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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie bei meinen Worten erschrak.
    Dagon lachte. »Du bist ein Narr, Robert Craven. Ich kann dir nichts geben, was mir nicht gehört. Dieses Mädchen ist freiwillig bei mir. Sie ist zurückgekommen, als du sie fortgebracht hast, und sie würde wieder zurückkommen, ganz gleich, wie oft du sie wegbringst. Du glaubst, ich hätte diese Menschen gezwungen, mir zu dienen?« Er schüttelte den Kopf. »O nein. Sie tun es freiwillig.«
    »Und sie lassen sich freiwillig umbringen?«
    Dagon schnaubte. »Ich bin nicht verantwortlich für das, was McGillycaddy tut, Robert Craven. Er ist ein Mensch und es ist nicht meine Sache, wenn ein Mensch den Menschen Gewalt antut. Ist es meine Schuld, dass ihr ein Volk seid, das der Verlockung der Macht nicht gewachsen ist? Die Männer und Frauen, die mit mir an Bord der DAGON gehen werden, folgen mir aus freien Stücken.«
    »Sie folgen deinen Versprechungen!«, behauptete ich. »Lügen, mit denen du sie gefügig gemacht hast, damit sie dir dienen!«
    »Es sind keine Lügen, Robert.«
    Ich erstarrte, drehte mich halb herum und blickte Jennifer an. Sie war näher gekommen und sah mir mit großem Ernst in die Augen. »Es sind keine Lügen, Robert«, wiederholte sie. »Dagon hat uns eine neue Welt versprochen, ein Land ohne Furcht und Unterdrückung. Eine Welt ganz für uns allein. Wir folgen ihm freiwillig.«
    Ich war verwirrt, aber es waren weniger Jennifers Worte, die mich verstörten, als vielmehr das, was ich dabei spürte.
    Sie glaubte an das, was sie sagte. Ich versuchte, in ihren Geist einzudringen, und es fiel mir erstaunlich leicht.
    Da war kein Zwang. Bisher hatte ich stets angenommen, dass Dagon seine Jünger geistig gefesselt hatte, ähnlich wie ich es mit Frane tat, aber das stimmte nicht, zumindest nicht in Jennifers Fall. Sie war völlig Herr ihrer selbst. Was sie sagte und tat, entsprach ihrem freien Willen.
    »Aber es … es wird seine Welt sein, Jennifer«, sagte ich stockend. »Er braucht euch dort, damit ihr ihm dient und ihn verehrt.«
    »Und?«, fragte Jennifer. »Was ist so schlimm daran, Robert? Jedes Volk dient irgendeinem Gott, jede menschliche Gesellschaft verehrt irgendeine Macht.«
    »Das ist etwas anderes!«, sagte ich heftig, aber wieder schüttelte Jennifer nur den Kopf, und wieder spürte ich, wie ich ein Stück Boden verlor.
    »Wieso?«, fragte sie. »Nur weil euer Gott unsichtbar ist, vielleicht nur ein Prinzip? Wer sagt dir, dass der Gott der Moslems oder der Christen besser oder schlechter ist als Dagon? Was verlangt er mehr als Jehova oder Allah? Welche Schreckenstaten sind in seinem Namen getan worden, die schlimmer wären als die, die im Namen Gottes vollbracht wurden?«
    Ich musste an die Templer denken und schwieg. Noch weigerte ich mich, den Gedanken zu akzeptieren, aber ich begann bereits zu spüren, dass diese Weigerung nicht lange Bestand haben würde. Waren nicht die Reiche der Christenheit – und auch die der anderen großen Religionsgemeinschaften – auf Fundamenten aus Blut und Tränen errichtet worden?
    Dann fiel mir der Denkfehler auf.
    »Es gibt einen Unterschied, Jennifer«, sagte ich. »Gott, Buddha und Allah sind Prinzipien der Gerechtigkeit. Erst die Menschen haben Schlechtes in ihrem Namen getan. Dagon ist ein Mensch, der sich dämonischer Kräfte bedient.«
    »Selbst wenn«, sagte Jennifer kopfschüttelnd. »Es ändert nichts, Robert. Du verlangst unsere Freiheit und doch ist es gerade diese Freiheit, die er uns versprochen hat. Er wird uns in eine neue Welt führen. Wir müssen ihm dienen und ihn verehren, aber das ist ein geringer Preis.«
    »Ich hoffe, du täuschst dich nicht«, sagte ich leise.
    Jennifer machte eine weit ausholende Bewegung mit dem Arm. »Sieh dich doch um, Robert«, sagte sie. »Du hast diese Stadt gesehen, bevor die NAUTILUS kam und sie zerstörte. Sie wurde von Menschen geschaffen, die Dagon liebten, so wie wir ihn lieben. Du hast gesehen, wie großartig sie war. Glaubst du, Menschen würden so etwas vollbringen, nur aus Furcht? Die Kraft, die dazu nötig ist, gibt nur die Liebe.«
    Ich widersprach nicht mehr. Es wäre sinnlos gewesen. Und vielleicht hatte Jennifer sogar Recht. Das Leben, das meine Freunde und ich führten, war nicht der richtige Maßstab. Ich war reich und im Grunde ledig aller Sorgen – aber was erwartete die Bewohner der kleinen Küstenstadt? Was hatten sie von der kurzen Spanne Lebens zu erwarten, die ihnen verblieb, außer sechzehn Stunden harter Arbeit am Tag, außer einem Leben voller

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