Hexensabbat
irgend zugeben?
Der Geistliche hatte sich erhoben, setzte sich neben den Gefangenen, und nahm dessen Hand in die seinige. O mein teurer, teurer alter Freund, sagte er dann; lernt Ihr denn jetzt so spät erst die Menschen kennen? Der alte, schwache Herzog meint es mit aller Welt gut, aber alles geschieht doch immer, wie er es nicht will. Sein Vertrautester, der Graf, ist an seiner Statt, als Stellvertreter, hergesendet. Dieser, statt Euch und die Bürger zu schützen, hat mit Klugheit gleich die Miene angenommen, als wenn er in Liebe und Ehrfurcht für die Kirche an die Wichtigkeit dieses Prozesses und den Inhalt der Klagen glaube. Seit seiner Anwesenheit haben die Bettlerinnen erst die Wohlhabenden der Stadt und Euch angegeben. Sind diese überführt, so fällt ihr Gut dem Herzoge anheim, und, wie ich glaube, ist alles schon dem Busenfreunde, dem Günstlinge, zugesichert. Verharret Ihr nun und leugnet fest, so ist der Bischof gezwungen, nach seiner Überzeugung, Euch hinzurichten; gesteht Ihr alles, ohne irgend etwas auszunehmen, so kann er Euch wie ein verirrtes, armes Wesen behandeln, das Mitleid verdient, und er erläßt Euch mit christlicher Gnade den Scheiterhaufen. Der Graf ist nicht blutdürstig und kein Unmensch, so habsüchtig er auch sein mag; er bittet dann, aus Mitleid für Eure Verirrung, kräftig vor, und Ihr seid gerettet.
Beaufort war sehr nachdenkend geworden. Freilich, sagte er endlich, fällt, unter diesen Umständen, diese Hexengeschichte wie eine plötzliche große Erbschaft, vor die Füße dieses Grafen nieder; meines Freundes, wie er sich so oft nannte. Soll es nun einmal ein Bluthandel werden, so bedinge ich mir aber auch das Leben meines Sohnes mit ein, der ja schon alles gestanden hat, und dem man, als einem jungen Manne, der der Verführung ausgesetzt ist, noch leichter vergeben kann. Dechant, könnt Ihr mir auf Euer Gewissen versichern, daß, wenn ich bekenne, mein Sohn mit mir gerettet ist, so will ich mich fügen und zu allem ja sagen.
Ich glaube es versichern zu können, sagte der Dechant. Er umarmte den Ritter, und ging, einigermaßen beruhigt, zu seinem Bischofe, der die Nachricht, daß sich der versteckte Sünder endlich bekehrt habe, mit großer Freude vernahm.
Um diese Zeit starb der alte König von Frankreich, Carl der Siebente. Kein Monarch hatte so viele und sonderbare Abwechselungen des Schicksals erfahren. Sein Sohn, Ludwig der Eilfte, kehrte jetzt nach Frankreich zurück, um in Reims gekrönt zu werden. Die Bewegung, welche diese Vorfälle in Burgund verursachten, benutzte der Küster Wundrich, um in einer Verkleidung zu entfliehen. Er begab sich nach Reims, wo er, von angesehenen Freunden beschützt, wieder eine Anstellung als Geistlicher erhielt.
Von dort schrieb er folgenden Brief nach Paris, an seine Freundin Sophie, die junge Tochter des Schakepeh.
»Erfahrt vor allen Dingen, geliebtes Kind, daß Euer teurer Vater, mein sehr werter Freund, dem entsetzlichen Schicksale, welches ihn bedrohte, entronnen ist. Verarmt ist er zwar, aber sein Leben ist gerettet. Es war ein furchtbarer, trauriger Tag, als vor dem Tore, im Freien, jene Hinrichtungen vorfielen, die unsre Stadt Arras und die Geistlichkeit dort mit Schande bedecken. Alle, bis auf unsern festen, eigensinnigen Carrieux, hatten die Verbrechen eingestanden, deren man sie bezüchtigte. Alle übergaben sich, bis auf diesen zu strengen Mann, der unbedingten Gnade oder Strafe der Kirche.
Auf dem Markt ward den Verbrechern, wie man sie nannte, ihre Sünde, die sie begangen, von neuem vorgelesen, und von neuem gestanden sie die Ketzereien, das Besuchen des Teufelssabbats, die Verwandlungen, die sie unternommen, die Tänze, die sie gefeiert, und wie sie auf Besen, in Mulden, auf Ziegen und Böcken, auf Ofengabeln und Kröten hingeritten und gefahren seien; wie sie den Satan verehrt und sich ihm zu eigen gegeben. Die alte Gertrud lachte und war erfreut; die sonst so schöne Frau Denisel war blaß und abgefallen; der alte wunderliche Labitte war wie verklärt; Euer Vater und die Männer wagten vor Scham nicht die Augen zu erheben, nur Carrieux lästerte und fluchte, und schalt seine Richter Narren und Blödsinnige. Hierauf wurden sie dem weltlichen Gerichte übergeben, und der Richter erklärte Labitte, Frau Denisel, Armgart, Elsbeth und die dritte Bäuerin, sowie zwei liederliche Dirnen aus Arras, nebst Peter Carrieux, dem Scheiterhaufen verfallen. Labitte konnte nicht sprechen und Frau Catharina war stumm, aber
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