Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
geäußert hat«, ergänzte Tannenberg. »Außerdem wollte Herr Klomann im Vorgriff darauf sein Testament ändern. Was seiner Gattin natürlich bekannt war. Folglich war die arme Frau geradezu gezwungen, etwas Tatkräftiges gegen ihren Ehemann zu unternehmen.«
»Was wissen Sie schon über unsere Ehe?«, zischte Agnes Rottmüller-Klomann. »Für mich war sie das reinste Martyrium.« Sie presste die Lippen fest aufeinander und schniefte. »Ja, er hat mich über seine Scheidungsabsichten informiert. Eines Abends hat er sich mit einer Flasche Bordeaux in der Hand zu mir auf die Couch gesetzt und genüsslich alles vor mir ausgebreitet: Scheidung, Testamentsänderung.«
Die Witwe des Gerichtspräsidenten atmete schwer und wiegte deprimiert den Kopf hin und her. »Ich hätte aus unserer Villa ausziehen müssen und …«, schniefte sie. Mit einem Taschentuch tupfte sie sich die Tränen von den Wangen.
»Aber das war noch nicht mal das Allerschlimmste«, fuhr die Staatsanwältin stockend fort. »Er hat mich und vor allem meinen Körper in einer unglaublich sadistischen Art und Weise verhöhnt. Und als er mich richtig fertiggemacht hatte, hat er mir auch noch strahlend verkündet, dass er eine 20 Jahre jüngere Kollegin heiraten wolle. Vor allem wegen ihrer knackigen Figur, die er mir dann in allen Einzelheiten beschrieben hat.«
Ihre Stimme überschlug sich. »Dieses perverse, sexistische Schwein.«
»Und da ist in Ihnen der Plan zu seiner Ermordung gereift«, stellte Willenbacher fest.
Agnes Rottmüller-Klomann nickte. »In dieser Nacht habe ich keine Sekunde geschlafen. Die ganze Zeit habe ich darüber nachgedacht, wie ich ihm die Suppe versalzen könnte.« Sie atmete schwer und ergänzte nach einem Stoßseufzer: »Und am nächsten Morgen stand mein Entschluss fest.«
»Felsenfest«, warf Dr. Schönthaler ein.
Tannenberg rollte die Augen, konnte sich aber trotzdem eines Schmunzelns nicht erwehren.
»Wieso war Ihre Freundin eigentlich so eine hervorragende Schützin?«, wollte Mertel wissen.
»Bitte?«
Der Spurenexperte wiederholte seine Frage.
Statt der Witwe antwortete Petra Bechthold: »Um in eine typisch männliche Domäne einzubrechen, haben wir uns nach dem Abitur freiwillig bei der Bundeswehr gemeldet. Damals war das natürlich ein völlig aussichtsloses Unterfangen. Trotzdem haben unsere Anträge anständig Staub aufgewirbelt.«
Sie nickte zu ihrer ehemaligen Freundin hin. »Na ja, die da hat uns dann überredet, dass wir uns in einem Schützenverein anmelden.« Sie hüstelte affektiert. »Ja, wir haben sogar alle den Jagdschein erworben und sind früher manchmal gemeinsam auf die Jagd gegangen.
Rolla machte eine wegwerfende Handbewegung. »Na ja, mir hat die Ballerei nie wirklich Spaß gemacht, den anderen hingegen schon. Vor allem Vicki, die ging sogar richtig darin auf.«
Ein bittererAusdruck legte sich über ihre Gesichtszüge. »Natürlich hat sie nur männliche Tiere abgeschossen. Sie hatte solch einen unglaublichen Hass auf Männer.«
»Den die Frau Staatsanwältin dann konstruktiv für Ihre Zwecke ausgenutzt hat«, kommentierte Tannenberg. »Bei Frau Ruelius kam ja auch einiges zusammen: eine psychisch labile Persönlichkeitsstruktur, ausgeprägter Männerhass. Und dazu noch Rachgier und Schießwut. Mithin eine hochexplosive Mischung, der nur noch eine Lunte gefehlt hat, die im richtigen Moment angezündet wird.«
»Wie sind Sie eigentlich auf die Idee mit den präparierten Wanderschuhen gekommen?«, fragte Mertel dazwischen.
»Die stammte gar nicht von ihr, sondern von Vicki«, stellte Petra Bechthold unmissverständlich klar.
»Interessant«, bemerkte der Spurenexperte.
»Vicki hat sich total in diesen Rachewahnsinn hineingesteigert«, verkündete sie.
»Andauernd hatte Vicki neue Idee Ideen«, schob sie nach. »In ihrem Eifer war sie überhaupt nicht mehr zu bremsen. Allerdings hat Agnes alle ihre Ideen sofort abgebügelt. Kein Wunder, schließlich hatte sie ja ihren Plan schon lange fertig in der Tasche.« Rolla seufzte. »Bis auf die Sache mit den Wanderschuhen eben. Die Idee hat sie begeistert aufgegriffen.«
»Ein blindes Huhn findet eben auch mal ein Korn«, spottete die Witwe. »Auf alle Fälle waren die präparierten Wanderschuhe eine gute Finte«, prahlte sie.
»Ja, das muss man neidlos anerkennen«, pflichtete ihr Mertel bei. »Davon haben wir uns einige Zeit lang in die Irre führen lassen.«
»Bis ein beherzter Weidmann …«, meldete sich Dr. Schönthaler zu
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