Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
wenn ich mich nicht mit aller Macht darauf konzentriere – aber hier fühlte ich ihre Abwesenheit. Es gab in diesem Haus nichts Lebendes, sah man von Spears und seinen Leuten ab. Die Leere schien mir direkt entgegenzuschreien. Aber ich schwieg und wartete geduldig, bis die beiden Marineinfanteristen zurückkamen. Es wäre einfach zu umständlich gewesen, Spears erklären zu wollen, woher ich meine Überzeugung nahm.
    Es dauerte annähernd zehn Minuten, bis sich die beiden Männer wieder bei uns einfanden. Einer der beiden verließ ohne ein Wort das Haus und gesellte sich zum Rest der kleinen Streitmacht, die das Gebäude umstellt hatte, während der andere nur stumm mit dem Kopf schüttelte und mit angelegtem Gewehr neben der Tür Aufstellung nahm.
    Spears zog eine Grimasse. »Nichts«, sagte er. »Die Vögel sind ausgeflogen.«
    »Was haben Sie erwartet?«, fragte ich. »Dass Jameson mit einem unterschriebenen Geständnis in seinem Büro auf uns wartet?« Ich lachte leise, deutete mit einer Kopfbewegung auf die jetzt offen stehende Tür und ging los, ohne auf Spears zu warten. Der Fregattenkapitän folgte mir.
    Das Büro war leer und damit meine ich nicht nur die Abwesenheit von Jameson. Die Regale waren leergeräumt, Schranktüren standen offen und zeigten uns sorgsam geleerte Fächer und selbst die Schubladen des gewaltigen Schreibtisches waren halb herausgezogen und von allem Inhalt befreit. Ich stöhnte enttäuscht, als mein Blick auf den verwaisten Sockel neben dem Schreibtisch fiel.
    »Nun, Craven?«, fragte Spears bissig. »Wo ist jetzt Ihr famoses Schiff?«
    Zornig drehte ich mich herum und schluckte im letzten Moment die ärgerliche Antwort herunter, die mir auf der Zunge lag. »Heute Mittag war es jedenfalls noch da«, knurrte ich. »Sie müssen es weggeschafft haben.«
    Spears kam näher, sah sich lange und eingehend um und wandte sich schließlich wieder an mich. »Warum geben Sie nicht zu, dass Sie sich geirrt haben, Craven?«, fragte er. »Sie sagen selbst, dass Sie ein Schiff kaum von einem Rollschuh unterscheiden können.«
    »Dieses Schiff schon«, sagte ich wütend. »Sie haben es nicht gesehen, Spears.«
    »Natürlich nicht«, antwortete Spears. »Und nach allem, was Sie mir erzählt haben, werde ich es auch niemals sehen. Ein solches Schiff gibt es nicht.«
    »Dass Sie es nicht kennen, muss nicht heißen, dass es nicht existiert, oder?«
    »Nicht zwangsläufig«, antwortete Spears. »Aber doch sehr wahrscheinlich. Ich kenne mich mit Schiffen aus, vergessen Sie das nicht. Und ein Schiff, wie Sie es mir beschrieben haben, ist technisch erstens nicht machbar und zweitens vollkommen unsinnig.«
    »Unsinnig?«, wiederholte ich.
    Spears nickte. »Unsinnig«, bestätigte er. »Glauben Sie mir, Craven – im Zeitalter der Panzerschiffe und Kanonenboote sind solche Schiffe nicht mehr gefragt.«
    »Sie haben es nicht gesehen!«, wandte ich zornig ein.
    Spears machte ein Gesicht, als versuche er zum achten Mal, mir zu erklären, warum zwei und zwei nicht Mittwoch ergeben können. »Das ist auch gar nicht nötig«, sagte er geduldig. »Ich kann mir ganz gut vorstellen, was Sie gesehen haben. Es … gab einmal Pläne für solche Schiffe. Vor zwei- oder dreihundert Jahren«, fügte er rasch hinzu, als ich triumphierend auffahren wollte. »Damals wäre ein Fünfmaster mit dreihundert Geschützen auf jeder Seite eine unbesiegbare Waffe gewesen«, fuhr er fort. »Aber sie sind nie gebaut worden. Die technischen Probleme waren unlösbar.«
    »Heute sind sie es nicht mehr!«
    »Sicher«, sagte Spears. »Bloß wäre ein solches Schiff viel zu plump und schwerfällig. Ich gebe zu, dass es mit einer Breitseite halb Aberdeen in Schutt und Asche legen könnte, aber diese Riesenpötte sind ungefähr so schnell und wendig wie ein arthritischer Walfisch.« Er lächelte. »Was nutzt Ihnen eine schwimmende Festung, wenn ein Kreuzer wie die kleine King George ihr den Fangschuss geben kann?«
    »King George?«, fragte ich.
    »Mein Schiff«, antwortete Spears, tippte mit dem Zeigefinger gegen die Offiziersstreifen an seiner Schulter und grinste. »Dachten Sie, ich habe die Dinger für’s Fahrradfahren bekommen? Es kreuzt draußen vor der Küste und es ist nicht besonders groß, aber glauben Sie mir – dieses Schiff allein wäre durchaus in der Lage, mit Ihrer famosen Dagon fertig zu werden.«
    »Wie die Arrow?«, fragte ich giftig.
    Spears Lächeln gefror und mit einem Male hatte ich das Gefühl, etwas ziemlich Dummes gesagt

Weitere Kostenlose Bücher