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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Kümmere dich um Harvey!«
    Er selbst kehrte zur Treppe zurück und begann sie zu erklimmen, jederzeit darauf gefasst, dass die Stufen unter seinem Gewicht nachgaben, sofern sie noch vorhanden waren.
    Nichts geschah. Unbeschadet erreichte Howard die Galerie, die sich an drei Seiten um die Halle zog, und wandte sich in Richtung Bibliothek. Er öffnete die Tür und warf einen Blick hinein.
    Der Raum wies keine Spuren einer Zerstörung auf und auch keine anderen Hinweise auf eine Benutzung. Hier war der Shoggote nicht gewesen. Nichts war verändert. Die hohe Standuhr stand an ihrem Platz.
    Die Uhr! Howard trat hastig ein und ging auf den monströsen Kasten zu. Sie war alt, so alt, dass das Holz an gewissen Stellen anfing, hart und grau zu werden wie Stein. Sie besaß drei zusätzliche kleine Zifferblätter, die ein ungleichmäßiges Dreieck unter der großen, normalen Anzeige bildeten. Was diese Zifferblätter anzeigten, wusste niemand. Auf keinen Fall die Uhrzeit. Sie waren so geheimnisvoll wie das Tor, das sich in der Uhr verbarg und nur von magisch begabten Menschen wie Robert aktiviert werden konnte. Eines der Zifferblätter besaß drei Zeiger, das zweite überhaupt keine, und auf dem dritten drehten sich drei kleine spiralige Scheiben immerwährend, sodass es einem schwindlig wurde, wenn man zu lange hinsah. Aber wenigstens das große Uhrwerk hinter seinem Zifferblatt war normal und zeigte – halbwegs pünktlich – die Uhrzeit an.
    Halb elf vormittags.
    Howard kam nicht einmal auf die Idee, darüber nachzudenken, in welch kurzer Zeit sich alles abgespielt hatte. Er hatte nur Augen für eines.
    Für die Tür.
    Der Uhrkasten stand offen, aber das Schloss war unbeschädigt; die Tür war von außen geöffnet worden.
    Sollte Harvey die Uhr abgestaubt und dabei vergessen haben, die Tür wieder zu schließen? Unwahrscheinlich, gestand Howard sich ein. Nachdenklich schloss er die Tür und verriegelte sie. Dann verließ er die Bibliothek und suchte jenen Teil des Korridors auf, in dem der Shoggote gewütet hatte. Das Verhalten des Protoplasmageschöpfes war widersinnig. Es war gekommen und wieder gegangen, ohne sich direkt um die Bewohner des Hauses zu kümmern.
    Was hatte es gewollt? Oder vielmehr wen?
    Robert?
    Oder Priscylla?
    Der Nebel hatte sich endgültig verzogen und gab nun den Blick auf den vorderen Teil des Korridors frei. Die Trümmer der Balkontür lagen weit verstreut umher, vermischt mit den Holzsplittern der Wandverkleidung, die der Shoggote entfernt hatte. Der blanke Putz lag frei und die Wand wies deutliche Spuren von Tentakeln auf, die mit titanischer Kraft darübergeglitten waren.
    »Haben Necrons Erben dich geschickt?«, zischte Howard. »Bereuen sie es, dass er Pri aus seinen Händen gegeben hat?«
    Er stieg über die Trümmer, näherte sich der nackten Wand und wandte ein wenig den Kopf, um die Spuren besser erkennen zu können, die der Shoggote darauf hinterlassen hatte.
    Im nächsten Augenblick war es Howard, als würde sein Schädel platzen. Der Anblick löste etwas in ihm aus, wogegen er sich eigentlich gewappnet fühlte. Seine Augen traten aus ihren Höhlen, feurige Ringe begannen vor ihnen zu kreisen. Er verlor sein Gleichgewichtsgefühl und versuchte die Hände vor das Gesicht zu schlagen. Es ging nicht. Sie klebten an den Hüften und waren schwer wie Blei.
    Howard Lovecraft stieß einen Schrei aus, so lang anhaltend und schrill, wie ihn nur ein Mensch in höchster Lebensgefahr oder im Angesicht des Todes ausstoßen konnte; in der schrecklichen Erkenntnis, dass es kein Zurück und keine Rettung mehr für ihn gab …
     
    Auch vierzehn Jahre nach Erfüllung seiner weltweit Aufmerksamkeit erregenden Wette, in achtzig Tagen um die Welt zu reisen, hatte sich in der Lebensweise von Phileas Fogg nichts geändert; oder zumindest nicht viel im Vergleich zu vorher. Er hatte Aouda mit nach London gebracht und sie geheiratet. Zwei Söhne hatte er mit ihr, inzwischen zwölf und elf Jahre alt. Sie eiferten deutlich ihrem Vater nach und besaßen in ihrer Mutter eine Frau, die aufgrund ihrer Herkunft all jene Eigenschaften mitbrachte, die in der industrialisierten Gesellschaft doch manchmal ein wenig zu kurz kommen: Bescheidenheit, Sparsamkeit und Sinn für Häuslichkeit, verbunden mit einer meist nur Frauen eigenen, glühenden Liebe und Aufopferungsbereitschaft, die ein Mensch wie Phileas Fogg so dringend benötigte, da sie seinen eigenbrötlerischen Lebensstil ein wenig verschluckte und

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