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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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morgen schon, rief der Verhüllte, morgen schon alle die unschuldig Eingekerkerten freigebt, Ihr, Unsinnigster, selbst in wenigen Wochen als Ketzer und Hexenmeister den Scheiterhaufen besteigt, auf derselben Stelle, wo Ihr jene Armen, falsch Angeklagten oder Wahnsinnigen habt hinrichten lassen.
    Der kleine Bischof zitterte und mußte sich an einen Baum lehnen. Und, wenn ich sie nicht freispreche? sagte er mit dünner, fast erlöschender Stimme, indem er sich zu ermannen strebte.
    Zehn böse, wilde Menschen haben sich verschworen, wenn Ihr nicht von Eurem Rasen lasset, Euch einstimmig als einen der obersten Hexenmeister anzugeben, sagte jener. Sie alle sind selber in den Sabbat eingeweiht, sind alle Zauberer; aber sie sind so von bösen Geistern besessen, daß sich alle mit Lachen wohl verbrennen lassen, wenn sie Euch, giftigen Pfaffen, nur ebenfalls den Flammen überliefern können. Sind also die Gefangenen morgen nicht frei, so tobt morgen schon der Zeter durch die ganze Stadt, daß Ihr auch ein Mitglied des Hexensabbats seid; die Bürger und der Adel, die Ihr gemißhandelt habt, werden es glauben, und Ihr werdet nach denselben Formen gerichtet und verdammt, die Ihr selber eingeführt, und die Ihr nicht wieder umstoßen könnt.
    Wer seid Ihr denn, klagte der Bischof, furchtbarster aller Menschen?
    Ich bin kein Mensch! rief der Fremde mit donnernder Stimme, und schlug den Mantel vom Gesichte zurück, das schwarz, verzerrt und mit brennenden Augen den halb ohnmächtigen Prälaten angrinste; der Satan bin ich, sagte die hohe Gestalt, der dir schon sonst Geister und Gespenster zugesendet hat, um dich zu ängstigen. Keinen von den Unschuldigen, die du hast hinrichten lassen, habe ich bekommen, und Carrieux war ein frommer Mann; aber auf deine Seele rechne ich!
    Der Bischof ward von seinen Leuten, die ihn suchten, da es finster geworden war, ohnmächtig auf der Erde gefunden. Er war seitdem still und gemütskrank, ließ die Eingekerkerten frei, und zog sich, als schwach am Verstande, von allen Geschäften zurück. Guntram, der zurückgekommen war, hatte, für seine Kraft ein Leichtes, die Mauer des Gartens überstiegen, um in der Maske den Prälaten zu erschrecken. Und so endigte mit einer Posse dieses fratzenhafte Possenspiel der unmenschlichsten Tragödie, die Unvernunft gedichtet und blödsinnige Grausamkeit hatte aufführen lassen.
    Als der Herzog von Burgund, Philipp der Gütige oder Gute, mit dem Grafen Etampes und seinen übrigen Günstlingen zusammenkam, ward auch die Rede auf die Hexengeschichten von Arras gewendet; ich will nicht, sagte er, da der Bischof krank ist, daß in dieser Sache fortgefahren werde. Ich glaube, daß der von Baruth nur das Heil der Kirche und die Unverletzlichkeit der Religion im Auge gehabt hat. Aber unsre Nachbarn sind erschreckt, die Sache ist rätselhaft, der stärkste Ankläger ist krank geworden, der Dechant ist wahnsinnig; – kann man es, unter diesen Umständen, nicht auf sich selbst beruhen lassen?
    Der Graf Etampes gab dem Herzoge recht und bewunderte dessen Klugheit und Menschenliebe. – Nun gut, fuhr der alte, kranke Herzog fort, ich habe mich mit meinem Sohne versöhnt, und wünsche, daß alle meine Vasallen jetzt, diese Aussöhnung beherzigend, ihn als mein zweites ich, als meine eigne Person ansehn mögen. Graf Etampes, lieber Vetter, von Deutschland, Frankreich und England habe ich Briefe erhalten, die mir melden, daß ich, als meineidiger Fürst, unter dem Vorwand der Ketzerei, mich des Vermögens meiner Untertanen bemächtigen und sie, damit keine Einrede stattfinde, verbrennen lasse, um ihnen den Mund zu stopfen. Ihr, Vetter, seid mein Zeuge, daß dem nicht so ist; wir müssen aber den bösen Menschen die Mäuler stopfen, die immerdar schwatzen, ohne daß sie selber wissen, was sie eigentlich sagen. Ich bin also der Meinung, daß man der Frau des Köstein, obschon er wegen Hochverrat hingerichtet ist, die Güter und das Vermögen des Mannes lasse, welches ich ihm alles geschenkt habe. Er war, seine Bosheit abgerechnet, ein guter Junge, und man muß auch nicht immer das Äußerste durchsetzen wollen.
    Der Graf verneigte sich und war derselben Meinung. Er war für jetzt aus allen seinen Verlegenheiten gerettet, und wenn er auch die Summe, für welche sich Beaufort verbürgt hatte, bezahlte, so blieb ihm doch von den eingezogenen Gütern so viel übrig, daß diese Wiederzahlung einer alten Schuld nur eine Kleinigkeit war.
    Der eigentliche Bischof kehrte jetzt von Rom von

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