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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Anzeichen waren deutlich; der Stein hatte eine Veränderung bewirkt.
    Der Saurier wurde kleiner und kleiner, sein lebendiger Körper wurde langsam durchscheinend und löste sich auf. Dort, wo eben noch der fürchterliche Rachen gewesen war, begann sich ein kurzer, schwarzer Schornstein in die Luft zu recken. Die Schuppen unter Foggs Armen und Beinen wurden weich und weicher, fühlten sich zunächst wie Gummi an, verschwanden dann vollständig und machten dem rußbedeckten Zylinderleib der Lokomotive Platz.
    Der Zug hatte das dunkle Loch beinahe erreicht. Seine Geschwindigkeit verminderte sich langsam und zwischen den Felsen und dem kahlen Boden tauchten die ersten Spuren von Grün auf.
    Und dann ging alles sehr schnell. Plötzlich musste Fogg auf der glatten und rutschigen Oberfläche der Lok eilig nach einem sicheren Halt suchen. Noch hatte er keine Zeit, sich um den Tender und seinen Diener zu kümmern; er konnte nur hoffen, dass dieser nicht vom Zug gestürzt war und in der fremden Welt zurückblieb.
    Der endgültige Übergang erfolgte keine hundert Yards von dem gähnenden Schlund entfernt. Die dunkle Wand verschwand, machte dem Grün des Regenwaldes Platz, die Schneise der Bahntrasse wurde sichtbar und ein Blick zeigte Mr. Fogg, dass der Zug nach wie vor auf seinen Schienen lief, als sei nichts geschehen. Er schwankte ein wenig, als müssten die Metallräder erst wieder richtig an den Schienen fassen, dann schoss eine Rauchwolke aus dem Schornstein und ließ weißen Wasserdampf folgen.
    Phileas Fogg robbte vorsichtig rückwärts. Seine Stiefel stießen an das Dach des Führerhauses und die Berührung vermittelte ihm ein wenig Sicherheit und bewirkte, dass er erleichtert aufatmete und daran dachte, dass nun alles überstanden war.
    Er täuschte sich und der Fehler hätte einem naturwissenschaftlich gebildeten Mann wie ihm gar nicht passieren dürfen.
    Der Zug kam aus einer Albtraumwelt und er drang in die normale Welt ein. Dass die Erlebnisse Wirklichkeit und keine Einbildung gewesen waren, war nicht nur daran zu erkennen, dass die Luft des Regenwaldes würziger und frischer schmeckte als die der Vulkanlandschaft. Auf dem Zylinderleib bildete sich durch die Wärme in den Dampfkesseln schnell ein schmieriger Wasserfilm, der keinerlei Halt mehr bot. Die kleinste, kaum spürbare Bewegung bedeutete den endgültigen Verlust des Gleichgewichts und es dauerte keine halbe Minute, dann glitt Mr. Fogg ab und rutschte nach unten. Der Boden und das mahlende Seitengestänge der Räder rasten ihm entgegen und diesmal konnte auch der Stein keine Rettung herbeiführen. Fogg stieß einen schrillen Schrei aus, verlor das Oberteil der Zugmaschine aus den Augen, streckte die Hände gegen die dunkelgrünen Antriebsräder aus und wollte nach einer der glühenden Rohrleitungen fassen. Lieber wollte er sich die Hände verbrennen, als vom Zug zermalmt zu werden.
    Er stieß mit dem rechten Ellenbogen gegen den Dampfzylinder und wurde in seiner Bewegung abrupt gehemmt. Sein Körper wurde nach hinten gerissen, sein Kopf knallte gegen ein Blech, dann spürte er Boden unter den Füßen und erkannte das Halbdunkel des Führerhauses. Zwei Männer beugten sich besorgt über ihn und Fogg ließ es willig zu, dass sie ihm einen Eimer Wasser über den Kopf schütteten. Seine Kräfte verließen ihn, die Anstrengungen forderten ihren Tribut. Er bekam weiche Knie und sank mit einem Seufzer zu Boden.
    »Danke«, brachte er nur hervor. »Danke!«
    »Hey, Sahib, was war da los?«, erkundigte sich der Heizer, dessen rußgeschwärztem Gesicht keine Hautfarbe und keine Nationalität zu entnehmen war. »Wie kommen Sie auf den Zylinder?«
    Fogg benötigte mehrere Minuten, bis er sich soweit erholt hatte, dass er Antwort geben konnte. Er deutete nach hinten auf den Tender, wo soeben das völlig verrußte Gesicht seines Dieners erschien.
    »Es war die Hölle«, hauchte er. »Eine grausame Macht hat nach dem Zug gegriffen.«
    »Wir wussten nicht, was los war«, japste der Zugführer. »Wir hatten nur Angst. Es war völlig finster und es stank bestialisch. Wir kamen uns vor wie im Innern eines riesigen Wals, der uns verschlungen hat!«
    »Harmlos, ausgesprochen harmlos, meine Herren!« Fogg versuchte ein Lächeln. »Wenn es nur ein Wal gewesen wäre.« Und er berichtete aus seiner Sicht, was sich ereignet hatte. Er vermied es, Erklärungen abzugeben oder den Lederbeutel mit einzubeziehen. Zumindest wurde klar, wie er es geschafft hatte, auf den Dampfzylinder zu

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