Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
einmal mehr eine Planke von ihr gefunden.«
Ich starrte ihn an, aber ich sah ihn gar nicht. Vor meinen Augen stand plötzlich das Bild eines kunstvoll angefertigten, großen Schiffsmodelles. Das Modell eines Kriegsschiffes, groß wie eine schwimmende Stadt und stark genug bewaffnet, es mit einer ganzen Flotte aufnehmen zu können. Und mit einem kleinen Messingschildchen am Bug, auf dem sein Name stand: Dagon.
Der Ausdruck auf Jamesons Gesicht war immer betroffener geworden, mit jedem Wort, das er hörte. Feinperliger kalter Schweiß bedeckte seine Stirn, trotz der unangenehmen, klammen Kälte, die in dem unterirdischen Gewölbe herrschte. Seine Handflächen waren feucht und sein Blick irrte unstet zwischen dem bärtigen Gesicht McGillycaddys und dem schwarzen glitschigen Ding hin und her, das neben und hinter ihm in den stinkenden Abwässern schwamm, die das Siel füllten. Von Zeit zu Zeit glaubte er, ein leises Schlürfen und Schmatzen zu vernehmen und im gleichen Rhythmus stiegen blubbernde Luftblasen aus dem schlammigen Wasser. Jameson versuchte krampfhaft an etwas anderes zu denken, um sich nicht übergeben zu müssen.
»Ich … finde die Idee nicht besonders gut«, sagte er stockend. Die gewölbte Decke des Tunnels fing seine Worte auf und warf sie als verzerrtes Echo zurück und wie zur Antwort bewegte sich die schwarze Scheußlichkeit hinter McGillycaddy unruhig. Ein langer, stachelbewehrter Schwanz zuckte wie der Kopf einer Schlange aus dem Wasser und fiel klatschend zurück. Jamesons Magen begann sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammenzuziehen.
»Ich kann mich nicht erinnern, dich nach deiner Meinung gefragt zu haben«, antwortete McGillycaddy scharf.
Jameson fuhr wie unter einem Hieb zusammen, aber irgendwie brachte er es fertig, McGillycaddys Blick standzuhalten und ein zweites Mal mit dem Kopf zu schütteln. »Darum geht es nicht«, sagte er stockend. »Wir … wir sind noch nicht soweit. Wir brauchen noch Monate, um -«
McGillycaddy unterbrach ihn mit einer wütenden Handbewegung. »Du hast genau zwei Tage!«, sagte er heftig. »Nicht mehr.«
»Aber das ist vollkommen unmöglich!«, keuchte Jameson. »Allein die -«
»Unmöglich?«, unterbrach ihn McGillycaddy. »Nun, wenn es wirklich unmöglich ist, Jameson, dann schlage ich vor, du begleitest mich und sagst es ihm selbst. Ich bin sicher, dass er dir nichts antun wird, wenn du die Wahrheit sagst.« Er lachte böse. »Du weißt doch – er ist hart, aber nicht ungerecht.«
Jameson erbleichte noch mehr. Seine Zunge fuhr nervös über die Lippen, die trotz der mit Feuchtigkeit gesättigten Luft mit einem Male trocken und rissig waren. Für eine Sekunde saugte sich sein Blick an dem widerlichen schwarzen Etwas hinter McGillycaddy fest.
Schließlich nickte er. »Wir werden es versuchen.«
McGillycaddy schüttelte den Kopf. »Nicht versuchen, Jameson. Ihr werdet es tun.«
Jameson nickte. »Wir werden da sein«, sagte er. »Aber es ist gefährlich. Die Soldaten sind noch immer in der Stadt.«
»Es ist euch nicht gelungen, ihr Misstrauen zu besänftigen?«, fragte McGillycaddy. »Du hattest Zeit genug.«
»Es … es war alles in Ordnung«, stammelte Jameson hastig. »Sie haben keine Ahnung, dass wir von ihrer Anwesenheit wissen. Sie wären gegangen, wenn nicht …« Er brach ab, biss sich auf die Lippen und senkte hastig den Blick.
»Wenn nicht?«, wiederholte McGillycaddy. »Wenn nicht was, Jameson?«
Der dickleibige Reeder begann unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten. Plötzlich schien er nicht mehr zu wissen, wohin mit seinen Händen. »Wenn Bannermann nicht aufgetaucht wäre«, stieß er schließlich hervor.
Eine einzelne, endlose Sekunde lang starrte McGillycaddy Jameson nur an. Sein breitflächiges, bärtiges Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. »Bannermann?«, keuchte er. »Bannermann ist hier? Hier in Aberdeen?«
»Er kam heute Morgen«, bestätigte Jameson leise. »Zusammen mit einem Fremden, einem Mann namens Raven oder so ähnlich.«
»Du Idiot!«, zischte McGillycaddy. »Du verdammter Trottel! Ich hatte dir befohlen, Bannermann zu erledigen! Er hätte niemals hierher zurückkehren dürfen. Verdammt – er hätte Aberdeen nicht lebend verlassen dürfen!«
»Ich hatte alles in die Wege geleitet«, verteidigte sich Jameson. »Ich konnte ihn nicht umbringen lassen, ohne noch mehr Aufsehen zu erregen. Himmel, McGillycaddy – glaubst du denn, es wäre niemandem aufgefallen, dass fast unsere gesamte Flotte
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