Hexenwahn
hinter dem Boot. Allerdings schaute Bill in die entgegengesetzte Richtung, während Samantha das Heck des ziehenden Bootes ansehen konnte. Sie verließen das schützende Haus am Ufer. Sofort wurde das Wasser unruhiger. Es schwappte über, näßte auch einen Teil des Reisigs, und in Bill keimte die verzweifelte Hoffnung auf, daß das Zeug zu naß werden würde, um brennen zu können. Aber das waren wohl Illusionen, denn es wurde nur ein geringer Teil des Reisigs in Mitleidenschaft gezogen. Das meiste blieb pulvertrocken und gut brennbar.
Schon bald konnte der Reporter über das Wasser schauen. Eine dunkle, sich bewegende Fläche. Kleine, kabbelnde Wellen, auf deren Kämmen manchmal ein Lichtreflex wie ein Strahl der Hoffnung tanzte. Der Bootspropeller wühlte das Wasser zu blasigem Schaum auf.
Samantha rief den Satan an. Die Hexe sprach ununterbrochen, rief Beschwörungen und bat um Hilfe. Der Teufel sollte sich zeigen und sie aus der Klemme befreien.
Sie schwammen jetzt auf die Mitte des Flusses zu, als das Führerboot nach rechts abdrehte.
Langsam schwangen die Flöße mit. Sie lagen nicht ruhig im Wasser, sondern schwankten, aber sie waren so konstruiert worden, daß sie nicht umkippten.
Bill Conolly gab nicht auf. Er gehörte nicht zu den Männern, die sich in ihr Schicksal ergaben, er wollte kämpfen und die verdammten Stricke lösen.
Der Reporter zerrte und riß an den Fesseln. Er atmete keuchend, sein Atem stand als Dampfwolke vor den Lippen. Trotz der winterlichen Kälte schwitzte Bill. Es war das Gefühl der Angst, das jetzt in ihm hochstieg.
»Es hat keinen Sinn!« lachte Samantha. »Du schaffst es nicht.« Bill enthielt sich einer Antwort. Er wollte seinen Atem sparen, denn er brauchte ihn noch.
Hinter ihm glitten die anderen Flöße durch das Wasser. Auch sie lagen nicht ruhig, sondern bewegten sich im Wellengang. Die Ufer glitten vorbei.
Rechts befand sich eine dunkle Wand, durch die nur vereinzelt helle Flecken schimmerten.
Lichter, die so weit entfernt wirkten wie die Sterne. Dort mußte ein Park liegen, und da die Wand sehr groß war, nahm Bill an, daß es sich dabei um den Battersea Park handelte.
Die Vermummten in ihren dunkelroten Kutten unterhielten sich.
Bill konnte nicht genau verstehen, was sie sagten, aber einiges von dem klang nach Befehl.
War es jetzt soweit?
Der Reporter verdoppelte seine Anstrengungen. Hin und her warf er seinen Körper, um die Stricke zu lockern. »Verdammt!« keuchte er. »Hilf auch mit!«
Damit war Samantha gemeint, doch sie tat nichts. Sie schrie nur nach dem Satan. Vergebens.
Und Bill machte weiter. Verbissen, verzweifelt, er bemühte sich, setzte all seine Kraft ein. Die Stricke mußten sich doch lockern! Sie konnten einfach nicht fest bleiben wie zuvor.
Er schüttelte seinen Körper, drehte die Hände, spannte die Schultern und glaubte, einen Erfolg errungen zu haben.
Ja, er konnte sich besser bewegen.
Die Fesselung hatte sich gelockert!
Zwei Sekunden holte Bill Luft. Danach setzte er seine Bemühungen mit dem doppelten Eifer fort. »Jetzt!«
Eine gellende Stimme hallte über das Wasser. Doyle hatte gerufen, und zwei Hexenjäger reagierten. Vom Boot bis zum ersten Floß war es nicht weit. Die Distanz konnte übersprungen werden.
Das tat der erste Hexenjäger. Die Fackel hielt er in der rechten Hand, kletterte auf den Bootsrand, knickte noch einmal in den Knien ein und sprang. Sein Kumpan blieb abwartend stehen. Als er sich in der Luft befand, wurde die Flamme vom Wind bewegt und erinnerte für eine kurze Zeitspanne an den hellen Schweif eines Kometen.
Der Mann landete. Das Floß schwankte. Wasser schäumte auf die rauhen Holzplanken, der Vermummte hatte mit dem Gleichgewicht zu kämpfen. Es sah so aus, als würde er fallen, doch er fing sich. Dabei wandte er den Kopf, schaute Bill an, und dem Reporter stockte der Atem. Wenn der Typ jetzt seine Fesseln kontrollierte, dann war alles verloren. Doch das tat er nicht, sondern sprang auf das nächste Floß, das nur wenige Yards entfernt hinterher schwamm.
Wieder landete er sicher. Er sprang auch weiter, und Bill wurde klar, was er vorhatte.
Mit seiner brennenden Fackel wollte er das Reisig auf den Flößen der Reihe nach anzünden.
Es dauerte nicht lange, da hatte er das letzte Floß in der Reihe erreicht.
Eine kurze Bewegung mit der Fackel, ein Schrei dazwischen, und schon fing das Reisig Feuer.
Hell leckten die langen Zungen durch den trägen Qualm. Funken sprühten. Bill hörte das Knistern,
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