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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Körper. Dann erhob ich mich taumelnd; ein gebrochener Mann, am Ende seiner psychischen Kraft. Ich hätte die Mailänder Scala zu Begeisterungsstürmen hinreißen können.
    Sekundenlang blieb ich über ihr stehen, schwankend wie ein Blatt im Wind. »Sie ist tot«, flüsterte ich mit erstickter Stimme. »Sie ist …«
    Ich wandte mich um, ließ meine Schultern hängen und presste die Tränen aus den Augenwinkeln. Es wurde langsam Zeit, dass ich Publikum bekam; das Publikum, von dem Shadow gesprochen hatte.
    Annie und Bill konnten mir nicht in die Augen sehen, als sie mich in ihre Mitte nahmen und Cody mitfühlend seine Rechte auf meine Schulter legte. Hätten sie es getan, dann hätten sie vielleicht die Wahrheit erkannt.
    Zu unseren Füßen regte sich Lancelot Postlethwaite. Bill kniete rasch nieder und half ihm, sich in eine halbwegs sitzende Position aufzurichten.
    »Was … was ist geschehen?«, murmelte Lance, noch halb in den Nebeln der Ohnmacht gefangen, und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenwurzel. Dann kehrte die Erinnerung zurück.
    Mit einem Schrei bäumte er sich auf, wollte im gleichen Moment aufspringen und fliehen und fiel mit einem Ächzen in den Sand zurück.
    Bill versuchte Postlethwaite zu beruhigen, was ihm angesichts der undurchdringlichen Mauer aus lebenden Leichen, die uns umgab, sichtlich schwer fiel. »Im Moment besteht keine Gefahr«, sagte er leise. »Die Kerle warten auf irgendetwas.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte durchzog mit einem Male ein unheimliches, sphärisches Singen die Luft; ein Laut, der uns gleichsam verstummen und erstarren ließ. Ein Ton von solcher Traurigkeit und Intensität, dass unsere Seelen in das Lied einzustimmen schienen und sich ein merkwürdig wehmütiges Gefühl in mir ausbreitete. Wäre mir der Vergleich in dieser Situation – umringt von Leichen und den sicheren Tod vor Augen – nicht so lächerlich vorgekommen, ich hätte es als Heimweh definiert.
    Und dieser Ton war es auch, der mir auf geradezu unlogische Weise klar machte, dass da nichts wirklich Böses auf uns zukommen konnte. Es war ein Lied, das ein Echo tief in mir zum Klingen brachte und meinen ganzen Körper wie eine warme Woge der Sehnsucht überrollte.
    Andererseits – auch die Sirenen sangen wunderschön und doch lockten sie die Seefahrer in den Tod …
    Nur aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass Bill und Lancelot sich neben mir aufrichteten. Mein Blick hing wie gebannt an einem Punkt etwa drei Yards vor und über uns. Ein winziger, gleißender Punkt in der Nacht, der von Sekunde zu Sekunde mehr an Intensität gewann und wie ein schlagendes Herz zu pulsieren schien. Und der größer wurde.
    Bald hatte sein Leuchten den Schein des Feuers vertilgt und den Platz am Wasserloch in taghelles Licht getaucht.
    Und immer noch wurde er größer und größer.
    Schweigend sahen wir der Erscheinung entgegen, unfähig, auch nur einen Muskel zu bewegen oder die Augenlider zu schließen. Das kalte Licht brannte sich gnadenlos in unsere Gehirne, verglühte unsere Gedanken in eisigem Feuer. Ich hörte, wie Annie neben mir gequält aufstöhnte, doch genau wie ich war sie unfähig, sich abzuwenden.
    Dann explodierte die Nacht.
    Mit einem Male war die Luft über der Wüste ein einziges Kaleidoskop wirbelnder Farben und berstender Sonnen. Durch das Singen, das sich im gleichen Moment zu einem kreischenden, grellen Crescendo gesteigert hatte, hörte ich die entsetzten Stimmen meiner Gefährten, schrie selbst wie von Sinnen; es war die einzige Reaktion, zu der wir noch fähig waren. Das Licht wuchs empor zu einem wirbelnden, alles verschlingenden Mahlstrom, steigerte sich zu kaum erträglichem Glanz – und erlosch.
    Der Wechsel kam so plötzlich, so unerwartet, dass wir in den ersten Augenblicken gar nicht erkannten, was geschah.
    Dann kam die Nacht wie ein mentaler, mit aller Kraft geführter Schlag zurück, bohrte sich in unsere Augen und löschte die pulsierende Glut in unseren Gedanken. Linderung brachte sie nicht.
    Für Ewigkeiten, wie es mir schien, waren wir blind. Feurige Kreise tanzten vor meinen Augen, und ein sinnverwirrender Schwindel erfasste mich. Nur mit Mühe konnte ich ihn zurückdrängen und meine Gedanken sammeln.
    Dann war es vorbei. Der milde Schein des Lagerfeuers (nach dem unglaublich hellen Inferno fast schon ein dunkles Feuer) drang wieder in unser Bewusstsein und schob die tanzenden Kreise beiseite …
    Annie schrie gellend auf und presste sich dicht an mich. Ich

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