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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Eisenbahnlinie geschaffen worden war und noch nicht die auflösende Wirkung des Monsunregens über sich hatte ergehen lassen müssen.
    Am Morgen des sechsten Tages erreichten sie Bezwada und mieteten sich in einer Baracke ein, die hier an Stelle eines Hotels stand. Bis zur eigentlichen Stadt waren es zwei Meilen; Bezwada war nur ein Durchgangsort hinunter zur Hafenstadt Bandar.
    Sie schliefen sich aus und begaben sich dann zum Bahnhof, um die Ankunft des Zuges abzuwarten. Sie war für sechzehn Uhr Ortszeit vorgesehen, aber der Zug ließ sich nicht blicken und er traf weder vor Anbruch der Dunkelheit noch während der Nacht ein. Inzwischen hatte die Garnison von Bandar einen Kurierreiter losgeschickt, der am Abend des übernächsten Tages zurückkehrte. Der Zug war pünktlich abgefahren und es waren zwei Engländer mitgefahren, die von Bombay gekommen waren. Der Beschreibung nach handelte es sich eindeutig um Phileas Fogg und seinen Diener.
    Und doch – der Zug war auf der ganzen Strecke nicht gesehen worden. Er war spurlos verschwunden.
    »Etwas Schreckliches hat sich ereignet«, prophezeite Howard, als sie unter sich waren. Chavanda hatten sie weggeschickt, damit er ihnen eine warme Mahlzeit besorgte. »Das SIEGEL muss daran schuld sein. Wir werden den Zug nie wiedersehen. Und auch das SIEGEL nicht!«
    »Biste da ganz sicher?«, fragte Rowlf. Seine roten Haare hatten seit Tagen keinen Kamm mehr gesehen und er trug das faltenreichste Hemd zur Schau, das es je auf Gottes Erdball gegeben hatte. »Woll’n mer nich’ ein wenig warten?«
    Sie taten es und aus dem Warten wurde eine ganze Woche, dann zwei. Englische Truppen hatten mit einer Draisine die gesamte Strecke abgefahren, aber nichts entdeckt mit Ausnahme eines verbeulten Stücks Metall, das einmal eine Waggontür gewesen war. Der Schienenstrang war nicht beschädigt, eine Entführung des Zuges war ausgeschlossen. Es gab keine Spuren, die in den Dschungel führten.
    Howard und Rowlf machten sich ihre Gedanken dazu, ohne dass sie etwas verlautbaren ließen. Von den Offizieren hätte ihnen sowieso niemand geglaubt.
    Am Morgen des neunten Tages traf ein Bote ein. Es war Talsah. Er berichtete, dass sein Meister und Lehrer die bösartige Ausstrahlung noch immer wahrnahm, und zwar auf der Eisenbahnstrecke zwischen Haiderabad und Bezwada. Sie veränderte ihren Standort nicht.
    »Los!«, rief Howard aus. »Wir reiten hin. Talsah wird uns führen und uns in etwa die Stelle zeigen!«
    Sie machten sich auf den Weg, Talsah und Chavanda voraus. Ihr Führer, den sie in Bombay angeheuert hatten, hatte sich zu einem schweigsamen, ernsten jungen Mann entwickelt, der manchmal mit scheuen Blicken zu ihnen aufsah, ansonsten wortlos das tat, was sie ihn hießen, und in der Zeit, in der sie ihn nicht benötigten, wie vom Erdboden verschluckt war. Es war nicht zu verleugnen, dass er durch das Erlebnis einen Schock erlitten hatte, der unter Umständen sein Leben lang anhalten konnte.
    Howard überlegte seit Tagen, wie er diesen Zustand ändern konnte. Es fiel ihm nichts dazu ein und jetzt waren seine Gedanken ganz auf den verschwundenen Zug ausgerichtet, der nach Rajnivs Angaben irgendwo zwischen den beiden Bahnhöfen stecken geblieben war, ohne dass die Soldaten der Kolonialarmee ihn wahrgenommen hatten.
    Das Gebiet, in dem Sundhaies das Böse oder den Zug ausgemacht hatte, lag eine halbe Tagesreise von Bezwada entfernt in der Ebene, wo die Bahnstrecke von den Bergen herabkam und durch den Dschungel führte. Talsah führte sie bis an den Schienenstrang und sie nahmen die Suche auf. Einen Vormittag und einen Nachmittag ritten sie hinauf und hinunter und dann endlich entdeckte Howard ein Anzeichen, dass etwas nicht stimmte. Er hielt sein Pferd an und deutete auf die Wipfel der hohen Bäume, die die Schneise säumten, durch die die Bahnstrecke verlief.
    »Fällt euch etwas auf?«, fragte er.
    Sie schwiegen und beobachteten. Außer den typischen Geräuschen des Regenwaldes war nichts zu hören. Vögel zwitscherten, ab und zu brüllten Tiere und die Äste der kleineren Bäume schaukelten im Wind.
    Rowlf erkannte es als Erster. Er richtete sich im Sattel auf und überragte das Pferd damit noch weiter, als er es sonst schon tat.
    »Da oben is’ alles ’n bisschen verschwommen, nich’ wahr?«
    Die Baumkronen besaßen eine bestimmte optische Unschärfe, als würden sie durch eine nicht richtig fokussierte Linse betrachtet. Dabei wirkten ihre Äste seltsam starr, als seien sie eingefroren,

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