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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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erschrocken an.
    »Dein Gesicht, Gulyas …? Was ist geschehen?«
    Er lächelte etwas verzerrt.
    »Nichts weiter, Tjond. Bestimmt nichts Schlimmes. Aber ich glaube, alles ist ganz anders, als wir angenommen haben.«
    »Was ist los?« fragte Hautamaki vom Bildschirm her. Er hatte die kurze Unterhaltung gehört und den Unterricht unterbrochen. Fragend sah er auf sie herab.
    Gulyas sagte:
    »Wie ist die Verständigung jetzt? Kannst du mich verstehen, Liem?«
    »Ja, sehr gut. Fast alle notwendigen Wörter sind gespeichert. Die Fähigkeiten der Maschine sind begrenzt, also muß ich euch bitten, eure Sprache so einfach wie möglich zu halten. Dann ist eine Verständigung gut möglich.«
    »Ich verstehe, Liem. Das, was ich zu sagen habe, ist sehr einfach. Darf ich mit einer Frage beginnen?«
    »Ja.«
    »Stammt deine Rasse von einem Planeten, der einen nahen Stern umläuft?«
    »Nein. Wir haben einen langen Weg zurückgelegt, bis wir diesen Stern hier fanden. Mein Heimatplanet gehört zu einem Stern drüben in der Galaxis, die hinter euch liegt.«
    »Lebt dort deine Rasse?«
    »Wir leben auf vielen Welten, aber wir alle sind Kinder eines Volkes, das einst auf einer fernen und längst verschollenen Welt wohnte.«
    »Auch wir haben viele Planeten besiedelt, aber unsere Heimat ist eine bestimmte Welt«, sagte Gulyas und sah auf ein Stück Papier, das er in der Hand hielt. Als er wieder aufsah, lächelte er dem Fremden zu. Es war ein trauriges und entsagungsvolles Lächeln. »Wir stammen von einem Planeten, den wir ›Erde‹ nennen. Es ist derselbe Planet, von dem auch ihr stammt. Wir sind Brüder, Liem.«
    Hautamaki, der dem Gespräch bisher aufmerksam gelauscht hatte, konnte sich nicht länger beherrschen. Wütend rief er:
    »Sind Sie verrückt geworden, Gulyas? Liem ist ein Humanoide, aber kein Mensch! Er kann nicht einmal unsere Luft atmen, ohne daran zu ersticken!«
    »Er nicht – oder vielleicht sie!« Die Stimme Gulyas’ war ruhig und gefaßt. »Er, sie oder es … wir manipulieren nicht mit dem Geschlecht, aber wir wissen doch selbst, daß es möglich ist. Ich bin fest davon überzeugt, daß wir herausfinden werden, wie sich Liems Rasse der neuen Umwelt anpaßte und so lebt, wie sie es heute tut. Vielleicht natürliche Auswahl, vielleicht Mutation. Die Umwandlung ist drastisch gewesen und muß eventuell noch anders erklärt werden – aber das ist jetzt nicht so wichtig. Dies hier ist wichtig!« Er hielt das Stück Papier in die Höhe. »Sie können es sehen, glaube ich. Die DNR-Kette des Atomkerns einer meiner eigenen Hautzellen. Die andere stammt von Liem. Sie sind identisch. Liem ist ein Mensch wie wir.«
    »Das ist doch unmöglich!« rief Tjond dazwischen und schüttelte verwirrt den Kopf. »Sieh ihn doch an, Gulyas! Er ist so verschieden von uns. Und ihr Alphabet! Es hat nicht ein einziges Merkmal, das mir bekannt vorgekommen wäre. Ich kann mich nicht derart irren!«
    »Du hast vergessen, daß ein völlig neues, unabhängiges Alphabet entstehen konnte. Hast du mir nicht selbst gesagt, daß die chinesischen Schriftzeichen keinerlei Verwandtschaft mit den bei uns gebräuchlichen besitzen? Liems Rasse kann eine kulturelle Katastrophe durchgemacht haben. Die Schrift mußte vielleicht neu erfunden werden, ohne eine Erinnerung an die untergegangene und vergessene. Dadurch entstand eine neue Sprache und eine neue Schrift. Es sind Jahrtausende vergangen, seit der erste Mensch seinen Planeten verließ. Wenn das in Betracht gezogen wird, sind die physischen Differenzen gering. Einige werden natürlichen, andere künstlichen Ursprungs sein. Aber was immer auch geschehen sein mag, die Keimzellen des Plasmas lügen nicht. Sie sprechen die Wahrheit. Und die Wahrheit heißt: Liem und wir stammen von der Erde. Wir sind Brüder.«
     
    »Ich glaube, daß es möglich ist.« Liem sprach zum erstenmal seit Gulyas ungeheuerlicher Enthüllung. »Gerade erhalte ich die Nachricht, daß unsere Biologen zum gleichen Schluß gelangten. Die bestehenden Unterschiede sind gering, wenn wir sie mit unseren Gemeinsamkeiten vergleichen. Wo ist diese Erde, von der ihr stammt?«
    Hautamaki deutete empor zum Himmel. Das weiße Band der Milchstraße zog sich quer darüber hinweg, Millionen und Milliarden von Sternen.
    »Dort, auf der anderen Seite der Galaxis. Eine halbe Umrandung vielleicht …«
    »Der Mittelpunkt der Galaxis – ich glaube, er ist die Erklärung für das, was geschehen konnte. Sein Durchmesser beträgt einige tausend Lichtjahre,

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