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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er nicht. Zeit war etwas, was keine Bedeutung für ihn hatte; vielleicht, weil sein Bewusstsein nicht im Stande war, diesen Begriff zu verarbeiten. Er dachte nur in Perioden von Hunger, Schlaf und wohliger Sattheit. Meist, wenn er erwachte, hatte er Hunger. Und immer war sein Erwachen von etwas begleitet, das er kannte. Der Klang der Flöte. Stets hatte ihn die sanfte Melodie zu Beute und damit Fressen geführt. Dies wusste er: Die Flöte bedeutete Jagd und Blut und Fleisch, das er fressen konnte. Die Flöte bedeutete Nahrung. Jetzt hörte er sie. Und der Gigant erwachte.
     
    Bis es hell wurde, würde noch eine Stunde vergehen; mindestens. Und trotzdem war der Bereich vor dem Pass in fast taghelles Licht getaucht: Dutzende von kleineren und größeren Feuern, ein flackernder Buschbrand hier, kleine Pfützen brennenden Öls und glimmendes Holz und Gras dort. Ganz am Ende des ovalen Bereiches totaler Zerstörung lag ein umgestürzter Bahnwaggon und brannte lichterloh.
    Das flackernde, hin und her zuckende Licht der Flammen offenbarte mir ein Bild schrecklicher Verwüstung. Nicht einer der elf Wagen war auf den Gleisen oder gar auf seinen Rädern stehen geblieben und die vorderen drei oder vier Waggons – so genau war das nicht mehr zu erkennen – hatten sich in- und übereinander geschoben und verkeilt, bis sie zu einem schier unentwirrbaren Klumpen aus Schrott und zersplittertem Holz und Glas geworden waren.
    Doch gerade diese drei oder vier Waggons waren es, die die schlimmste Katastrophe verhindert hatten. Nach One-Shot Bodines selbstmörderischem Manöver, die Lok vom Rest des Zuges abzukoppeln, waren die Wagen führerlos aus den Schienen gesprungen und hatten sich zwischen den Granitfelsen beiderseits des Gleiskörpers verkeilt. Wäre es anders gewesen, dann wären sämtliche elf Waggons der Lok wie eine Schafherde dem Leithammel gefolgt und fünfhundert Yards weit in die Tiefe gestürzt …
    Ich verscheuchte den Gedanken, setzte mich mühsam auf und bezahlte schon diese behutsame Bewegung mit einem stechenden Schmerz im Schädel. Ich wusste nicht, wie lange ich ohne Bewusstsein gewesen war, aber den pochenden Schmerzen, der in Wellen wiederkehrenden Übelkeit und den abwechselnden Hitze- und Kälteschauern nach zu schließen, musste ich mir eine ausgewachsene Gehirnerschütterung eingehandelt habe. Dafür sprach auch, dass ich mich kaum zu erinnern vermochte, was wirklich geschehen war. Ich wusste alles, aber die Details waren verschwommen und entzogen sich meinem bewussten Zugriff.
    Aber ich lebte und das war schon mehr, als ein Teil unserer unglücklichen Mitreisenden von sich behaupten konnte.
    Neben mir knirschten harte Stiefelsohlen auf Sand und Kies, und als ich aufsah – sehr vorsichtig diesmal –, blickte ich ins Gesicht Buffalo Bill Codys. Es war blutüberströmt und in seinen Augen stand noch immer ein Ausdruck lähmenden Entsetzens; jener Art von Unglauben, der man oft bei Menschen begegnet, die eine Katastrophe miterlebt und überlebt haben. Es gibt ein gewisses Maß von Schrecken, das ein Mensch verarbeiten kann. Alles, was darüber hinausgeht, wirkt nur noch lähmend.
    Cody lächelte mühsam, als er meinen Blick erwiderte, ließ sich mit einem erschöpften Seufzer neben mir zu Boden sinken und bettete den Kopf an den Felsen hinter sich. Anders als ich war er nicht die halbe Nacht hindurch ohne Bewusstsein gewesen, aber ich beneidete ihn nicht darum.
    Normalerweise hasse ich es, bewusstlos zu sein, denn es sind Momente, in denen man hilflos allem ausgeliefert ist. Diesmal war ich beinahe froh. Cody, Sitting Bull und die Hand voll Männer, die halbwegs unverletzt davongekommen waren, hatten Stunden gebraucht, die Überlebenden aus den Trümmern zu bergen und die Verwundeten zu versorgen, soweit es unsere bescheidenen Mittel überhaupt zuließen. Wie jeder Zug hatte auch dieser einen Vorrat an Verbandszeug und den wichtigsten Medikamenten mitgeführt. Er verbrannte gerade irgendwo unter den Trümmern des Gepäckwagens, der in Flammen aufgegangen war. Zusammen mit dem Großteil von Buffalo Bills Ausrüstung.
    »Wie sieht es aus?«, fragte ich leise. »Sind … sehr viele tot?«
    Cody öffnete mühsam die Augen. Sein Gesicht war grau. Er wirkte unendlich müde und zum ersten Mal, seit wir uns kennen gelernt hatten, sah er wirklich so alt aus, wie er war. Es dauerte lange, bis er den Kopf in meine Richtung wandte und antwortete.
    »Alle, die in den vorderen Wagen waren«, murmelte er mit einer Geste

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