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Hexenwahn

Hexenwahn

Titel: Hexenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an der Figur. Er trug einen langen Umhang, der vom Wind aufgebauscht wurde. Danach bewegte ich mich vorsichtiger. Hatte ich es vorhin eilig gehabt, so ließ ich mir jetzt Zeit. Ich wollte keine unnötigen Geräusche verursachen und hatte trotzdem Pech.
    Schreiber schien einen sechsten Sinn zu besitzen, denn blitzschnell drehte er sich um und sah mich.
    Nie werde ich diese Sekunde vergessen. Die Überraschung auf seinem Gesicht, das Entsetzen, die Furcht, die Angst, nun doch alles verloren zu haben. Da sprang ich ihn an.
    Er wollte noch zur Seite ausweichen, doch er schaffte es nicht. Die Hände meiner ausgestreckten Arme packten ihn, sie krallten sich in seinem Umhang fest, und ich riß Gordon Schreiber zu Boden. Es dröhnte, als er auf die Planken fiel. Wie eine Katze krümmte er sich, er zog die Beine an und stieß sie vor.
    Ich wich aus. Mit der Handkante hämmerte ich zu, traf ihn irgendwo und hörte sein Stöhnen. Er gab nicht auf, rollte sich von mir weg, tauchte nach unten und stemmte plötzlich einen kleinen Eisenanker hoch, den er mir sofort entgegenschleuderte. Ich kam nicht dazu, meine Waffe zu ziehen, sondern flog nach rechts zu Boden, um nur nicht von diesem verdammten Anker getroffen zu werden.
    Er traf mich auch nicht, doch sein Aufprall war so wuchtig, daß sein Gewicht sogar die Deckplanken aufriß.
    Ich hatte damit gerechnet, daß Schreiber mir folgen würde, doch das erwies sich als Irrtum. Er griff mich nicht an, sondern floh. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich ihn auf der Reling stehen, dann verschwand er. Gordon Schreiber war in die Themse gesprungen.
    Verdammt, in der Schweiz war er mir schon entkommen. Diesmal wollte ich ihn packen. Und wenn ich bis zur Mündung schwimmen mußte, was natürlich Unsinn war, aber ich steckte so voller Wut.
    Nicht einmal die Hälfte der Strecke bis zur Bordwand schaffte ich, denn ich hörte den Schrei. Aus dem Schiffsbauch. Schreiber ade!
    Unter mir befand sich jemand in großer Not.
    Daß ich den Niedergang so rasch fand, war reines Glück, da ich mich direkt in seiner Nähe aufhielt. Ich stolperte und fiel mehr die Stufen hinab, als daß ich überhaupt ging. Unterwegs riß ich noch mein Kreuz hervor, denn wahrscheinlich würde Wikka mich erwarten.
    Die Tür stand offen. Schreiber hatte sie nicht ins Schloß gedrückt. Ich sprang in den dahinter liegenden Raum und sah zum erstenmal die Oberhexe Wikka.
    Aber nicht sie allein, sondern auch Jane Collins.
    Nackt und wehrlos lag sie vor einem Teufelsschrein. Wikka stand neben ihr, hatte ihre Arme hoch erhoben und hielt mit beiden Händen den Griff eines Opfermessers umfaßt.
    Sie wollte die Klinge Jane Collins in den Leib stoßen!
    Die Beretta konnte ich nicht mehr ziehen, diese Zeit blieb mir nicht mehr.
    Vielleicht rettete Jane ein Schrei. »Neiiinnn!« brüllte ich.
    Die Hexe zuckte zusammen, dabei rasten beide Arme nach unten, ich erstarrte vor Angst, doch die Klinge schlug einen Bogen und wies plötzlich auf mich. Zwei Sekunden vergingen.
    Eine Zeit, die ich nutzte. Mit beiden Händen packte ich die Kette, an der mein Kreuz hing, riß sie über den Kopf, und das Gesicht der Oberhexe verzerrte sich, als sie das Kruzifix sah. Sie wollte das Messer noch werfen, als ich bereits mein wertvolles Kleinod schleuderte.
    Selten zuvor in meinem Leben habe ich, jemanden gesehen, der so schnell war wie Wikka. Sie huschte zur Seite, als wäre sie nur noch ein Schatten, und das Kreuz traf nicht sie, sondern hieb in den offenen Schrein mit der Teufelsfratze. Volltreffer!
    Auf einmal packten mich unsichtbare Hände, wirbelten mich herum, ich krachte irgendwo gegen die Wand, hörte ein gewaltiges Heulen, und ein greller Blitzstrahl blendete mich. »Sinclair, du Hund!« Die Stimme donnerte, und sie gehörte Asmodis, meinem Erzfeind. Sein Geist steckte in dem Bildnis, das durch die Macht des Guten, die Kraft des Kreuzes, rigoros zerstört wurde. Dann fuhr etwas über mein Gesicht, ich riß die Arme hoch, spürte einen Schlag, sah ein glühendes Augenpaar und erkannte in einem grünen Schatten Wikkas Gesicht.
    »Wir sehen uns wieder!« schrie sie. »Von nun an stehst auch du auf meiner Liste!« Dann war sie weg.
    Brandgeruch kitzelte meine Nase. Dagegen war ich verdammt allergisch.
    Ich kam wieder auf die Füße und konnte mit ansehen, wie der Teufelsschrein verkohlte.
    Mein Kreuz war stärker gewesen als die Magie der Hölle. Rasch hob ich es auf und hängte es mir wieder um den Hals. Dann kümmerte ich mich um die völlig

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