denis an den Grafen Charolais selbst und behauptete, Köstein habe ihn nach Turin gesendet, um Gift für ihn zu kaufen, mit welchem der Ritter den Erben Burgunds langsam hinrichten wolle.

Wenn Carl, den die Welt nachher den Kühnen nannte, auch diese Beschuldigung glaubte, so hatte er in seiner Stellung immer nur wenig gewonnen, wenn ihm der unbedeutende Köstein aus seinem Wege geräumt würde. Er war bei mehreren Verhören selbst zugegen, und Denis mußte dem Ritter seine Anklage ins Angesicht wiederholen. Köstein leugnete bald, bald gab er zu, und entschuldigte sich nur damit, die geheimen Schachteln hätten kein Gift, sondern ein künstlich bereitetes Liebespulver enthalten, durch welches Köstein die Liebe und das Vertrauen des Thronerben habe erwerben wollen, weil er deutlich dessen Haß gegen ihn erkannt habe. Die Pulver selbst aber waren nicht mehr vorhanden und in andern Verhören schien es wieder, als sei dieses Vorgegebene nur eine armselige Lüge des Denis, der sich durch diese gegen die schweren Anklagen Kösteins und des Kanonikus Melchior retten wollte.
    Richter und Beisitzer, Advokaten wie Schöffen führten die Sache so, daß der Prinz wohl merkte, wie durch höhern Einfluß alles gehemmt sei und der Prozeß wesentlich nicht aus der Stelle rücke. So oft die Untersuchung sich zu den Gewaltigen des Landes zu lenken schien, so oft Kläger und Angeklagter auf diesen oder jenen irgendeine Hinweisung vorbrachten, so wurde bald auf mehr oder minder künstliche Art die Sache wieder in einen andern Weg geleitet. Denis schien weniger als Köstein zu wissen, aber man mußte glauben, daß Köstein den Glauben gefaßt hatte, es könnte sein Leben retten, wenn er schwiege, durch Widersprüche seine eignen Aussagen schwäche und lieber sich Lügen beweisen ließe, als daß man seiner Wahrheit vertraute.
    Endlich wurden beide, Kläger und Angeklagter, des Todes schuldig befunden. Köstein, als Giftmischer, welcher den Prinzen hochverräterisch habe hinrichten wollen, und Denis als Mörder und Mitwissender dieses Plans.
    Am Tage vor seinem Tode ließ Köstein den Grafen Carl um ein vertrautes Gespräch in einem einsamen Zimmer ersuchen, wo sie von niemand behorcht werden könnten. Die Richter und Edelleute wollten dem Prinzen abraten, den Bösewicht vor sich zu lassen, der vielleicht in Verzweiflung jetzt noch einen Mordversuch an seiner geheiligten Person wagen würde. Doch Carl lächelte und ließ den Verbrecher vor sich erscheinen. Alle übrigen mußten das Zimmer verlassen und Köstein, krank, blaß und schwach kniete vor dem Thronerben nieder.
    Der Graf Charolais stand groß und schlank vor dem in den Staub geworfenen Sünder, sah ihn aus seinem trotzigen braunen Gesicht mit den dunkeln Augen scharf an und sagte, indem er ihm mit der Hand winkte: Steht auf, Köstein, was habt Ihr mir zu sagen?
    Köstein stand zitternd auf, warf den scheuen Blick umher und fragte: Ist auch gewiß niemand zugegen?
    Niemand, der uns hören könnte, sagte der Prinz; Ihr saht selbst, wie sie sich alle in das fernste Vorgemach zurückgezogen haben. Ich denke aber doch, Ihr werdet mir hier die Geschichte von der Vergiftung oder von den Liebestränken nicht wiederholen wollen, oder alle jene Torheiten, was Euch gegen Denis aufgebracht, oder was Ihr gegen den Elenden verschuldet haben sollt. Ich denke, um dergleichen war es dir beim Bitten um dieses Gespräch nicht zu tun.
    Nein, mein gnädigster Herr und Fürst, sagte Köstein, sondern da ich sehe, daß mein Leben verfallen ist, daß die Hoffnungen, die man mir machte, trügerisch sind, will ich Euch vor meinem Tode wenigstens einen Dienst leisten, da ich Euch durch mein Leben so sehr entgegengestrebt habe.
    So sprich, sagte der Fürst.
    Der Graf Etampes, der jetzt hier zugegen ist und mich mit so vielen Versprechungen hinterging, ist einer Eurer schlimmsten Feinde. Aber wo hättet Ihr die nicht? Die Nivernois, die Croys, die Räte Eures Vaters, fast alle Großen des Landes. Man hat auch mich gemißbraucht, den alten Fürsten gegen Euch aufzubringen, Euch zu verleumden; die

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